Ich sag's nochmal.
Das Problem, resp der Rassismus liegt ja gerade daran dass wir die letzten 80 Jahre quasi nur weisse Charaktere hatten.
Und alles was jetzt passiert, ist nur ein schrittweises angleichen so dass die Charaktere in den Filmen etwas realistischer die tatsächliche Gesellschaft widerspiegelt.
Und dass die Märchen unserer Kindheit einen sexistischen "ich warte auf einen Mann welcher mich rettet" Touch hatten ist ja wohl kaum abzustreiten, auch DAS ist nicht mehr zeitgemäss.
Und doch, ich denke schon man muss ziemlich rechts sein um sich als erwachsener Mann über die Hautfarbe einer Märchenfigur aufregen zu können.
Wie schon an anderer Stelle ist es kein Rassismus, wenn ein weißer Autor eine weiße Figur erschafft, die dann in einer filmischen Umsetzung auch weiß ist. Sicherlich gab es hin und wieder Verfehlungen in Hollywood in den letzten 80 Jahren, wo eine Erzählung im asiatischen Raum trotzdem mit einem amerikanischen Schauspieler besetzt wurde, weil man sich von einem weltbekannten Schauspieler aus Amerika mehr Einnahmen erhofft als den bekannesten asiatischen Schauspieler. Das mag den Folgen des 2. Weltkriegs, des eisernen Vorhangs und anderer Faktoren geschuldet sein und sicher war auch vor Martin Luther King für einen Schwarzen die USA kein Paradies. Aber Rassismus gegen Schwarze war doch spätestens seit dem Erfolg der Bill Cosby Show kein akutes Thema mehr, schon gar nicht in Europa. Niemand kümmerte es wenn eine Sitcom oder eine Verfilmung wie Blade einen schwarzen Protagonisten hatte, denn niemand achtete wirklich auf die Hautfarbe. Die Annahme vom strukturellen Rassismus gegen Schwarze erscheint mir eher wie ein neuartiges Phänomen, wo Probleme herbei geleitet werden, die gar keinen strukturellen Charakter haben.
Zudem ist Arielle ein Märchen, das in einer Welt spielt als noch Könige regierten und Holzschiffe über die See schipperten. Aus welchem Anlass heraus denkst du muss man in diesem eher historischen Setting irgendwas auf die Zusammenstellung der Bevölkerung aus dem - sagen wir - heutigen New York ableiten? Eine Märchenwelt ist fast immer historisch und entsprechend wenig haben moderne soziale Entwicklungen darin zu suchen.
Auch wenn man in den letzten 80 Jahren noch einzelne Verfehlungen in der Filmwelt finden mag, halte ich nicht viel davon hier Gleiches mit Gleichem zu vergelten und ganz bewusst Race-Swapping bei etablierten Werken zu betreiben. Das hört ja bei Arielle auch nicht auf, sondern wird konsquent bei jüngsten Verfilmungen wie zu Peter Pan fortgesetzt. Disney betreibt hier ganz offen Rassismus gegen Weiße und man kann Rassismus nun mal nicht mit Rassismus bekämpfen.
Was die Frage um den vermeintlichen Sexismus betrifft, so war es nun mal früher so, dass die Frau über einen Traumprinzen gehofft hat, der ihr Schutz, ein Heim und Kinder bot. Das sind sicher alles Ideale längst vergangener Zeiten, aber genau darüber erzählen Märchen ja auch. Deswegen fangen Märchen auch oft mit "früher" und "vor langer, langer Zeit" an.
Und das ein Mädchen sich nach dem Kuss eines Jungen sehnt und dieses musikalisch zum Ausdruck gebracht wird, ist nun auch nach heutigen Standards noch nicht skandalisiert.
Nein, meine Kritik ist nicht die Hautfarbe von Arielle. Die ist nur ein Symptom für das was Disney da den Menschen vermittelt. Entsprechend halte ich auch nichts davon, das politisch einzuordnen.