Ist schon interessant, wie zwei so gegensätzliche Worte wie "Raub" und "Kopie" zu einem Begriff verschmolzen wurden, welcher den meisten suggeriert, das eine habe was mit dem anderen zu tun...
Bei einem Raub nimmt B etwas von A weg. A hat es dann nicht mehr.
Bei einer Kopie kopiert B etwas von A. Danach haben es beide.
Das Copyright wurde im Übrigen nicht so sehr von den ach so gebeutelten Künstlern (also den Herstellern eines Werkes) als vielmehr von den Vertreibern gefordert (s. Statute of Anne). Und genauso wie damals dient es selten den wirklichen Schöpfern als vielmehr den Vertreibern: Die Programmierer, Designer, Artwork-Künstler die the Sims 4 erschaffen haben, haben ihren Lohn dafür höchstwahrscheinlich längst kassiert - zwar kenne ich EAs Lohnpolitik nicht, aber ich bezweifle, dass das "gemeine Fussvolk" an den Einnahmen beteiligt wird... Es bleiben also die Vertreiber, die mutmasslich von den Raubkopien bzw. den Raubkopierern geschädigt werden. Stellt sich die Frage, wie hoch dieser Schaden tatsächlich ausfällt. Wenn man den Vertreibern Glauben schenkt, dann ist es (seit mindestens 20 Jahren...) kurz vor zwölf: Das Ende verschiedenster Zweige der Unterhaltungsbranche steht unmittelbar bevor - und während wir andere Weltuntergangspropheten (The End Is Near!!!) müde belächeln, nicken hier die meisten Schäfchen, wenn Publisher den nächsten Doomsday vorhersagen...
Das Problem ist, dass sich der mutmassliche Schaden gar nicht beziffern lässt, denn: 1 Raubkopie <> 1 entgangener Kauf. Ist das Verhältnis vielleicht eher 5 zu 1? Oder 20 zu 1? Oder gar 100 zu 1? Und wer weiss denn tatsächlich genau, wieviele Raubkopien tatsächlich getätigt wurden? Zudem können Raubkopien auch einen gegenteiligen Effekt haben: So kauft sich vielleicht einer ein Spiel, welches er als Raubkopie bei einem Freund gesehen hat. Oder er probiert das Spiel zuerst als Raubkopie, bevor er es sich kauft (während er das Spiel nie gekauft hätte, wenn er es nicht vorher hätte richtig ausprobieren können). Und eine Studie besagt sogar, dass Raubkopierer mehr Geld für Unterhaltung ausgeben als Nicht-Raubkopierer (
https://www.techdirt.com/articles/2...pirates-buy-more-full-stop-deal-with-it.shtml)...
Die Mär dass Raubkopien die Unterhaltungsindustrie ruinieren, sollte man auf jeden Fall kritisch hinterfragen. Allenfalls ruinieren sie ein überfälliges Geschäftsmodell, aber das ist ok - schliesslich wurden ja auch keine Kutschenhersteller-Schutzgesetze erlassen, als das Auto aufkam. Man sagte den Kutschenherstellern einfach: "Passt euch an, Leute. Neue Zeiten sind angebrochen!" Und dasselbe sollte man heutzutage den Publishern sagen: Die technologische Entwicklung hat Eure auf kontrollierte Vertriebswege basierenden Geschäftsmodelle obsolet gemacht. Geht andere Wege!" Manche tun dies, mal mehr mal weniger erfolgreich...