Ich weiß, das ist lange, aber bitte trotzdem lesen, steht Wichtiges drinnen.
Julkorn am 15.07.2006 12:57 schrieb:
Trancemaster am 14.07.2006 15:36 schrieb:
Und nur zu Deiner Information: Die arabischen Staaten haben relativ wenige Kriege/Konfrontationen gegen Israel angefangen. Israel hat etliche "Angriffskriege" (alternativ "Präventionskriege") geführt. Für solche Tatbestände wurden Generäle der Wehrmacht zum Tode verurteilt.
Woher bekommst Du solche Vorstellungen? Es gab bisher vier Kriege zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn. Der erste Krieg wurde 1948 am Tag der Gründung Israels von den Arabern angefangen. Der zweite, der Krieg von 56/57, wurde ebenso von den Arabern angefangen. Der dritte, der 6-Tage-Krieg von 1967, wurde tatsächlich präventiv von den Israelis angefangen. Aber "präventiv" im Sinne von "in letzter Sekunde", denn die arabischen Staatschef haben damals unisono lautstark verkündet, daß sie nun endlich die Israelis ins Meer treiben würden. Und in einer Situation, in der Du bereits zweimal von Deinen Nachbarstaaten überfallen wurdest, wartest Du dann nicht erst, bis die wirklich losschlagen, zudem es Israels geographische Position nicht erlaubt, einen gegnerischen Angriff mit einem Zurückweichen ins Hinterland aufzufangen. Die eigentliche Aggression ging also auch hier von den Arabern aus. Der vierte und letzte Krieg bisher, der Yom-Kippur-Krieg, wurde 1973 ebenso von den Arabern angefangen. Dieser Krieg heisst Yom-Kippur-Krieg, weil die arabischen Statten ohne Vorwarnung am Yom-Kippur-Tag Israel überfallen haben. Der Yom-Kippur-Tag ist ein hoher israelischer Feiertag, an dem das öffentliche Leben vollständig zum Erliegen kommt und nahezu jeder Zuhause bei seiner Familie ist.
In allen diesen Kriegen wurden sämtliche arabische Nachbarn entweder geschlagen oder bis auf ihre Ausgangspositionen wieder zurückgedrängt, nachdem sie meist in den ersten Stunden ihrer Angriffe aufgrund des Überraschungseffektes Gebietsgewinne verzeichnen konnten.
Soweit richtig.
Und heute ist die arabische Strategie, sich als Opfer aufzuspielen, die ein Recht darauf hätten, ihre "besetzten" Gebiete zurückzubekommen. Ich finde es dagegen skandalös, daß diese Gebiete tatsächlich auch von deutschen Fernsehanstalten und Medien als "besetzt" bezeichnet werden. Genauso sollten die dann auch von dem heutigen Polen als von "besetztem deutschen" Gebiet reden und ihre Strichelgrenzen da im Osten machen. Dann wär aber was los.
Bist Du Israeli oder ein Jude der dumm genug ist zu Israel zu helfen, nur weil da die Mehrheit der Bevölkerung der gleichen Religion angehört wie Du?
Du vergleichst hier Dinge, die man schwer vergleichen kann, denn jeder Krieg ist anders und jede Region hat ihre eigene Geschichte.
Skandalös wäre es, wenn Israel als besetztes Gebiet bezeichnet würde, also das Infragestellen seines Existenzrechts.
Es würde sich auch niemand außerhalb der arabischen Welt ernsthaft darüber aufregen, dass Israel diese Gebiete besetzt hält, wenn man die darin lebenden Palästinenser nicht als Bürger zweiter Klasse behandeln würde. Israel hält die Gebiete ja besetzt und machte sie nicht zu einem vollwertigen Teil Israels, also kann man die Gebiete ruhig als besetzt bezeichenen.
Außerdem verteidigt hier niemand die Hisbollah oder irgendwelche anderen Terroristen oder auch nur die arabischen Staaten.
Man könnte hier einen kleinen Fußballvergleich anstellen:
Am besten und vernünftigsten wäre es gewesen, wenn Zidane auf Materazzis Provokation ohne körperliche Gewalt reagiert hätte. (Denn die beiden Soldaten wurden nicht getötet oder verletzt und das war auch nicht geplant)
Aber so viel Vernunft und Intelligenz trau ich der internationalen Politik nun wirklich nicht zu.
Verständlich war Zidanes Kopfstoß, wie auch eine angemessene Reaktion Israels.
Israel schickt sich aber an Materazzi halb tot zu schlagen.
Seit ich mich für Politik interessiere und damit auch etwas über den Nahostkonflikt mitbekomme, wurden jede Menge Terroristen getötet und verhältnismäßig wenige israelische Soldaten. Und das ist auch gut so.
