Micha2 am 29.12.2005 15:11 schrieb:
naja, ich sehe die wissenschaft nicht als nonprofitsektor an. warum wohl auch.
weil wissenschaft zum großteil grundlagenforschung oder zumindest rein staatlich (insbesondere miltitärisch gesteuert) ist und somit nicht profitorientiert?
dem kann ich jetzt wohl eher nicht so richtig folgen. laut meiner logik, leben auf der welt heute deutlich mehr menschen und es sind etwas mehr arbeitslos bzw. unterbeschäftigt geworden. sehe ich da etwas falsch? sagen wir mal 400Millionen menschen leben heute mehr auf der welt. es gibt aber nur 200Millionen menschen die in dieser zeit arbeitslos geworden sind. das ist aus meiner sich keine tendenz zu 50% arbeitslosigkeit sondern eher zu null.
?
rechne dir den trend einfach mal auf 100jahre hoch (nicht, dass ich von keinerlei veränderung ausgehe - aber es macht die richtung deutlich und rechnet sich einfach.), dann hätten wir 6milliarden (ich machs mir sehr einfach
) +40milliarden (dazugekommen)=46milliarden menschen. davon wären 5milliarden (heute schon) +20milliarden(200millionen jobs/jahr) = 25milliarden beschäftigt.
macht also einen beschäftigtenanteil von 25/46, also gut 45% arbeitslose - im vergleich zu 5/6 beschäfftigte heute, die einer arbeitslosenquote von gerademal 16% entsprechen.
geht man jetzt noch von einer sich abschwächenden wachstumsrate aus (nicht infolge von reichtum -imho eher utopisch- aber platz&nahrung ist begrenzt und die zunehmenden auswirkungen des klimawandels machens noch schlimmer), wird das ganze sogar noch heftiger:
arbeit wird trotz allem noch für menschen gemacht - je mehr menschen, desto mehr arbeit. weniger bevölkerungswachstum = weniger arbeitsplatzwachstum.
der angesprochene arbeitsplatzabbau dagegen wurde zwar mit dem bevölkerungswachstum verglichen, resultiert aber aus forschung&automatisierung. wird also auch bei verminderter wachstumsrate genauso eintreten.
und wenn ich dann noch bedenke, das hier unterverdienente mir reingerechnet werden, wird mir vor dieser statisik eher schlecht.
ist zugegebenermaßen blöd - aber da dies bei beiden werten (95 und 01) so gehandhabt wird, dürfte sich der systematische fehler ausgleichen und zumindest die tendenz stimmen, auch wenn die absoluten werte (noch) ein deutliches stück drunter liegen.
aber wie ich schon erwähnte: den arbeitsmarktdaten zu einem nicht unerheblichenteil der weltbevölkerung würde ich eh kein vertrauen schenken.
naja, das konnte ich aus dem interview nicht erkennen. ich gehe mal von der ganzen welt aus. er spricht ja auch von weltweit. was in meinen augen eher ein begriff für die ganze welt ist, als für einen teil. von daher passt deine rechnung nun garnicht ins bild,oder?
sonst könnte ja jeder sagen" naja ich geh mal davon aus....."
dann kann man alles richtig reden.
steht ja auch nicht im interview drinne - sondern ist ein schätzung von mir, bei der ich jeweils davon ausgegangen bin, dass sich die arbeitslosen gleichmäßig über die welt verteilen, ich aber anschließend nur die hälfte der führende(ere)n industrienationen abzüglich china betrachtet habe, die zwar nur einen winzigen anteil am bevölkerungswachstum haben, bei denen man von verlässlichen zahlen ausgehen kann.
ich persönlich kann mir jedenfalls schwer vorstellen, dass es in den meisten dritte welt ländern eine vernünftige erfassung der arbeitslosenquote gibt (wozu auch - es gibt keine arbeitslosen oder sozialhilfe, keine vermittlung,.. für die die daten von praktischer relevanz wären) und insbesondere zahlen aus china sind in jeder hinsicht immer fraglich und werden zumindest in statistischen untersuchungen in anderen bereichen (namentlich weiß ichs aus der fischereibiologie) nach möglichkeit außen vor gelassen, weil sie einfach frei erfunden sind.
naja, es bildeten sich in tausenden von jahren immer neue wirtschaftszweige auf der welt. die einen wurden optimiert. arbeitskräfte wurden frei. es entstanden neue wirtschaftszweige in denen die freien arbeitskräfte eingesetzt wurden. usw. usw. im laufe der zeit hatte das dann den vorteil, das der wohlstand der menschen wuchs.
wo wurden arbeitskräfte frei? wo wurde optimiert?
die letzten jahrtausende waren immer davon geprägt, dass rohstoffe und auch abnehmer in sehr großem maße vorhanden waren und man eine optimierung somit für mehr produktion nutzen konnte.
wenn durch neue arten oder anbaumethoden die erträge der landwirtschaftgesteigert wurden, dann überlebten halt mehr menschen die nächste hungerperiode, wenn dank einer wassermühle eine schmiede effizienter arbeitete, dann wurden halt metallerzeugnisse (=luxus) für menschen erschwinglich. da wurde niemand entlassen und fing in einem anderen wirtschaftszweig wieder an.
