Hausrecht für kommerzielle / private soziale Plattformen ist grundsätzlich eine gute Sache. Kein Betreiber sollte im Normalfall gezwungen sein Leute auf seiner Plattform zu dulden, die er nicht will.
Aber, es kommt jetzt ein ganz großes aber: Große Plattformen wie Facebook, YouTube, Twitter etc. sind inzwischen so vom öffentlichen Interesse, dass es da eigentlich Einschränkungen zum Hausrecht geben muss! Denn letztlich ist das öffentliche Interesse irgendwann wichtiger als das private.
So kann eine Telekom auch nicht einfach potenzielle Kunden ablehnen oder bestehenden Kunden kündigen, weil ihnen deren Meinung nicht gefällt sondern steht in der Pflicht sie zu versorgen.
Seine Meinung öffentlich kundzutun, solange sie nicht gegen Gesetze verstößt, sehe ich durchaus als Recht an. Nur hat nicht jeder eine eigene Plattform sondern nutzt dafür eben die vorhandenen.
Davon ab, wenn man unliebsame Leute sperrt, dann kann das dazu führen, dass sie aus dem öffentlichen Sinn entschwinden, während sie sich selbst in radikalen, geschlossenen Sammelbecken wiederfinden, wo sie noch weiter radikalisiert werden, anstelle dass sie sich auf den breit aufgestellten Plattformen auch mal Kontra anderer Nutzer einfangen.
Von daher finde ich das Verhalten vieler amerikanischer Firmen auch nicht in Ordnung, die Kunden aussperren. Insbesondere Banken und Kreditinstitute sind da so wie man hört ja ganz rigoros, dabei geht es nicht nur um politisch agierende Leute sondern z.B. auch um Sexworker und ähnliches, die unliebsam sind, weil die könnten ja dem Ansehen schaden. Insofern haben wir es hier ein wenig besser.
So viel Schadenfreude es mir bereitet, dass ein Trump jetzt überall gesperrt wird, so sehr hat das eben einen faden Beigeschmack, dass Hausrecht hier von den Betreibern letztlich jetzt für eigene politische Statements genutzt wird: "Seht her, wir schmeißen den (noch) US Presidenten raus" - allerdings eben nachdem er abgewählt wurde. Warum haben sie ihn nicht schon viel früher rausgeworfen? Ja, Trump postet unglaublich viel Blödsinn aber letztlich nie was (in den USA) illegales. Von daher sind die Account-Sperrungen jetzt nichts weiter als eben politische Statements der Seiten aber eben nichts, was auf gesetzlichen Regeln beruht. Und das ist meiner Meinung nach dann genau das, wo ich meine, das Hausrecht gegenüber dem öffentlichen Interesse zurückzustehen hätte.