AW: Wahlen in Österreich...
Der Grund dafür liegt sicher auch darin, dass das über zwanzigjährige politische Wirken Haiders recht ambivalent und nicht leicht klassifizierbar ist.
Zu Beginn seiner Karriere aus der auch seine bekannten 3. Reich- Zitate stammen, hat er vor allem die klassischen ewig Gestrigen bedient, übernahm später- um diese begrenzte Wählerschicht zu erweitern, aber auch soziale Themen, die bis dahin Hoheitsgebiet der Sozialdemokraten waren, und ist ihnen damit ordentlich auf die Füße getreten. Kurz um, die beiden bis dahin unangefochtenen Großparteien, die sich das Land in den vergangenen 50 Jahren ungestört mittels ihrer Bünde und Kammern unter sich aufteilten, wurden ein wenig aus ihrer Lethargie gerissen, was für eine Demokratie eigentlich ganz gesund ist.
Haider war zweifellos ein Rechtspopulist, aber vor allem ein Populist, denn er hat sich zuweilen auch linker Themen bedient um Erfolg zu haben. Als er damals 27% erreichte kam der Großteil der Zugewinne von der eher linken SPÖ und deren Wähler sind damals auch nicht über Nacht rechts geworden.
Haider war polemisch, ging mir sehr oft auf die Nerven, hat mich mit seinen Anti-Ausländerwahlkämpfen abgestoßen, hat die österr. Innenpolitik aber auch lebendiger gemacht, er war ein erfolgreicher und engagierter (zumindest hatte ich diesen Eindruck) Landeshauptmann, und sorgte auch immer wieder für Überraschungen- z.B. als er für einen EU-Beitritt für die Türkei eingetreten ist- eine Forderung, die bemerkenswert unpopulär war.
Kurz um, er war ein unkonventioneller Politiker und für mich aufgrund seiner Ausländerpolitik immer unwählbar, ihn aber nur auf zwei oder drei Zitate zu einem plumpen Rechten zu reduzieren, wie das viele ausländische Medien oft gemacht haben und gerade wieder tun, ist meiner Meinung nach aber etwas zu kurz gegriffen.
Die Ansicht "ein Rechter weniger, juhu!" kann ich zwar nachvollziehen, aber als jemand, der ihn jetzt quasi über 20 Jahre vor der Nase hatte, und zur Zeit in Österreich fast nur noch aalglatte Politiker sieht, die ihre einstudierten Sprüchlein herunterbeten, tu ich mich damit etwas schwerer.
Ich glaube die Unterscheidung zwischen dem Privatmann Haider und dem Politiker Haider ist gar nicht mal so relevant und auch nicht der Grund warum sich auch Österreicher, die ihn nie gewählt haben, nicht wirklich darüber freuen ihn los zu sein. - Selbst Van der Bellen, der bis vor kurzem Chef der Grünen war, und keinesfalls im Verdacht steht ein rechter Sympatisant zu sein, zeigte sich von Haiders Tod persönlich sehr betroffen, mehr als man von einem Linkspolitiker erwarten könnte wenn ein Rechtspopulist stirbt. Überhaupt waren die Reaktionen quer durch die politischen Lager bis hin zum sozialdemokratischen Bundespräsidenten sehr respektvoll und anerkennend. Könnte man Haider wirklich auf seine 3. Reich-Zitate reduzieren, wie das immer wieder gemacht wird, wären die Reaktionen bestimmt nüchterner ausgefallen.Spassbremse am 12.10.2008 10:45 schrieb:pro-gamer am 12.10.2008 02:33 schrieb:1
So einen beschischissenen dreck der hier teilweise verzapft wird hab ich mein Leben noch nie gelesen! kennt ihr als deutsche mehr von haider als seine (zugegenenermasen ungllücklichen) sager aus den frühn neunzigern? Kärnnten hat vor (zwischen) ihm wirklich beschissene LHs gehabt! Er hat wenigstens was weitergebracht! Ihn aufs gröbste zu beschimpfen und das an seinem todestag ... Ohne dass man jemanden kennt, außer dem was medien behaupten, ist schon krass! Einfach mal darüber nachdenken!
Tja, ich kenne nur den Jörg Haider, wie er in den Medien präsentiert wurde. Ich kenne nur ausgwählte Zitate von Jörg Haider, die, nicht einmal aus dem Kontext gerissen, für mich deutliche Rückschlüsse zulassen, wessen Geistes Kind er war.
Wenn nun der Privatmann Haider ein ganz anderer Mensch war, und seine Zitate nur durch eine böswillige Presse verunglimpft wurde, dann ist das natürlich traurig, und ich würde mich zu Unrecht über den Tod eines unbescholtenen, anständigen Menschen freuen.
So aber habe ich nur das Bild eines Volksaufhetzers und Ewiggestrigen vor Augen, ein Bild, dass durch die Presse UND Haider wohl selbst bedient wurde. Und für DIESE Person mag bei mir so keine rechte Trauer aufkommen.
Der Grund dafür liegt sicher auch darin, dass das über zwanzigjährige politische Wirken Haiders recht ambivalent und nicht leicht klassifizierbar ist.
Zu Beginn seiner Karriere aus der auch seine bekannten 3. Reich- Zitate stammen, hat er vor allem die klassischen ewig Gestrigen bedient, übernahm später- um diese begrenzte Wählerschicht zu erweitern, aber auch soziale Themen, die bis dahin Hoheitsgebiet der Sozialdemokraten waren, und ist ihnen damit ordentlich auf die Füße getreten. Kurz um, die beiden bis dahin unangefochtenen Großparteien, die sich das Land in den vergangenen 50 Jahren ungestört mittels ihrer Bünde und Kammern unter sich aufteilten, wurden ein wenig aus ihrer Lethargie gerissen, was für eine Demokratie eigentlich ganz gesund ist.
Haider war zweifellos ein Rechtspopulist, aber vor allem ein Populist, denn er hat sich zuweilen auch linker Themen bedient um Erfolg zu haben. Als er damals 27% erreichte kam der Großteil der Zugewinne von der eher linken SPÖ und deren Wähler sind damals auch nicht über Nacht rechts geworden.
Haider war polemisch, ging mir sehr oft auf die Nerven, hat mich mit seinen Anti-Ausländerwahlkämpfen abgestoßen, hat die österr. Innenpolitik aber auch lebendiger gemacht, er war ein erfolgreicher und engagierter (zumindest hatte ich diesen Eindruck) Landeshauptmann, und sorgte auch immer wieder für Überraschungen- z.B. als er für einen EU-Beitritt für die Türkei eingetreten ist- eine Forderung, die bemerkenswert unpopulär war.
Kurz um, er war ein unkonventioneller Politiker und für mich aufgrund seiner Ausländerpolitik immer unwählbar, ihn aber nur auf zwei oder drei Zitate zu einem plumpen Rechten zu reduzieren, wie das viele ausländische Medien oft gemacht haben und gerade wieder tun, ist meiner Meinung nach aber etwas zu kurz gegriffen.
Die Ansicht "ein Rechter weniger, juhu!" kann ich zwar nachvollziehen, aber als jemand, der ihn jetzt quasi über 20 Jahre vor der Nase hatte, und zur Zeit in Österreich fast nur noch aalglatte Politiker sieht, die ihre einstudierten Sprüchlein herunterbeten, tu ich mich damit etwas schwerer.