Zwischen Weihnachten und Silvester habe ich mir für ca. 12 Euro bei Steam das Spiel L. A. Noire gegönnt. Ich hab zwar viel Gutes davon gehört, aber das Ergebnis übertrifft jede Erwartung. Das Gameplay ist gewöhnungsbedürftig (für die Rätsel- und Dialogparts hätte ich mir ein Point & Click Interface gewünscht), aber das Grafikdesign, die Atmosphäre, die Musik, die Qualität der Sprachaufnahmen und die einzelnen Kriminalfälle geben einem jederzeit das Gefühl, man würde sich eine gute alte Krimiserie anschauen, lang bevor CSI & Co. modern wurden. Das ganze Setting begeistert mich einfach und, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, auch das Gameplay (simpel, aber es passt zum Spiel). Zwischendurch gibt es ein paar gut steuerbare Actionszenen (Verfolgungsjagden zu Fuß, mit dem Auto oder auch mal eine Schießerei oder Schlägerei), die glücklicherweise nicht (wie ich befürchtet habe) nur aus Quicktime Events bestehen (ich hasse Quicktime Events, darum fand ich auch Fahrenheit und Heavy Rain nicht besonders toll ... wenn man immer nur darauf achten muss, welche Taste man als nächstes drücken muss, dann verpasst man oft die Handlung, die sich gerade im Hintergrund ereignet).
Ein paar Kritikpunkte hab ich zu L. A. Noire dennoch: Die Sprachausgabe ist (rockstartypisch) komplett in englisch. Es gibt zwar deutsche Untertitel, aber die helfen einem wenig, wenn man während der Befragungen auf die Mimik, Gestik und Betonung der Leute achten muss. Einzige Möglichkeit ist das spätere Nachlesen im Protokoll. Ohne gute Englischkenntnisse ist das Spiel daher auch noch spielbar, allerdings sehr anstrengend. Meine Hörkenntnisse sind im oberen Mittelfeld, würde ich sagen, daher verstehe ich schon das meiste und spiele auch ohne Untertitel, ab und zu muss ich allerdings trotzdem nachschauen, was das eine oder andere Wort bedeutet bzw. was ein Satz in einem bestimmten Zusammenhang bedeutet. Als Ausgleich muss man dem Spiel abergestehen: Die Sprachqualität ist durchgehend absolut auf Kinoniveau. Die Rockstars haben es, was das angeht, einfach drauf, da werden keine halben Sachen gemacht.
Weiterer Kritikpunkt: Man kann sich noch so blöd anstellen, irgendwie kommt man trotzdem immer dem Täter auf die Spur. Da hätte ich mir mehr Entscheidungsfreiheit gewünscht bzw. die Möglichkeit, auch mal ernsthaft bei einem Fall zu versagen, wenn man sich richtig blöd anstellt. Stattdessen kann man die wichtigen Befragungen einfach direkt wiederholen, wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Das ist anfängerfreundlich und frustvermeidend, aber man hat halt nie wirklich das Gefühl, sich für einen gelösten Fall auf die Schulter klopfen zu dürfen.
Ansonsten kann ich das Spiel jedem 40er/50er Jahre Krimi-Fan empfehlen, der bei einem Adventure auf harte Rätselnüsse und Point & Click Interface verzichten kann. Für GTA Fans ist des dagegen nur bedingt empfehlenswert, man kann sich zwar frei durch die Stadt bewegen und diverse Autos konfiszieren ("Polizeiliche Ermittlungen, wir benötigen ihr Fahrzeug!"), aber ein Open World Action Erlebnis wie GTA ist es auf keinen Fall, allein schon dadurch, dass man weder Passanten verletzten sollte, noch jederzeit die Waffe benutzen kann. Gauner laufen auch nicht frei auf der Straße herum, sondern sind grundsätzlich an Haupt- oder Nebeneinsätze gebunden.