So, dann will ich mich als Englisch- und Geschichtslehrer auch mal dabei einmischen.
Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ich den Ansatz des Autors nachvollziehen kann, tatsächlich sexistische oder rassistische Tendenzen zu offenbaren und bloßzustellen. Gleichzeitig muss ich jedoch noch einmal vehement darauf hinweisen, dass die o.g. Begriffe in den letzten Jahren derart inflationär bei unbedeutenden Dingen verwendet wurden, dass sie ihre Scharfkantigkeit schon lange verloren haben und im Zeitalter der Empörung jeglicher Minderheiten ohnehin geradezu ins Lächerliche gezogen wurden.
Und an der Stelle der direkte Hinweis: meine Frau ist schwarz, kommt aus einer bildungsschwachen Arbeiterfamilie und hat dennoch -genauso wie ich- absolut kein Verständnis für derartige Auswüchse, wie die aktuellen SJW-Thesen, wonach ja weiße Männer ohnehin das Böse in Person seien und alle Ansichten, die nicht grün oder links sind, von vorne herein als "rassistisch" bezeichnet werden.
Dies ist gleichzeitig auch der Ansatzpunkt für die Kritik, die ich an diesem Kommentar äußern will. Es wird hier das Bild suggeriert, dass alle Leute, die sich an offensichtlichen Falschdarstellungen (dazu später mehr) reiben, ungebildete, rassistische Machos seien, die mit der weltumspannenden Liebe der eigentlich ja vollkommen positiv zu bewertenden SJW einfach nicht klarkommen. Dies stimmt so schlichtweg NICHT.
Widmen wir uns den tatsächlichen Falschdarstellungen des 2. WK im Trailer:
- natürlich gab es bereits im 2. Weltkrieg sowohl Frauen als auch Schwarze in den kämpfenden Einheiten. Dennoch waren insbesondere Frauen als Soldaten auf allen Seiten die absolute Ausnahme und machten weit weniger als 0,1% der regulären Streitkräfte aus. Die Aussage, dass sie ja auch als "SS-Helferinnen," "Lufthelferinnen" etc. gedient hätten, ist jedoch in einen falschen Kausalzusammenhang gestellt worden: dies sind eben KEINE kämpfenden Einheiten gewesen, sondern in erster Linie Nachschubeinheiten oder eben Sanitätseinheiten gewesen, welche einige Kilometer hinter den Frontlinien agiert haben und nur sehr selten tatsächliche Kampfgeschehen zu Gesicht bekamen. Darüber hinaus sind dies Beispiele für die Fraktion der Wehrmacht. Was jedoch ist mit den Alliierten? Was mit den Sowjets? Was mit der vergessenen Achsenmacht der Japaner?
Die Alliierten haben ihrerseits Frauen in regulären Kampfverbänden effektiv erst in den 1970er Jahren, primär in den USA zum Ende des Vietnamkriegs, eingesetzt. Und auch dort waren sie -genauso wie heute- Orchideen, also sehr selten anzutreffende Soldaten. Bei den Sowjets sah es sicherlich etwas anders aus, da die dem Kommunismus zugeschriebene Gleichheit aller Menschen auch eine reguläre Möglichkeit für Frauen vorsah, sich zum Kriegsdienst zu melden. Dies wurde jedoch nur selten wahrgenommen, und so dienten auch bei den Sowjets die meisten Frauen lediglich als Sanitäter oder Krankenschwestern in Feldlazaretten. Zu Japan erübrigt sich wohl jedes weitere Wort...in einer derartig von Männern dominierten Kultur ist es nur logisch, dass Frauen prinzipiell vom Kriegsdienst ausgeschlossen waren.
Fazit: die Darstellung einer Frau im Trailer zu BF5 ist historisch zwar nicht per se inkorrekt, fokussiert sich aber offensichtlich auf die größte aller Ausnahmen bei regulären Kampfverbänden und kann daher sowohl als geschichtsrevisionistisch als auch als aktuellen soziopolitischen Trends geschuldet angesehen werden.
- die Einbindung der Schwarzen ins Militär erfolgte bei den Sowjets demographisch bedingt ohnehin quasi gar nicht, da die wenigen dunkelhäutigen Menschen des ehemaligen Zarenreichs so oder so eine verschwindend geringe Zahl ausgemacht haben. Wie sieht es mit Deutschland und Japan aus? Auch dort ist meines Wissens nach kein Fall eines schwarzen Soldaten belegt. Bleiben also die Alliierten, allen voran die Briten und die US-Amerikaner: bei den Briten gab es aufgrund der multiethnischen Zusammensetzung einzelner Gebiete als Spätfolge des Imperialismus durchaus einige Schwarze in den regulären Kampfverbänden, welche für gewöhnlich auch bereits normal in das Gefüge der Truppe eingebunden waren. Hier ist prinzipiell kaum etwas an der Darstellung von Schwarzen auszusetzen. ABER: es werden, wenn ich das richtig gesehen habe, US-amerikanische Insignia genutzt.
Und hier haben wir direkt die Krux: bei den amerikanischen Streitkräften wurden zwar durchaus auch (in absoluten Zahlen viele) schwarze Soldaten genutzt - diese jedoch häufig aufgrund tatsächlichen Rassismus ihrer direkten Vorgesetzten weitab der Frontlinien in Hilfsarbeiten, da es ihnen verboten war, direkt an der Frontlinie zu kämpfen *oder* bei de-facto-widerrechtlichen Einsätzen zusammen in einzelnen Truppen im Rahmen von Himmelfahrtskommandos und mit unzureichender Ausstattung! Darüber hinaus war der relative Anteil von Schwarzen in den US-Streitkräften in der damaligen Zeit bei gerade einmal 11,3% gemäß US Census - und damit, wenn man schon die Diskriminierungsschiene fahren will, nur geringfügig höher als der relative Anteil an der Gesamtbevölkerung in den USA, welche in den 1940ern bei 9,9% lag.
Fazit: die Darstellung von Schwarzen in den US-amerikanischen Fronteinheiten macht nur dann historisch-authentisch Sinn, wenn es sich um geschlossene Einheiten von Schwarzen handelt, welche bewusst auf Himmelfahrtskommandos geschickt wurden, damit sie aus Sicht ihrer Vorgesetzten nicht die regulären Kampfverbände behindern konnten.
Da wir im Trailer aber offensichtlich einen kleinen Trupp von vier Soldaten sehen, die bunt zusammengewürfelt sind und sowohl ethnische Minderheiten als auch Frauen aufweisen, darf der Vorwurf des Geschichtsrevisionismus an die Entwickler auf jeden Fall geäußert werden, denn eine solche Einheit existierte entweder schlichtweg nicht, oder war eine 1:10.000.000-Seltenheit. Dass DICE aber tatsächlich einen derartigen Aufwand betreiben würde, alle Einheitsregister des 2. Weltkriegs zu durchforsten, um eine authentische Geschichte der Minderheiten des 2. Weltkriegs zu zeigen, halte ich doch für ausgeschlossen.
An einer weiteren Diskussion bin ich nicht interessiert und lasse stattdessen einfach den geschriebenen Text für sich selbst sprechen. Vorwürfe aus der Kategorie 1. /2. Absatz werden mit Sicherheit ohnehin geäußert, aber das liegt eher an der gegenwärtigen allgemeinen geistigen Umnachtung vieler Bürger in diesem Land. Falls Jemand jetzt noch ganz schlau den Querverweis über meinen Nick machen und somit ein vermeintliches rechtsradikales Gedankengut konstruieren will:
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In diesem Sinne: ein schönes Leben noch.