OlliOile am 05.09.2005 00:15 schrieb:
Die BW bildet z.B. in Kabul [Afganistan] die örtliche Polizei aus. Auch werden Irakische Polizisten ausgebildet [wo weis ich jetzt nicht, aber nicht im Irak]. Ich sprach aber von Kampfeinsätzen. Also Leute die zum "Abschlachten" hindelegiert werden.
"Abschlachten" ist sicherlich etwas übertrieben. Die Bundeswehr hat mit Ausnahme des Luftbombardements im Kosovokrieg an keinen Kampfeinsätzen im eigentlichen Sinne teilgenommen. Was in Afghamistan passiert, ist ein Auslandseinsatz im Rahmen einer Friedenssicherungsmission. An echten Kampfhandlungen nehmen deutsche Soldaten fast nie Teil, die deutschen Soldaten müssen von ihrer Waffe gottseidank nur selten aktiven Gebrauch machen.
"Abschlachten" stimmt schon insofern nicht, als dass die deutschen Soldaten, die im Kosovo und in Afghanistan gefallen sind, nur deshalb umkamen, weil es Terroranschläge auf ihre Lager gab, weil sie auf Minen getreten/gefahren sind oder weil sie unvernünftig waren und mit Raketenblindgängern, die im Straßengraben lagen, gespielt haben. In echten Gefechten ist meines Wissens seit 1945 kein deutscher Soldat ums Leben gekommen.
OlliOile schrieb:
die NATO wurde doch eigentlich gegründet um einen Mtgliedsstaat im Verteidigungsfall zu helfen? Das kannst du bei
Wiki nachlesen. Was hat das z-B. mit den Überfall auf den Irak zu tun und im gleichen Zug Merkel die Bush in den hintern kriecht?
Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem damit verbunden Ende des Kalten Krieges hat sich das Aufgabenfeld der NATO verändert. So erklärt sich dann auch der Krieg gegen Serbien, wo die UNO nicht eingreifen wollte und Europa nicht konnte. So haben es also die Amerikaner mit Unterstützung der NATO gemacht.
Der Irakkrieg war kein Krieg, der von der NATO durchgeführt wurde. Das haben die Amis und ihre Verbündeten in Eigenregie durchgezogen.
Merkels Anbiederung gegenüber Bush war zweifelsohne ungeschickt und auch ein wenig peinlich, aber Schröder hat sich genauso falsch verhalten mit seiner strikten Ablehnung einer militärischen Lösung. Ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen. Der Irakkrieg war ein Fehler, aber Schröders Ablehnung war auch nicht das richtige Mittel. Das war bloß ein innenpolitisches Mittel, um den Wahlkampf zu gewinnen (was uns ja auch weitere 4 Jahre Rot-Grün beschert hat). Nur hat er damit zum einen die Verhandlungsposition der Uno geschwächt (Und das war unverantwortlich! Wer den Krieg als letztes Mittel ablehnt, zeigt, dass er nicht bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen. Das ist letztenendes ein Zeichen von Schwäche, weil man in letzter Konsequenz seinen Willen nicht mit allen Mitteln durchsetzen wird.), zum anderen hat er damit Deutschland geschwächt, weil die Beziehung zu unserem wichtigsten Partner, den USA, ziemlich zerstört war und erst jetzt wieder einigermaßen gekittet ist, und weil Deutschland jetzt mit großer Sicherheit keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat erhalten wird, was nicht im Sinne Deutschlands ist. (Die USA wären aus ihrer Sicht ja blöd, wenn sie dem Gesuch zustimmen würden!) Schröder hat sich in der Frage des Irakkriegs moralisch zwar richtig, diplomatisch aber falsch verhalten. Merkel war aber genauso ungeschickt.
GenVaughn am 05.09.2005 00:19 schrieb:
OlliOile am 05.09.2005 00:15 schrieb:
Aha, man wird also international erst anerkannt wenn man bei Überfällen auf fremde Länder teilnimmt? Dann müßte Dtl. ja seit knapp 80 Jahren den UNO Vorsitz innehaben.
PS. Ich weis das die UNO nich so alt ist.
LoL !! Sehr richtig und obendrein sehr anschaulicher Polit-Sarkasmus ! Top !
Nein, das ist ganz billiger Zynismus. Politsarkasmus ist was anderes.
GenVaughn am 05.09.2005 00:19 schrieb:
[...] Die internationale Gemeinschaft ist, wie der Name schon sagt, eine Gemeinschaft, und kein Zusammenschluß zur Ausführung amerikanischer Präventivschläge (nix anderes war der Irak-Krieg). Wir (Deutschland) sollten uns lieber weiterhin mit Chirac und Putin verständigen (das sind Leute, mit denen man zumindest reden kann) als zu versuchen, bei Bush um jeden Preis Punkte zu machen.
Die Anti-Irak-Krieg-Koalition, die Achse Paris-Berlin-Moskau, das Triumvirat Chirac-Schröder-Putin ist eine unheilige Allianz. Chirac und Putin betreiben diesen Antiamerikanismus aus purer Großmachtssucht, denn beide trauern den Zeiten nach, als Frankreich und Russland noch Weltmächte waren (und bei Frankreich ist das schon seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr der Fall). Schröder hängt sich an die beiden ran, um seiner Position überhaupt Gehör zu verschaffen, weil die Welt nicht viel darauf gibt, was der deutsche Bundeskanzler im Wahlkampf auf dem Marktplatz in Goslar zur internationalen Politik von sich gibt.
Und dass Putin und Chirac mit sich reden lassen, kann man so auch nicht stehen lassen. Für Chirac stehen z.B. die EU-Agrarsubventionen nicht zur Diskussion, was im Interesse der europäischen Einigung (Verfassungsvertrag!) aber bitter nötig wäre. Und Schröder und Putin reden nur über die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen (was für beide Länder wichtig ist), russische Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien werden aber nicht zur Sprache gebracht.
Das Trio infernale Chirac-Schröder-Putin ist wirklich nur ein Zweckbündnis und in der Tat eine unheilige Allianz!