Kannst Du alles subsumieren, ein Abgleiten der Türkei in eine Art "faschistoide Theokratie" (worst case) würde sich wohl unmittelbar auf diese Konflikte auswirken.
Saudi Arabien ist schon seit Jahrzehnten eine faschistoide Theokratie und es kräht auch kein Hahn danach...
Darüber hinaus ist die Entwicklung in der Türkei eigentlich primär im Hinblick auf diese schon bestehende Konflikte von Bedeutung. Würde man sich innig um die Lösung dieser Konflikte bemühen, wäre die politische Entwicklung in der Türkei für Europa bzw. Deutschland von untergeordneter Bedeutung.
Aus europäischer Sicht erst einmal völlig unbedeutend.
Also zum einen ist der Konflikt im Südsudan für Europa dahingehend wichtig, weil er sinnbildlich für die Vernachlässigung des afrikanischen Kontinents und die falsche Politik des Westens dortsteht. Und das trägt massiv zum Problem der "Wirtschaftsflüchtlinge" bei, das ja sehr wohl von einiger Bedeutung für Europa ist.
Zum anderen bin ich Kosmopolit. Ich interessiere mich für das Wohl aller Menschen, nicht nur derer in meiner unmittelbaren Nachbarschaft.
Sicher noch schwelend, sehe ich aber aktuell kein akutes Problem. Sicherlich problematisch, aber deutlich weniger bedeutend/gefährlich als "Führer Erdowahn"
Ich persönlich halte auch Erdogan vergleichsweise für ziemlich ungefährlich.
Zu schwammig. "EU" ist immer Krise. Türkei wäre/ist höchstkritisch für die EU und würde eine weitere schwere "EU-Krise" auslösen.
Und "Türkei" ist nicht zu schwammig? Welche Entwicklung in der Türkei sollte die EU in genau welche Krise führen und was wäre dann im Detail "höchstkritisch" für die EU? Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass die Türkei jemals ein europäisches Land angreifen würde. Worin liegt also die konkrete Gefahr für die EU, die angeblich so groß ist, dass die Türkei das wichtigste internationale Thema unserer Zeit ist?
Ich lese vor allem immer viele Konjunktive. Hätte, wenn und wäre. Es gibt allerdings reale Konflikte und Probleme auf dieser Welt, die schon bestehen und die jetzt aktuell unsere Aufmerksamkeit verlangen. Eine Lösung bzw. zumindest Entschärfung des Syrienkonflikts etwa würde imo auch das Gefahrenpotenzial durch eine Demokratur in der Türkei massiv abschwächen.
Vollkommen irrelevant. Wenn H. C. gewinnt, wird sich gar nichts ändern - US-Business as usual.
Wenn Trump gewinnt, hat die Welt einen echten Komiker gewonnen - wirklich "schaden" kann er aber auch nicht, dafür gibt's in den USA immer noch ein funktionierendes "checks & balances"-System.
Ihr seid doch ein Freund des Konjunktivs. Und da macht es euch keine Sorgen, dass entweder die größte Freundin von Kissingers Regime Change Policy (der maßgeblich an der Lybienkrise, am Syrienkonflikt und an anderen Regime-Change-Unterfangen in der Welt beteiligt war, etwa Honduras etc.), die selbst verkündet hat, dass sie keine Probleme damit hätte, den Iran mit Nuklearwaffen anzugreifen, oder ein faschistoider Nationalist, der angeblich keine Probleme damit hat, die NATO aufzukündigen, Familien von Terroristen zu töten und mit "Stärke" nach außen zu regieren, die alleinige Hoheit über den Koffer mit den Codes für das Atomwaffenarsenal der USA hat? Es macht euch keine Sorgen, dass Leute, die für die militärische Dominanz und das umfassende Recht der militärischen Intervention stehen, über das mit Abstand größte Militär dieser Erde bestimmen werden?
Und nein, Checks-und-Balances funktioniert vor allem bei militärischen Fragen in den USA leider so gut wie überhaupt nicht. Über Krieg und Frieden und insbesondere über militärische Unterfangen und konkrete Maßnahmen bestimmt in der Regel alleine der Präsident und sein Kabinett. Die anderen Verfassungsorgane werden im besten Falle darüber informiert. Nur bei offiziellen Kriegserklärungen muss das Parlament abstimmen. Aber das Parlament kann z.B. nicht effektiv verhindern, dass der Präsident diverse militärische Maßnahmen einleitet, darunter auch das Abfeuern nuklearer Sprengköpfe.
Ein möglicher bis wahrscheinlicher Völkermord ist "weniger dramatisch"? Aha.
Zumindest der Syrienkonflikt und die EU Krise sind von den Vorgängen in der Türkei ebenfalls betroffen.
Nein, ich sehe schlicht nicht dasselbe Gefahrenpotenzial für Völkermord wie du in diesem konkreten Fall. Das meinte ich hier mit "weniger dramatisch", nicht Völkermord an sich.
Was meinst du genau mit "EU-Krise" hier? Ich würde sogar behaupten, dass die Krise in der Türkei, die gleichermaßen einen möglichen EU-Beitritt dieses Landes in weite Ferne rückt, für eine Entschärfung der politischen Krise in der EU sorgen könnte, weil eben damit nicht mehr die "Gefahr" besteht, dass der staatliche Islam Teil der EU wird (was ja unter anderem ein "Argument" von einigen Brexit-Befürwortern war). Das mag zynisch klingen, aber das wäre ein möglicher Effekt. Ich befürchte allerdings, dass Rechtspopulisten sich das eh so zurechtlegen, wie sie es brauchen, daher wird sich der Effekt spätestens mittelfristig wieder auflösen.
Was die Flüchtlinge angeht, ist die Türkei nur ein weiterer Scapegoat bzw. eine billige Ausflucht für Politikversagen in Europa. Der "Flüchtlingsdeal" war von Anfang an ein politischer und menschlicher Fehler und ich werde keine Träne verdrücken, wenn er scheitert. Wir sollten uns wie gesagt weniger um die Türkei sorgen als um die baldige Lösung bzw. Entschärfung des Syrienkonflikts. Das heißt übrigens keinesfalls, dass ich die Vorgänge in der Türkei gut heiße, nur um das noch mal klar zu stellen. Es heißt nur, dass ich diese mediale Diskussionverengung auf die Türkei derzeit für kritisch bzw. falsch halte.