Boesor am 03.04.2008 20:56 schrieb:
Erklär mir mal was realistisch passieren sollte.
Also wenn ein Konflikt mit den entsprechenden Machthabern unausweichlich ist, wie ist das zu lösen? Wie sollte unsere Unterstützung aussehen?
Ist das auf rein friedlichem Wege zu lösen? Und wenn nicht, ist es den preis wert?
Auf rein friedlichem Wege in vielen Fällen sicherlich nicht, oft ist die K*cke ja schon am Dampfen. Ob es den Preis wert ist? Ist es denn das, was wir im Augenblick tun?
Wie das aussehen sollte? Naja, mal an drei prominenten Beispielen:
Wieviele Opfer hat der Israel/Palästina-Konflikt denn bisher gefordert? Wäre hier nicht etwas mehr politischer Druck möglich gewesen, auf beide Seiten?
Ja, ich weiß, auf beiden Seiten lastet auch innenpolitischer Druck, der das Ganze nicht einfacher macht.
Im Irak hatte der Führer der freien Welt kein Problem mit einem harten Durchgreifen. Natürlich erst, nachdem sein kleiner selbstgezüchteter Diktator nicht mehr so richtig nach seiner Pfeife tanzte. Der Rest der Welt beschränkte sich auf halbherzige politische Protestnoten und Friedensdemos.
Stichwort Afrika. Wieviele Konflikte inkl. barbarischer Metzeleien haben wir uns hier denn mit einem müden Schulterzucken angesehen? Unterbesetzte UN-Truppen, die sich kaum selbst schützen können, humanitäre Hilfe... naja, Schwamm drüber.
Das ist natürlich alles jederzeit mit dem Wörtchen "Realpolitik" schön zu begründen, moralisch allerdings stellen wir uns damit regelmäßig auf das unterste mögliche Niveau. Meine Meinung. Wäre das denn wirklich nicht anders möglich? Wirklich nicht?
Und um das klarzustellen: Ich bin kein Hardcorepazifist. Manchmal ist militärische Gewalt wohl nötig. Aber die Kriterien sollte man vllt. überdenken.
TBrain am 03.04.2008 22:42 schrieb:
BleedingMe am 03.04.2008 20:39 schrieb:
Mit einer wirklich nachhaltigen Politik - Bildung und Aufklärung fördern, behutsamer politischer Druck, ebenso behutsame Stabilisierung bei Ausbruch der wahrscheinlichen Krisen - würde überhaupt niemand in Geld meßbar Gewinn machen. Deswegen für unsere politischen und wirtschaftlichen Systeme völlig uninteressant. Leider.
Da stellen sich mir doch die Nackenhaare auf
Versuch einfach mal die Frage zu beantworten warum es fortgeschrittene Industrie, umfangreiche Dienstleistungen, Wissenschaft, funktionierende Logistik, Handel, Massenmedien, etc. pp. praktisch nur in stabilen Regionen gibt. Weil damit überhaupt niemand Gewinn macht? :-o
Hä? Natürlich gibt es das nur in stabilen Regionen. Hab ich nirgendwo bestritten. Es geht mir um den Weg, wie man diesen erreicht. Du willst nicht ernsthaft behaupten, daß z.B. die Wirtschaft gerne Jahrzehnte lang nur investiert, um vllt. irgendwann einmal einen anfangs vermutlich geringen Gewinn zu erwirtschaften, oder? Genau das wäre aber vermutlich notwendig. Ein möglichst schneller (militärischer) Konflikt mit anschließendem Wiederaufbau oder eine anhaltende Phase großer Spannungen (z.B. Kalter Krieg) ist da ja nun wesentlich lohnender.
Ich bitte dich. Natürlich ist der weitaus größte Teil der "Wirtschaft" an Stabilität in möglichst vielen Regionen interessiert. Denn nur wo Stabilität herrscht kann man Geschäfte machen.
Wie gesagt: daran zweifle ich nicht, ich bezweifle, daß jemand Interesse an dem längeren Weg dorthin hat.
Und ja, ich weiß daß das idealistisch gedacht ist.
Aber nur weil sich reale Politik schwierig gestaltet, werde ich nicht mein Moralempfinden in ne dunkle Ecke sperren.