AW: News - Manhunt 2: Amtsgericht München ordnet die bundesweite Beschlagnahmung an
1.) Dadurch, dass das Spiel indiziert wurde oder andere gewaltreiche Medien bestimmte Alterseinschränkungen erhalten, wird bereits dafür gesorgt, dass nicht jederman das Spiel oder ähnliche Medien erhalten kann. Wenn die Alterseinstufung deiner Ansicht nach, so lese ich es zumindest aus deinen Beiträgen, nicht aussagekräftig genug ist, könnte man z.B. über ein Alternativsystem nachdenken. So müßte z.B. jeder, der solche Medien konsumieren will, erst einen Test machen, der geistige Reife und psychische Eignung feststellt.
2) Doch es geht um ein Kunstobjekt, da Computerspiele genauso wie Literatur, Musik, Theater, usw. Kunst sind. Dass die in dem Spiel dargestellten Formen nicht der Auffassung unseres Miteinanderumgehens entsprechen kannst du nicht ernsthaft als Bewertungsmaßstab anführen, da du dann eine riesige Menge an Kunst verbieten müßtest. Angefangen über jegliches Computerspiel, in dem man Menschen tötet ohne dazu nach unseren Gesetzen berechtigt zu sein, jedes Theaterstück in dem sich Menschen umbringen oder mit allerlei Körperflüssigkeiten gegenseitig beschmutzen, alle möglichen Bücher, Musikstücke, Bilder, etc. auf die das nicht zutrifft, die Bibel, den Koran und weitere angebliche Leitfäden für unser Zusammenleben, da auch sie Gewalt verherrlichen, usw. usw. usw.
3) Über Grenzen kann man diskutieren. Es ist z.B. eine Grenze, dass man versucht bestimmte Medien Jugendlichen und Kindern nicht zugänglich zu machen. (Ob das je nach Fall immer sinnvoll passiert, möchte ich jetzt mal nicht kommentieren.)
Es stellt sich bei der Grenzziehung in diesem Fall die Frage, welche Grenze hierbei übertreten wurde? Ich habe bisher keine nachvollziehbare Begründung dafür gesehen, dass das jetzt beschlagnahmte Produkt Schaden verursacht. Der direkte Konsum schädigt erstmal höchstens den Konsumenten und keine Dritte. Dass es den Konsumenten schädigt, sollte für so eine Maßnahme ersteinmal glaubwürdig belegt werden. Wenn dies geschehen ist, kann man darüber diskutieren, ob die in diesem Spiel dargestellte Gewalt nicht mehr in Kunstprodukten in unserem Land verbreitet werden soll, da es diese oder jede unerwünschten Folgen haben kann.
Wenn man dies dann alles gemacht hat, muss man aber auch konsequent vorgehen und alle vergleichbaren Produkte mitbeschlagnahmen. Da ich bisher noch keine Nachrichten über massenhafte Beschlagnahmungen bestimmter Bücher gelesen habe, scheint die Gleichbehandlung nicht erfolgt zu sein.
4) (Auch ist Dein Beispiel mit dem Marktplatz nicht treffend. Zwar mag man das Endprodukt dieser Tat als Kunst bezeichnen - ähnlich den Plastinaten in den Körperweltausstellungen. Nur wurde bei Herstellung dieses Kunstobjekts bereits gegen einige Normen verstoßen, die aus guten Gründen bestehen. Z.B. würde ich gegen meinen Willen entführt und getötet, ja vermutlich ermordet. Eine Verbotsnorm für Totschlag/Mord und Entführung sollte keiner weiteren Begründung bedürfen. [bei Bedarf reiche ich die aber nach.] Das Verbot eines Spiel bei dem die schädliche Wirkung noch nicht belegt ist, bedarf hingegen schon einer Begründung. Allein ein Verstoß gegen den "guten Geschmack" einiger Personen o.ä. reicht mir da nicht. Denn ansonsten können wir auch wieder eine Sittenpolizei einführen, die für die Einhaltung des Geschmacksideals von Entscheider X sorgt.)
5) Ist damit jetzt der Nazivergleich aus dem Sack?
Die vom Staat bezahlten geistigen Terroristen in Talaren loben uns ständig ein Buch an die Hand, in dem angeblich alle unsere Regeln des Zusammenlebens eine Letztbegründung finden würden. Schaut man sich dieses Buch genauer an, wirkt die in Manhunt 2 dargestellte Gewalt wie eine harmlose Kindergeschichte.
Von daher kann es wohl kaum so schädlich sein, dass so ein Spiel weiterhin ein recht unbeachtetes Nischendasein fristet, wenn unsere Gesellschaft solche Bücher und andere Einflüsse aushält.
6) Nur sollte man bei so einer Aussage schwammige Begriffe wie "gesund" und "gewiss" genau spezifizieren und begründen. Denn jeder wird darunter irgendetwas anderes verstehen. Mein "gesund" und "gewiss" ist nicht Dein "gesund" und "gewiss" - zumindest nicht 100% deckungsgleich.
7)Der Begriff "Kunst" war in erster Linie ein deskriptiver. Damit wollte ich sagen, dass sich Computerspiele auf einer Ebene mit anderen Kunstprodukten aus Literatur, Film, Musik, usw. bewegen. Aus diesem Grund sollte man Computerspiele genauso wie andere Kunst bewerten und andere Kunst wie Computerspiele, wenn man schon mit Verboten um sich wirft.
Puh. Wo soll man da nur ansetzen?
