Folter ist ein problematisches Thema, eine Gratwanderung.
Grundsätzlich ist sie - entgegen der Meinung vieler hier im Forum - ein höchst effektives Mittel um an Informationen zu kommen, vorausgesetzt der Betroffene verfügt überhaupt über die Information, was im Regelfall der Knackpunkt ist.
Es stimmt zwar, dass ein Folteropfer alles erzählt, was man hören möchte, nur damit die Sache endet, doch das wird einkalkuliert. Man sagt nicht "erzähl mir alles", sonden stelle eine Menge präziser Fragen, bei denen man bei zumindest der Hälfte die Antwort bereits kennt bzw. wo die Anwort gut überprüfbar ist. Außerdem achtet man Logikfehler, die bei ad hoc ausgedachten Geschichten immer auftreten.
Folter ist zweifellos ein effektives Mittel.
Problematisch ist hingegen der moralische Aspekt. Was ist mit der Menschenwürde?
Dazu muss auch einmal gesagt werden, dass Menschenwürde auf Gegenseitigkeit beruht. Es geht hier um Terroristen, die bereit sind völlig unbeteiligte Menschen zu töten nur um ihre eigenen Ideale umzusetzen - so jemand kann sich nicht auf seine Menschenwürde berufen, er hat sie schon lange verloren. Das ist durchaus vergleichbar mit Notwehr. Wir dürfen auch nicht einfach wahllos Menschen umbringen, aber wenn wir selbst oder andere entsprechend bedroht werden, dann ist es ein legitimes Mittel - der Täter hat mit der Bereitschaft zum Mord seinen Anspruch ebenfalls nicht getötet zu werden verwirkt und genau das gleiche trifft hier auch auf die Menschenwürde zu.
Es ist ja keineswegs so, dass x-beliebige Menschen auf der Straße zusammengetrieben und gefoltert werden. Die Betroffenen sind allesamt Menschen mit einem entsprechenden Naheverhältnis zu Terrororganisationen. Sie selbst sind nicht zwingend Terrorist, sie planen nicht unbedingt Morde, sie tragen nicht zwingend irgendetwas aktiv dazu bei, aber sie sind bereit sie zu akzeptieren. Dies in Kombination mit einem begründeten Verdacht, der fallweise auch zu unrecht bestehen wird, reicht vollkommen aus um seine Rechte bezüglich Menschenwürde zu verspielen.
Ich weiß, dass das hart und ungerecht klingt und ich kann mir jetzt schon die Antworten vorstellen, aber all das ändert nichts an den Tatsachen. Wenn es keinen Gegenseitigkeit bei der Menschenwürde gibt, dann verliert der Nachsichtige. Moralisch ist er zweifellos der Sieger, tot ist er trotzdem.