aph am 06.02.2007 14:48 schrieb:
Nehmen wir ein Beispiel: Vor einhundertfünfzig Jahren war durch das eigenverantwortliche, freiheitliche individuelle Handeln einiger Briten ein reger Handel mit China entstanden. Die britischen Händler brachten Opium an die chinesischen Küsten, woraufhin die Chinesen drogensüchtig wurden. In einer eigenverantwortlichen Reaktion verbot der chinesische Kaiser zum Schutze seines Volkes die Einfuhr von Opium. Daraufhin sahen sich die britischen Händler in ihrer Freiheit beeinträchtigt und baten eigenverantwortlich ihre Regierung um Hilfe. In den zwei Opiumkriegen brachte die englische Regierung und ihre Verbündeten mal eben einige Zehntausend Chinesen um (die damit vermutlich ihrer Eigenverantwortung beraubt waren) und trotzte China damit Hongkong sowie die Eröffnung von 11 weiteren Handelsbasen entlang der Küste ab.
Danach konnten die englischen Händler wieder freiheitlich und eigenverantwortlich ihren Geschäften nachgehen (inkl. des nun legalisierten Opiumhandels).
Fazit: War es der christliche Sinn für Eigenverantwortung, der diesen wirtschaftlichen Erfolg sicherte?
Da bin ich wieder
Hatte mit diversen Projekten viel zu tun. ICh hab mal die wichtigsten Aussagen der letzten Seiten hier kopiert und werde offline demnächst mal im Sinne einer Weiterführung der Diskussion ein paar Zeilen schreiben, da ich denke, dass diese DEtailsargumentationen uns nicht weiter bringen.
Aber um das schöne Beispiel Opiumkrieg kann ich nicht vorbei
JA, es war der christliche Sinn für Eigenverantwortung.
Wie haben die Engländer ihre Truppen herangeführt? Durch Schiffe. Wieso konnten sie so sicher mit Schiffen die Weltmeere beherrschen? Weil sie eine genaue Zeitmessung und Uhren hatten, die auch bei schwerem Seegang sicher funktionierte. Wer hat die Erfunden? Ein kleiner englischer Schlosser in der englischen Provinz, der sei halbes Leben daran bastelte. Wieso hat der kleine englische Schlosser daran gebastelt, bevor die britische Regierung einen Preis für eine solche Uhr auslobte? Weil es ihn interessierte, weil er es konnte, weil er es wollte. Er alleine.
Wieso konnten die Briten mit vergleichweise geringen Truppen das riesige chinesische Reich mehrmals in die Knie zwingen? Weil sie überlegende Waffen hatten. Wieso hatten sie die? Weil es immer wieder Büchsenmacher in ihren kleinen Werkstätten gab, die vorhandene Waffen verbesserten. Ob es nun ein HErr Gattling war, die HErren Smith&Wesson, die deutschen Walther, ein Herr Colt und wie sie noch alle hießen. Herr Nobel hat auch seine Ideen eingenverantwortlich umgesetzt.
Die Geschichte der Erfindung der Dampfmaschine braucht hier nicht wiederholt werden.
Wieso waren die Chinesen nicht in Europoa mit überlegenen Schiffen und Waffen? Weil sie ihre Seeexpansion im 15. Jahrhundert aus religiösen Gründen eingestellt haben. Weil die Forschung und Entwicklung in den Händen eines kaiserlichen Verwaltungsapparats lag. Und ein paar tausend Eunuchen sind halt nicht so innovativ, als wenn man das gesamte geistige Potenzial eines Landes nutzen könnte. Der chinesische Bauer war in seiner konfuzianischen GEsellschaftsstruktur eingesperrt und hat offensichtlich nie sich in seiner Freizeit hingesetzt und überlegt, ob er eine genaue seegänginge Uhr entwickeln sollte. Selbst wenn es einen unbekannten chinesischen Handwerker gegeben hätte, seine Idee wäre nicht an den kaiserlichen Hof gekommen.
Da hilft es den Chinesen auch nicht, dass sie mal das Schießpulver erfunden hatten. Es hilft ihnen auch nichts, dass sie vor 1500 JAhren die Ölförderung kannten. Wenn von den paar tausend kaiserlichen Beamten niemand auf die Idee kommt, dass man ein Zündnadelgewehr bauen könnte oder das Öl raffinieren könnte, um den VErbrennungsmotor zu bauen, dann verliert man. Und wenn man aus religiösen buddhistisch-konfuzianischen Gründen das geistige Potenzial von hundert Millionen Menschen ignoriert und _nicht_ fordert, dann hat man irgendwann mal ein Problem. So geschehen während der Opiumkriege.
Und irgendwann sollte man sich die Frage stellen, wieso in Europa/USA eine GEsellschaft entstanden ist, die es erlaubte, dass ein König eines Weltreiches wie Großbritannien, die Erfindung eines kleinen Schlossers aus der Provinz zum STandard der Flotte macht und dieser kleiner Schlosser im Observatorium von GReenwich, London, ganz in der Nähe der britischen Marineschule, umfassend geehrt wird.
Und wenn man das verstanden hat, dann versteht man auch, wieso es solche Probleme mit dem Patentschutz in China gibt. Weil das Verständnis von INDIVIDUELLEM geistigen Eigentum sich von unserem vollständig unterscheidet.
Ich glaube ich muss nicht herausstellen, dass ich die Opiumkriege verabscheue. Aber ich bin eigentlich froh, dass sie nicht in EUropa stattfanden. Dass die Chinesen sich jetzt dafür rächen, ist unser PRoblem
@Wolf-V: kurze Bemerkung zu den Inkas. Die Dinge muss ich nicht publizieren. Sie sind publiziert. Vielleicht hast Du die falschen Quellen gelesen. Abgesehen davon haben uns die Inkas keine Schrift hinterlassen. Ihr Zahlen-System aus Knoten ist dagegen bekannt und wird verstanden und versteht auch, wie sie darauf basierend eine Verwaltung aufbauen konnte. Alles kein Geheimnis. Es bleibt dabei, dass das Schicksal des gesamten Volkes vom Schicksal des Großen Inkas abhing. Wenn der kleine englische Schlosser überzeugt gewesen wäre, dass sein Schicksal vom Schicksal des englischen Königs abhängig gewesen wäre, hätte er sich nicht hingesetzt, um eine Uhr zu erfinden, die die britische Flottenmacht perfekt machte.
Gruß
W.
PS: Demnächst wieder was zu eigentlichen Thema