Es wurden allerdings auch um ein Vielfaches mehr Zivilisten auf arabischer Seite getötet und zwar von der israelischen Armee! (und nicht von irgendwelchen radikal-jüdischen Organisationen, denn Idioten gibt's überall)
Das ist absolut inakzeptabel und schrecklich und ich verachte jeden, der eine Meinung vertritt, die dies auch nur ansatzweise rechtfertigt. Nämlich den Tod von Unschuldigen.
Bevor hier irgendjemand sagt: Was würde denn sein, wenn wir in der Situation Israels wären, bla bla bla:
Ich würde es niemals zulassen wollen, dass eine unbeteiligte ausländische Familie ausgelöscht wird, nur damit ein Österreicher
möglicherweise nicht getötet wird.
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Im Libanon waren bis vor kurzem noch syrische Truppen stationiert und das Land hat einen jahrelangen Bürgerkrieg hinter sich. Erst jetzt gibt es einen zerbrechlichen Frieden und eine in den Kinderschuhen steckende Demokratie. Der Libanon hätte bei noch soviel gutem Willen die Hisbollah nicht gegen ihren Willen entwaffnen und bekämpfen können. Dafür ist die Gefahr eines Bürgerkriegs zu groß, die Abhängigkeit von Syrien und dem Iran zu groß, die Macht der Hisbollah zu groß und deren Rückhalt in der Bevölkerung zu groß.
Israel bombadiert keine Diktatur wie den Irak, sondern einen souveränen Staat, der auf dem Weg zur gesellschaftlichen Modernität war. Und wie auch im Gazastreifen wird die Infrastruktur zerstört, sodass sich die Situation der Menschen dort auch längerfristig verschlimmert und der Rest der Welt darf dann für den Wiederaufbau zahlen. Ein normaler Mensch fragt sich zu recht: "Warum?". Damit stellt sich dieses Land außenpolitisch auf eine Stufe mit den arabischen und asiatischen Autokratien, nur getoppt vom Iran, allerdings sollte man meinen in Israel regiert eine demokratische Partei (dh richtig demokratisch, nicht nur so gewählt - wie die Hamas) und kein Wahnsinniger samt islamistischem Altherrenverein.
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Damit das auch klar ist:
Ich reg mich über iranische, amerikanische, russische, chinesische, europäische, afrikanische, saudi-arabische und was weiß ich noch alles für -ische Verbrechen genauso auf wie über die israelischen. Denn die Behauptung: "Da sagt doch auch niemand was" gilt vielleicht für die Öffentlichkeit, aber nicht für mich.
Bin zumindest bei solchen Dingen ein cholerischer Mensch.
Zudem bin ich sehr froh, dass Israel sich, zumindest nach außen und ganz im Gegensatz zur arabischen Seite sowie zT auch den Amerikanern
, NICHT auf irgendwelche religiösen Motive oder Jahve beruft
.
Trotteln sind gerecht über die Menschheit verteilt und stehen in keinem Zusammenhang zu einer Volksgruppe oder Weltreligion, höchstens im Zusammenhang mit Bildungsgrad und Wohlstand.
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Wir sehen hier in Europa einen wachsenden Antisemitismus und einen wachsenden Antiislamismus, der einen nur traurig stimmen kann und deshlab hab ich auch julkorn zum Anfang des Posts angegriffen. Da ich ihn als sehr religiöses Communitymitglied in Erinnerung habe und es mich maßlos aufregt, wenn jemand aus irgendeinem Zugehörigkeitsgefühl für irgendeinen Idioten da unten Partei ergreift und damit den Rassismus hier bei uns schürt.
Deshalb wäre es beispielsweise begrüßenswert, wenn eine jüdische Gemeinde, wie auch die islamischen hier von radikalen Islamisten(wenn auch hauptsächlich wegen des öffentlichen Drucks), sich von dieser "Politik" Israels distanzieren würde.
Dabei wäre es so einfach den Antisemitismus zu reduzieren, denn:
- Die kulturellen Differenzen zu Juden sind AFAIK geringer als zu Moslems
oder Afrikanern...
- Wohlstands- und Bildungsniveau sind auf gleicher Höhe, weshalb soziale Spannungen und Gewalt nicht häufiger vorkommen als bei uns, im Unterschied zu den hier lebenden Moslems.
- Es leben sehr wenig Juden hier und wenn man mit einer Minderheit im Alltag eigentlich nie in Kontakt kommt und es wenige "echt erlebte" Schauergeschichten über Juden gibt, hat man naturgemäß ein eher entspanntes Verhältnis zu dieser Volksgruppe.
- Halte ich den Großteil des heutigen Antisemitismus bei uns nicht für aus vorhergehenden Jahrhunderten überliefert (die Sachen werden nur wieder ausgegraben), sondern wie auch den Antiamerikanismus für hauptsächlich von der israelischen Politik induziert.
- Hört man in den Medien wenig Radikal-jüdisches, nicht wie bei Christen und Moslems.
Ich habe fertig.