Ich habe auf dieses Thema nur gewartet
Erst mal muss man sagen, dass das besagte Zitat von Herrn Grühsem auch etwas falsch von der Presse wiedergegeben worden ist. Er hatte laut anderen Medienberichten durchaus einen ironischen Unterton aufgelegt. Natürlich ist so ein Zitat an sich ein gefundenes Fressen für die besagten Medien, weil die Empörung von vielen Lesern vorprogrammiert ist.
Trotzdem finde ich erstmal den Begriff "Traditionsclub" einfach nur dämlich. Gibt es eigentlich eine Definition ab wann ein Verein ein Traditionsclub ist? Was spielt dabei eine Rolle? Gründungsdatum, Mitgliederzahl, Verbrachte Jahre im Profifußball, Titel, Anzahl der Fans, Größe des Stadions? Hmm irgendwie weiß das wohl keiner so richtig, aber alle reden davon. Es ist einfach nur ein subjektives Empfinden, objektiv kann man das nicht beurteilen.
Ich kann wirklich den Frust von vielen Anhängern "normaler" Vereine verstehen, wenn der eigene Club hart wirtschaften muss, um zu überleben und unter Umständen mit einem Risikotransfer die gesamten Finanzen so sehr durcheinanderwirbelt, dass man in einer unteren Liga mehr oder weniger einen Neuanfang starten muss, während es in Wolfsburg nicht wirklich schlimm ist, wenn der 15 Mio.€ Transfer floppt.
Klar mosern viele Anhänger außenstehender Clubs über VW, das dem VfL durch großzügiges Sponsoring einen finanziellen Vorteil verschafft. Aber auch die Vereine, die sich heute Traditionsclubs nennen, sollten nicht vergessen, dass sie alle aus wirtschaftlich starken Regionen und großen Städten Anfang des letzten Jahrhunderts entstanden sind. In Zeiten, in der die Haupteinnahmequelle die Zuschauereinnahmen waren, war es halt schon ein Unterschied, ob man aus einer Stadt mit 100.000 oder 500.000 Einwohnern und der dazu passenden Größe des Stadions kam. Das war damals auch ein nicht unerheblicher finanzieller Wettbewerbsvorteil, interessiert heute nur keinen mehr. Oder wurden in Frankfurt oder Nürnberg einfach nur bessere Fußballer geboren, als in Wolfsburg, Wanne-Eickel oder Lüneburg? Dass man in Wolfsburg bis auf die 70/80er Jahre nie tiefer als zweite Liga, in den 50ern sogar in der damals höchsten Spielklasse gespielt hat wird halt auch total totgeredet, genauso, dass man bis 2001 zu den ärmsten Bundesligisten gehört hat, die beinahe sogar keine Lizenz für die 1.Liga bekommen hätten, weil es keine Flutlichtanlage durch Geldmangel gab.
Man schwingt lieber munter die Haterkeule und spricht dem VfL alles ab und verbreitet nebenbei auch noch dreist irgendwelche Lügen; Der VfL wurde von VW in die erste Liga gekauft, Ohne VW wäre der VfL längst abgestiegen, der VfL hat keine Fans, das Stadion ist immer leer und die wenigen Fans, die da sind bekommen Freikarten. Bla, Bla, Bla.
Kein Mensch würde ernsthaft auf die Idee kommen, dass der VfL in Sachen historischen Erfolgen und auch in Sachen Fankultur dem FC Köln das Wasser reichen kann. Das geht einfach nicht.
Diese Aussage war halt schon dolle unglücklich gewählt