heutzutage dagegen wird die mehrproduktion in der landwirtschaft zwecks vernichtung von der eu aufgekauft und die stahlwerke wären ohne subventionen längst dicht, weil niemand diese massen an stahl zu seinem eigentlichen wert braucht.
die neuen wirtschaftszweige entstanden in der vergangenheit zusätzlich, nahmen ihre arbeitskräfte aus dem bevölkerungswachstum und steigerten damit die gesamtwirtschaft.
die verdrängung einer wirtschaft durch eine andere gibt es in nenneswerten (aber stetig zunehmenden) maße erst seit beginn der industrialisierung, und selbst da setzte sie verzögert ein. (z.b. wurde holz zwar nach beginn der stahl-massenproduktion in deutlich geringerem maße für bauvorhaben benötigt, aber war anfangs um so begehrter für die holzkohleherstellung)
die menschen konsumieren mehr. man hat nicht mehr einen plattenspieler in 10 Haushalten. nein man hat einen computer in fast jedem haushalt.
und zusätzlich halten DVD-player/recorder,5.1 Boxensysteme,Digitalreciever und und und einzug ins wohnzimmer.
plattenspieler, verstärker, boxen und n bandgerät waren auch früher keine seltenheit (jedenfalls nicht solange nach der jeweiligen einführung wie sie seit den ersten dvd-playern vergangen ist).
lediglich das technische niveau der produkte ist gestiegen, nicht deren verbreitung. da dies aber in erster linie durch technologische weiterentwicklung begründet ist, sind dadurch keine neuen arbeitsplätze entstanden. oder glaubst du, es braucht mehr leute, einen dvd-player oder einen computer zu fertigen als für einen plattenspieler oder für einen schwarz/weiß fernseher?
der mann denkt wie die maschinenstürmer in england!!
hätten die damals recht bekommen, würden wir heute noch mit kutschen durch die gegend fahren. allerdings nur wenn wir uns ne kutsche leisten könnten.
...aber jede hätte arbeit.
er zweifelt ja nicht an, dass der technologische fortschritt dadurch nicht gefördert werden kann, sondern dass es dadurch mehr arbeit gibt.
im übrigen spielt hier auch noch mit rein, was ich weiter oben erwähnt habe:
im 19jhd. war die rohstofflage in england noch ziemlich gut, industriewachstum problemlos möglich. das ist heute nicht mehr so.
hätte man in den 1950er jahren die maschienen gestürmt, hätte das lediglich den niedergang der englsichen schwerindustrie bis in die 80er hinein vornweg genommen.
2. beispiel ruhrgebiet:
solange die kohlevorkommen bis in die 70er hinein leicht zugänglich war und ordentlich eisenerz den reihn runterkam, gings steil bergauf und es gab n wirtschaftswunder.
ist nicht mehr. heute kann man da maschienen stürmen, wie man will (sofern man lust hat, dies in lehrstenden industrieanlagen zu tun), die leute werden so oder so entlassen weil da nicht nur kein wachstum sondern nicht mal das derzeitige niveau möglich ist.
der einzige ansatz überhaupt, noch zuzlegen, wenn man nichts mehr ausbeuten kann (also nicht wie wärend der industriealisierung), wäre halt effizienzsteigerung - und da ist der mensch nur im weg.
was die engländer angeht, kann sich jeder selber ausrechnen, wenn er heute 120% seines jahreseinkommens ausgibt, zahlt er das meisten innerhalb der nächsten 2Jahre ab.
quelle? [/quote] Rifkin?
bezog mich auf
"zahlt er das meiste innerhalb der nächsten 2jahre ab"
rifkin geht es nicht um kurzfristige einkäufe auf pump sondern um einen auf kredit aufgebauten lebensstil.
in 2jahre mag also vielleicht das für heute abgezahlt sein, aber bereits kredit für die nächsten 4jahre aufgenommen worden sein.
(wie gesagt - ich weiß nicht, was mit "jetzt" meint und ob seine zahlen somit passend sind, aber das ist jedenfalls der eindruck, den er erwecken will)
das schulden machen ein teil der weltweiten inflation ist, wissen wir doch alle, oder? da braucht man kein konsumverhalten erforschen. das schulden machen bringt eben auch frisches geld in die wirtschaft. ein kreislauf!
ein kreislauf wäre es, wenn das geld wieder zurückfließen würde - und eben da ist das problem: das muss es in der zukunft tun, es wird aber in der gegenwart ausgegeben.
es handelt sich somit um einen kapitaltransfer von morgen nach heute.
wie das die zukünftige wirtschaftsentwicklung nachhaltig fördern kann, ist mir n bissl schleierhaft - wenn wir prinzipien wie privatkonkurs mal außen vorlassen, die ja i.d.r. nicht unbedingt ein anzeichen für ein wohlbefinden der betroffenen ist. (ebensosolches war aber afaicr das ziel, oder?)