"Sich in virtuelle Welten flüchten", ist vom Wortlaut erst mal etwas sehr unschön. Wobei man da natürlich den Kontext klar benennen muss:
-"Flüchte" ich in diese Welten, weil die reale Welt mich aus irgendwelchen Gründen fertig macht?
-Oder "Flüchte" ich mich in einem gesunden Maße und nicht ganz im wortwörtlichen Sinne, weil in komplett anderen Welten coolen Kram zu erleben, zwischendurch einfach Laune macht?
Da kann man dann auch gleich die Frage stellen, was denn Serien- und Filmjunkies machen. Wenn beispielsweise jemand "mal" eben alle Staffeln von Serie XY "wegguckt". Ist das dann nicht auch eine "Flucht", nur nicht in virtuelle, sondern in fiktive Welten? Diese Person verbrät ja auch Stunden, Tage, werweiß wie viel Zeit mit dem Konsum. (Das Thema GELD lassen wir auch mal nicht ganz unerwähnt).
Ich für mich kann sagen, dass mich diese "Flucht" in Gamingwelten anspricht, weil Videospiele eine interaktive Freiheit haben, wie es Filme und Serien niemals könnten. Und ich dort, so toll die reale Welt auch sein kann, in andere Rollen schlüpfen, entweder in vorgefertigte oder in selbsterstellte; und Dinge an Orten tun kann, die es real so nicht gibt und die niemals möglich sind. Da stimme ich dem Artikel hier vollkommen zu.
Videospiele haben für mich einfach den faszinierenden Vorteil, dass du selber Entscheiden kannst, was passiert, ob happy End oder nicht. Oder wenn die Story linear ist, dann ist die Action dazwischen immerhin dein Bier und auch, in welchen Tempo und auf welche Art du vorgehst.
Die Bioshock-Reihe hat zwar als Beispiel in Teil 1 und 2 zwei unterschiedliche Enden und Infinite tut so, als hätte man bei irgendwas Entscheidungsfreiheit, aber an sich ist es extrem linear. Ob ich aber nun durchpresche, ob ich mir nach dem Verlassen des Demeter-Restaurants das kaputtgehende Rapture ne halbe Stunde lang angucke oder die einzelnen Levels nach Secrets und Items absuche und mit der Telekinese unterwegs Unfug mit der Physik anstelle, bleibt beispielsweise mir überlassen. (Oder wie ich es an zwei Stellen jedes mal wieder mache und genieße: Aus dem Außenlevel klettern und mir die Skybox zu Fuß ablatschend ansehen XD).
Ich gehöre nicht zu den Leuten, die hunderte Stunden in Onlinetitel stecken. Und auch bei Singleplayerspielen ist irgendwann die Luft komplett raus. Bei Cyberpunk war bei 124 Stunden schlagartig Feierabend. Ob da noch Protagonisten waren, denen ich noch hätte helfen können oder nicht, war mir dann auch egal. Ich habe die Hauptstory beendet und gut. Hat gereicht, ich bin zufrieden.
Bei Spielen wie Borderlands ist es einfach die Befriedigung des inneren "Jägers und Sammlers" und bei Titeln wie Fallout macht es einfach das Gesamtpaket, ohne dass ich dort wirklich sagen kann, was nun der Hauptgrund ist, es bockt einfach.
Gerne zocke ich aber mittlerweile auch verkäferte und unfertige Spiele, weil es kein erhabeneres Gefühl gibt wie ich finde, als aus dem, was die Entwickler gebaut haben, zu entkommen und beispielsweise auf einmal unter dem Level herumzulaufen - Homefront 2 ist da sehr gut für geeignet. Oder der Moment, als ich zufällig herausfand, dass man in NFS HEAT per Tastenkombo an bestimmten Stellen in der Spielwelt einfach mal die Texturen abschalten und sein Auto (Und nähere Umgebung) zum leuchten bringen kann, weil da scheinbar irgendwelche Schnellbefehle aus der Frostbite vergessen wurden. Oder Ghost Games einfach extrem überfordert waren mit der Engine XD. Kumpel hat das später aufgenommen und auf seinem YT-Kanal hochgeladen. Wir machen da bis heute Witze über "Negativwelt Schwarz" und den "Glühwurmbug".Vom "Glühwurmbug" habe ich sogar noch ne GIF:
Meistens hat es aber auch einfach etwas mit dem simplen "Eine Geschichte erzählt bekommen" zu tun. Wenn die Story gut ist, dann kann sie in manchen Fällen sogar über grausigstes Gameplay hinweghelfen. Siehe Spec Ops The Line oder Silent Hill 1, 2 und 3. Wie Worrel es so schön ausdrückt "Menschen sind Geschichten-Junkies" und Games erzählen diese auf eine Art und Weise, wie Bücher, Hörspiel und Filme es nie können werden. Auch wenn diese wiederum jeder für sich eigene Vorteile haben, (Nicht dass hier noch jemand meckert, dass ich zu Unrecht darauf herumhacke). Eigentlich sind Games die moderne Symbiose aus all dem, wenn man es mal rein philosophisch betrachtet.
Final ist es aber halt bei jedem Menschen verschieden und solch derartige Erklärartikel, die irgendeiner Sache auf den "Grund" gehen wollen, wirken immer ein bisschen plakativ und unbeholfen - (Erinnern wir uns mal an diese "ZOCKEN MACHT SCHLAU"-Spiegelausgabe von 2015 war die glaube ich). Insgesamt finde ich diesen Beitrag hier aber okay, erfüllt seine Aufgabe, versucht möglichst alles einmal anzuschneiden und ich finde mich selber in einigen Punkten wieder. Es ist bloß einiges wie ich finde, viel zu kurz gehalten, es hat keine Tiefe und kommt deshalb ziemlich platt rüber.