Natürlich, "grau" darf es nicht geben und im Namen der selbsternannten "besseren Seite" kann man auch viel besser mit Steinen/Schmutz/Whatever werfen.
Was verstehst du unter Grauzone?
Die mediale Präsenz und die LGBT+ Bewegung sind (mal mehr, mal weniger gelungene) Reaktionen auf entsprechende gesellschaftliche Missstände. Keinesfalls umgekehrt.
Wenn man sich also über die mediale Präsenz dieser Thematik so echauffiert, sich genervt fühlt und einem die Hutschnur hoch geht, ist das kein durch das Thema geschaffenes Problem. Das Problem liegt viel tiefer und im Menschen selbst. Es ist naheliegend, dass der Rezipient möglicherweise doch mit anderen sexuellen Orientierungen und Geschlechteridentitäten ein "kleines" Problem hat. Oder vielleicht ein Problem mit dem eigenen Geschlecht und der eigenen Rolle in der Gesellschaft.
Und - ich übertreibe jetzt hier mal bewusst - wenn man sagt "Ich hab ja nichts gegen Schwule/Lesben, aber ich will sowas nicht sehen." und im gleichen Atemzug Lesbenpornos konsumiert und seiner Freundin in aller Öffentlichkeit den Magen ausschleckt, passt da irgendwas nicht zusammen.
Hab's auch nie verstanden, warum so manche heterosexuelle Menschen sich eher abwertend gegen Homosexualität äußern, aber mir dann erzählen, dass sie sich letzten Abend einen "geilen Lesbenporno" rein gepfiffen haben.
Zu sagen "Ich hab nix dagegen, aber nervt mich nicht damit" (oder alternative Aussagen zu dem Thema) löst das Problem nicht, das nun mal vorhanden ist. Mediale Präsenz löst das Problem auch nicht, sollte aber doch mal zum Nachdenken anregen und aufzeigen, dass dieses Thema knallharte Realität ist. Vor allem darüber, WARUM das Thema medial präsent ist.
Muss dieser Kram wirklich überall sein? Ich möchte zocken, ich möchte mich bei einem Actionfilm unterhalten fühlen. Und nicht tiefschürfend über Probleme dieser Welt nachdenken. Wenn ich das will, schaue ich entsprechende tiefgründige Filme.
Daran wirst du ja auch nicht gehindert.
Wo es in der Vergangenheit darum ging, zu erzählen, was eine Figur erlebt und durchmacht, geht es heute nun darum, was eine Figur vor dem Hintergrund des eigenen Geschlechts oder der eigenen sexuellen Orientierung erlebt. Oder zumindest in Verbindung damit. Das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung wird künstlich zum Dreh und Angelpunkt, wird zur anthropologischen Grundprämisse: Nicht was er denkt, fühlt oder tut ist ausschlaggebend, nein, die Identität des modernen Menschen speist sich nun aus seiner sexuellen Orientierung und dementsprechend aus dem harten Los, einer extremen Minderheit (Beispiel Pansexualität), einer sozialen Randshpähre anzugehören. Wahrlich dramatisch!
Über die Umsetzung kann man sich vortrefflich streiten. Ich fand es auch ziemlich beläppert, wie gekünstelt und aufgesetzt der "starke Frauen"-Moment am Ende von Avengers: Endgame inszeniert wurde.
Aber im Grunde gehört das Geschlecht und die sexuelle Orientierung zu einer Figur dazu. Sie kann, darf und sollte auch Thema sein. Ob das nun hetero, homo, bi oder pan ist oder eben männlich, weiblich o.ä. Das ist Teil der Identität einer Figur und oft auch der Grund, warum sie dies und jenes erlebt und durchlebt.