aph am 25.04.2006 11:57 schrieb:
damian am 25.04.2006 10:43 schrieb:
Langer Rede kurzer Sinn: Die USA haben ein Konzept wie sie k o n k r e t den Herausforderungen des 21. Jahrunderts begegnenn wollen. Die Europäer haben kein Konzept, aber viel Idealismus (mit dem sie meiner Meinung nach nur bei der eigenen Bevölkerung viel Eindruck machen).
Ich geb dir zwar Recht, dass die UNO reformiert gehört, und dass die Europäer eine kraftvollere Außenpolitik brauchen, aber den USA ein "Konzept" zu unterstellen, halte ich für gewagt. Wo ist denn Krieg um Öl ein Konzept zur Friedenssicherung? Wo ist das Belügen aller Nationen über Massenvernichtungswafffen ein Konzept, nur um einen Diktator loszuwerden, den man früher großgezogen hat?
Und dann gibst du auch noch den Europäern die Schuld, dass der Krieg ausgebrochen ist? Sag mal, hackt's? Dir ist doch hoffentlich nicht entgangen, dass Saddam gar keine Gefahr mehr darstellte, oder? Die Europäer lagen völlig richtig mit ihrer diplomatischen Linie. Die führte dazu, dass Hussein am Ende sogar völlig leere und unbrauchbare Raketenhülsen verschrotten ließ, nur um den Krieg abzuwenden. Aber die Amis hatte das ja nicht mehr interessiert, die wollten nur noch bomben.
Wenn du schon mit "Sag mal, hackt's" kommst, dann werde ich im Gegenzug mit einem netten "Ich kann über deine geballte Naivität nur lachen" antworten.
Die USA haben ein Konzept. Sie verfolgen eine Aussenpolitik zu ihrem eigenen Wohle. Sie versuchen eine Hegemonialstellung zu errichten und sich für das kommende 21. Jahrhundert Rohstoffe sichern.
Jetzt zu deinen rhetorischen Fragen, die versuchen Stimmung zu machen, im innersten aber nur peinlich sind.
"Wo ist denn Krieg um Öl ein Konzept zur Friedenssicherung?"
Hierzu wäre zu sagen, dass ich nie etwas von einem Konzept zur Friedenssicherung gesagt haben. Aber wenn du schon die Frage in den Raum stellst, kann ich schon darauf antworten. Zwar sind die USA der grösste Erdölkonsument, aber bei weitem nicht der einzige! Die USA versuchen seit dem 1. Golfkireg in den 80ern den Mittleren Osten durch Zahlungen, politische Gefälligkeiten und militärische Präsenz zu stabilisieren. Denn ihre Absicht ist, für die Weltwirtschaft diese Ressource möglichst günstig zugänglich zu machen und so einen Verteilkampf zwischen den Grossmächten zu vermeiden. Der freie Markt / free trade ist eine der politischen Grundüberzeugungen der USA. Natürlich versucht man immer den maximalen Gewinn aus einer Situation zu ziehen. Aber welches Land macht das nicht?
Übrigens, "BP" und "Elf" sind auch keine Waisenknaben.
"Wo ist das Belügen aller Nationen über Massenvernichtungswafffen ein Konzept, nur um einen Diktator loszuwerden, den man früher großgezogen hat?"
Also, irgendwie bekommst du alles falsch mit. Kann daran liegen, dass du vielleicht reichlich unkritisch die Tagespresse verfolgst.
Warum hatten die USA in ihren Kriegen primär gegen Sowjetisches Militärmaterial zu kämpfen? Warum wurde im ersten Golfkrieg der US-Zerstörer "Stark" schwer beschädigt? Genau weil eine irakische Mirage F-1 (französisch) eine Exocet-Rakete (französisch) auf dieses Schiff abgefeuert hat. Wenn man nur schon diese nicht sehr aussagekräftigen Schnippsel aus dem Geschehen am persisichen Golf anschaut, könnte man auf die Idee kommen, das Saddam nicht einzig und alleine ein Ziehkind der USA ist. Saddam war gross geworden, weil Europäer, Sowjets und die USA die Revolution im Iran bekämpfen wollten. Also lehnst du dich seeeeehr weit aus dem Fenster, wenn du Saddam alleine als Kreatur der USA hinstellst.
Zum Thema des Belügens. Ja, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzen soll, war eine grosse Lüge. Das war schon klar als Powell in peinlichster Weise die Beweise dem Sicherheitsrat vorlegte (ein billiges Imitat der Kuba-Krise). Interessanter als das gebetsmühlenartige Repetieren der Feststellung der Lüge wäre es zu fragen, weshalb die USA das gemacht haben.
Nach dem 2. Golfkrieg ging ein Raunen durch die Presse. Die Koalitionsstreitkräfte unter der Führung der USA sind nicht nach Bagdad vorgerückt und haben Hussein entmachtet, sondern haben nach der Befreiung Kuwaits die Kampfhandlungen eingestellt. Zu dieser Zeit war sich die ganze Welt einig, Saddam gehört abgesetzt. Bush sr. hat sich höchstwahrscheinlich verkalkuliert, indem er glaubte, die Niederlage würde zwangsläufig zum Sturz Saddams führen. Clinton dann hat das ganze ausgesessen. Bush jr. küpfte am Versagen seines Vaters an und hat einfach die "Best of" Gründe gebracht, warum man Hussein loswerden musste. Es gab viele: Massenvernichtungswaffen, Massenmord, brutalste Unterdrückung, Missbrauch des UNO-Programms "Öl für Nahrungsmittel", Unterstützung der Kaida, Unterstützung des palästinensischen Terrors.
Das ganze war nichts anderes als ein politischer Werbefeldzug, der nicht viel einbrachte.
Frankreich und Deutschland haben sich diesen Behauptungen verweigert, obwohl Massenmord, brutalste Unterdrückung, Missbrauch des UNO-Programms "Öl für Nahrungsmittel", Unterstützung des palästinensischen Terrors" zutrafen. Das sagt viel über die europäische Postion aus? Nicht? Weshalb ist man so tolerant gegenüber einem Diktator? Die Antwort ist einfach: Frankreich und Deutschland haben schon wieder begonnen Handelsbeziehungen mit dem Irak aufzubauen, obwohl die UNO-Sanktion noch in Kraft war. Man wollte das Prozellan mit dem "lieben" Saddam nicht zerschlagen. Mit diesem Rückhalt hoffte eben Saddam vergeblicherweise einem Krieg mit den USA zu entgehen. Diplomaten haben ihm auch immer wieder versichert, man werde alles tun, um solch einen Konflikt zu vermeiden. Deshalb sind die Franzosen und Deutschen sicher nicht ganz unschuldig, dass es zu einem Krieg kam, weil sie in keiner Weise Saddam klar machten, dass es höchste Eisenbahn ist abzudanken (etwas anderes hätten die USA auch nicht toleriert).
Jetzt noch schnell zur Waffenverschrottung. Ganz naiv legst du es als Entgegenkommen von Saddam aus. In Wahrheit hätte er diese gar nicht mehr besitzen dürfen, weil diese eine grössere Reichweite als 150 km hatten, was dem Irak verboten worden ist. Wie soll man einer Person vertrauen, die sich nicht an Verträge hält?
Abschliessend möchte ich dir einfach noch auf den Weg mitgeben: Wie man in den Wald ruft, so tönt es raus.