1) Dass Altersgrenzen nicht eingehalten werden, sollte jedem bekannt sein. Technische Möglichkeiten sowie Schlampigkeit der Erziehungsberechtigten (Erwachsenen!) oder Verkäufern (Erwachsenen!) machen die Art der Begrenzung gar nicht möglich, die es benötigt! Aber was nicht da ist, kann nicht vertrieben werden. Von mir aus müssten überhaupt keine Gewaltspiele zu bekommen sein - völlig egal, wem das gefällt oder nicht. Hier sehe ich das "ich bin doch aber erwachsen"- Argument insofern fehl am Platz, als dass gerade durch unzureichende "Fürsorge" der Erwachsenen Jugendliche und Kinder an Material kommen können, welches ihnen einfach nicht unter die Augen kommen sollte. Bis zu einem gewissen Alter kann man nicht einschätzen, was richtig ist und was nicht. Und genau an dieser Stelle wäre es eben wünschenswert, der Erwachsene (Gebildete) würde einlenken. Aber da fühlt man sich begrenzt, ist eingeschränkt.
2) Dass jedes Medium eine andere Wirkung hat, ist bewiesen. Und es ist eben doch ein Unterschied, ob ich einen Mord über eine Karikatur wahrnehme oder ihn "selbst" per PC durchführe (und ich rede hier nicht von "man lernt, wie man einen Mord begeht" Es geht ausschließlich um die emotionale Belastung, den psychischen Aspekt). Dazu wird er hier ganz explizit Gewalt verherrlicht - den Sinn des Spiels hinterfrage ich an dieser Stelle nicht. Schließlich könnte es ja Ästhetik sein, Menschen auf unterschiedliche Art und Weise abzuschlachten. Und damit wäre der Sinn ja schon gegeben.
Dennoch ist ein PC-Spiel eine wesentlich intensivere Erfahrung als ein Bild bspw.
3) Dass man sich die Frage stellt, welche Grenze überschritten wurde, kann ich prinzipiell nicht nachvollziehen. Es werden Bilder dargestellt, wie Menschen mit einer Gartenschere die Arme abgetrennt werden (wenn ich das richtig gesehen habe). Das ist weder in Filmen, noch in Spielen wirklich erforderlich (allein von der pädagogischen Seite sollte es hier ganz große Zweifel an der Tauglichkeit geben). Schadet es denn einem Dritten, im Schulunterricht zu zeigen, wie man eine Bombe bastelt? Nein. Sollte es deswegen im Kunstunterricht gelehrt werden, bevor man die Menschen einschränkt?
4) Ich weiß selbst, dass ich damit Normen gebrochen hätte. Mir gings hier eher um die Abgrenzung der Kunst. Für Dich wäre es keine Kunst - für mich vielleicht schon (natürlich nicht, aber so wird hier ja argumentiert). Damit wollte ich eigentlich nur aufzeigen, welches Kuriosum (vielleicht sogar Perversität) wir hier als Kunst definieren und somit legalisieren wollen.
5) Der Nazi-Vergleich sollte insofern dienlich erscheinen, als dass wir nur 60 Jahre nach grausigen Massenmorden froh sein können, in einer Demokratie zu leben, in welcher Probleme eben nicht durch Gewalt gelöst werden. Das ist ja gerade Teil dieser Gesellschaftsform. Gewalt ist keine Ästhetik - und sie wird auch nicht ästhetisch, nur weil ich den Mord mit einer Gartenschere tätige. Und hier lasse ich auch nur relativ begrenzt mit mir debattieren. Gewalt zielt immer darauf ab, jemandem zu schaden (hier eben im PC - auch wenns da natürlich nicht um reale Menschen geht).
Zudem spielt sich Gewalt nicht nur körperlich ab. Sie kann durchaus ausschließlich die Psyche betreffen. Inwiefern es nötig ist, Gewaltverbrechen per PC zu ermöglichen, lasse ich im Raum stehen. Hier würde ich auch ehrlich gesagt hinterfragen, ob nicht eine gewisse geistige Einschränkung vorliegt, um aus Spaß an der Freude gequälte Menschen sehen zu müssen (die durch den PC zumindest immer realistischer nachgebildet werden). Das hat auch mit Kunst im Sinne von Geschmack relativ wenig zu tun.
Dasses andere Medien gibt, die diese psychischen Vorgänge ebenso anregen, sollte das PC-Spiel nicht aus der Schussbahn nehmen. Es bringt ja niemandem etwas, einen Fehler mit einem anderen auszugleichen. Dann bleiben nämlich zwei Fehler im System zurück.
6) Hab ich eig schon beantwortet. Hier darf man sehr gern an seine Umwelt denken. Dass dir ein Sachverhalt vielleicht anders erscheint als mir, ist klar. Dass wir beide nicht garantieren können, dass ein derartiger (aus meiner Sicht) Schmutz in die Hände von Personen gerät, die damit eben nicht umgehen können, lässt zumindest mich zu dem Schluss kommen, derartige Waren nicht mehr anzubieten. Dafür verzichte ich persönlich liebend gern auf jedwede Form der Gewaltdarstellung. Sei es in Büchern oder Filmen. Aber da setzt eben auch jeder andere Prioritäten.
7) Wurde ebenfalls bereits beantwortet. Sicherlich ist alles Kunst. Dennoch begegnet man ihnen (nachgewiesen) mit unterschiedlichen Emotionen und Verarbeitungsprozessen. Und genau aus diesem Grund kann eben auch nicht ein Medium wie das andere behandelt werden. Warum sitzen wir denn alle vor dem PC? Weil uns das Zocken am meisten fasziniert, fesselt und am besten einfühlen lässt.
Zudem macht es die technische Entwicklung der letzten Jahre ganz einfach notwendig, verstärkt ein Augenmerk auf den Spielemarkt zu werfen. Es wird einfach immer häufiger genutzt.
Ich weiß auch nicht, ob ich jetzt alles erfasst und beantwortet habe. Muss erstmal ins Bett ^^