TBrain am 16.11.2006 15:52 schrieb:
Ich sehe zwar ein, dass du meine Einschätzung für irrelevant hältst, aber wie soll Sozialismus international durchgesetzt werden (Anmerkung: durchgesetzt klingt schon etwas kämpferisch, jedenfalls nicht sonderlich liberal) wenn man nicht mit dem Finger schnippen kann und schon ist er überall da? Man muss doch irgendwo anfangen, oder nicht?
Zunächst einmal kann man nationale und internationale Politik gleichzeitig betreiben. Das passiert auch.
Desweiteren gibt es wie bereits erwähnt auch Maßnahmen, die hier getätigt werden, aber anderswo Auswirkungen haben. Dazu muss dort kein Sozialismus herrschen. Es geht ja auch weniger darum, den Sozialismus an sich durchzusetzen, sondern seine Ziele, zB Wohlstand für breite Massen.
Ein Beispiel sind eben Arbeitsmigranten. Es liegt doch in unseren Händen, ob wir es zulassen, dass hierzulande polnische Arbeiter zu Löhnen arbeiten können, die deutschen Arbeitern aufgrund von Tarifen nicht gezahlt werden können. Gibt ja da nach wie vor etliche Tricks, das zu erreichen. Ebenso liegt es an uns, Menschen die Arbeitserlaubnis hier zu geben, die in ihrem Heimatland nicht dieselbe soziale Absicherung haben. Die EU regelt da inzwischen so einiges und zunehmend mehr, aber nur in diesem Maße, wie wir auch in demokratischer Weise politischen Einfluss auf ihre Entscheidungen nehmen können. So hat ja die deutsche Regierung so einiges mitzureden, was die Dienstleistungsrichtlinie betrifft. In ähnlicher Weise reden Landesregierungen mit, wenn es um Konkurrenzsituationen zwischen Bundesländern geht. Konkurrenz politischer Gebilde kann sowohl befruchtend als auch schädlich sein. Ein EU-Land, das seine Gewerbesteuern senkt, um sich die Steuerausfälle von der EU und damit den anderen Staaten bezahlen zu lassen, schädigt alle.
Daraus folgt, dass Sozialisten zwar versuchen, möglichst viel international regeln möchten, aber dort, wo sie nur national agieren, grundsätzlich zum Wohle beider Seiten entscheiden würden.
Meiner (irrelevanten) Meinung nach werden sich bei demokratischen Abstimmungen immer Befürworter für einen schnellen, pragmatischen, nationalen Weg finden die sich aus dem ideologischen Sozialismus ausgliedern und ihr eigenes Ding machen anstatt auf den internationalen Durchbruch zu warten.
Ich bezeichnete deine Meinung als irrelevant, weil du kein Sozialist bist. Daher kannst du dich auch nicht in sie hineindenken. Da ein Sozialist in der Regel seine Ideen für umsetzbar hält, hat er keinen Grund, ein Nationalsozialist zu werden. Auch wenn du ihm widersprichst.
Ich kann euch versichern, dass in internen Diskussionen so etwas wie "zuerst Deutschland" nicht vorkommt. Ich hab im letzten BT-Wahlkampf an Infoständen geholfen. Eine Frau kam auf uns zu, lobte uns und sagte ihre Stimme zu. Dann fing sie an über Ausländer zu reden, dass sie uns die Arbeitsplätze wegnehmen (im Osten, wo es kaum welche gibt - lol) und dass wir doch dagegen hoffentlich auch was tun werden. Wir haben sie weggeschickt und gebeten, uns ihre Stimme nicht zu geben.