Spassbremse
Spiele-Professor/in
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Das ist schade - also liebst du deine Heimat nicht und hast kein persönliches Interesse, oder Engagement, dass Deutschland und damit die hier lebenden Menschen eine möglichst positive Zukunft haben.
Nein, das stimmt so nicht. Allerdings geht unsere "Definition" von Heimat vermutlich weit auseinander. Heimat, das ist für mich erst einmal der Ort, an dem ich lebe und vlt. noch die unmittelbare, umgebende Region. Dort engagiere ich mich auch politisch und gesellschaftlich. Ferner werde ich wohl immer so etwas wie "Heimatverbundenheit" zu dem Ort in Bayern haben, an dem ich aufgewachsen bin, auch und weil dort ein nicht unerheblicher Teil meiner Familiengeschichte verwurzelt ist.
Darüber hinaus sind mir die mir ansonsten völlig unbekannten "Restdeutschen" relativ gleichgültig. Mit einem mir unbekannten Hamburger verbinde ich in etwa genauso viel wie mit einem x-beliebigen Pariser, Römer, New Yorker, etc.
D. h., ich habe natürlich überhaupt nichts gegen diese Person, aber ich fühle mich ihr jetzt auch nicht zwingend verbunden, nur weil sie die gleiche Muttersprache spricht, oder den gleichen Pass besitzt.
Denn am Ende sind es Individuen, herausragende Köpfe, die vereinzelt das Potential haben, die Welt zu verändern (ja, sogar auch zu verbessern), die "uns" ausmachen.
Ich habe es so korrigiert, wie ich es sehe. Die Nationalität spielt keine Rolle, Wissenschaft ist schon lange keine nationale Disziplin mehr; gerade die "Science Community" ist international (zwingend!) bestens vernetzt und arbeitet Hand in Hand - müssen sie auch.
Schade um das "Land der Dichter und Denker".
Ein schöner Mythos, aber eben ein Mythos. Denn zu dem Zeitpunkt, als dieses geflügelte Wort entstand, gab es die Nation "Deutschland" überhaupt nicht - sondern viele deutschsprachige (Kleinst-)länder, Königreiche, winzige Fürstentümer, etc.
Deutschland dagegen als eine Art echter Nationalstaat existierte erst seit 1871.
Dann hast du sicher auch keinerlei Bezug zur deutschen Vergangenheit, die uns besonders sensibel gegenüber rechtsextremen Auswüchsen machen müßte.
Intellektuellen, akademischen Bezug? Sicherlich.
Emotionalen? Nein.
Wenn aber z.B. eine Universitätsstadt zehn Nobelpreisträger hervorgebracht hat, dann beeindruckt mich das, dann verbinde ich das mit Deutschland und empfinde die Rahmenbedinungen, die das ermöglicht haben, als besonders schützenswert.
Wenn diese zehn Nobelpreise weit in der Vergangenheit liegen sollten, bin ich eher weniger beeindruckt. Wenn eine Universität (wieso Stadt? Die ist eigentlich egal) dagegen in jüngster Zeit viele Preisträger hervorgebracht haben sollte, dann freut mich das natürlich; denn das zeigt mir, dass diese Universität offensichtlich exzellent ist und alles richtig gemacht hat. Die Nation dahinter spielt für mich aber absolut keine Rolle.
Um's aber klar zu sagen: Natürlich habe ich Deutschland gegenüber auch keine negativen Gefühle, wie das wohl bei manchen durchgeknallten "Deutschlandhassern" der Fall ist. Natürlich ist hierzulande nicht alles perfekt, aber grundsätzlich ist Deutschland sicherlich alles andere als ein übler Ort zum leben. Ich mag es hier und mir gefällt's, nur hege ich eben keinerlei "patriotische" Gefühle.