Also ich kann mich an so einige Spiele erinnern, die bei mir erstmal nicht gelaufen sind. Das lag dann haeufig an den Eigenheiten meines PCs und an sub-optimaler Konfiguration fuer das Spiel (Was haben wir frueher in unseren Config.sys und Autoexec.bat Dateien rum-editiert bis ein Spiel mal gelaufen ist). Heute erwartet halt jeder, dass er das Ding runterlaed und es sofort laeuft. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird erst mal ein Rant-Post ins Internet gesetzt anstatt, dass man sein System neu aufsetzt. Ich denke das wuerde schon einiges an Bugs, Performance Problemen und Crashes vermeiden, bzw. fixen.
Ich will aber auch gar nicht bestreiten, dass Spiele heute mehr Bugs haben. Nur, bedeutet das wirklich, dass die Spiele schlechter sind? Fuer mich ist es eher ein Nebeneffekt der Tatsache, dass Spiele heute um einige Groessenordnungen komplexer sind als vor 20 Jahren. Klar, wenn ein 5 Mann Studio ein Programm von unter 10 Megabyte kreiert, dann ist QA und Bigfixing auch eine andere Aufgabe, als wenn ein 300 Mann Team ein Spiel baut, dass allein schon mal 60 GB an Daten einnimmt. Sind Bugs deshalb zu entschuldigen? Sicher nicht, vor allem wenn es sich um so krasse Faelle handelt, wie Arkham Knight oder AC: Unity. Aber verstaendlich sind sie denke ich schon und solange gepatcht wird habe ich mit ein paar Bugs jetzt auch kein soooo grosses Problem.
DLCs finde ich auch nicht mehr so schlimm. Es gab eine Phase, in der viele Publisher wirklich miese Politik in der Hinsicht betrieben haben aber inzwischen hat es sich auf einem Level eingependelt, wo ich entweder richtig gute DLCs fuer recht viel Geld bekomme 9das ist dann IMO nicht unbedingt viel anders als, z. B. die Add-Ons von Frueher) oder es gibt Bullshit DLCs wie Kosmetika usw. und wer die kauft, der will entweder den Publsiher aktiv unterstuezen (was dann fair ist) ider ist selber Schuld. Was auch immer fuer eine DLC Politik wir bekommen, wir als Kunden sind letztendlich dafuer verantwortlich, wie sehr wir uns abzocken lassen wollen. Ich persoenlich kaufe, abgesehen von 2-3 Ausnahmen im Jahr, eh nur noch GOTYs.
Dass die Packungen wegfallen stoert mich auch nicht. Habe den ganzen Kram frueher auch gesammelt, aber inzwischen ist es mir lieber, den Online Zugriff auf die Spiele zu haben und den Platz in der Wohnung zu sparen. Und mal ganz ehrlich, wie oft schaue ich mir denn meine Tamriel Muenzze aus der Collector's Edition von Oblivion oder das komische "Amulett", dass Risen beilag heute noch an? Je weniger Staubfaenger, desto besser. Was Handbuecher angeht, ja, die vermisse ich etwas, haette sie gerne wieder, aber nur, wenn sie kreativ gemacht sind und von mir aus auch immer gerne in pdf Form.
Es gibt ein paar Sachen, die sich aber durchaus geaendert haben. Es stimmt schon, dass der Schwierigkeitsgrad der Spiele nach unten geht. In den 90ern waere ich nie auf die Idee gekommen, selbst Spiele mit sehr einfachem Spiel-Prinzip auf dem hoechsten Schwierigkeitsgrad zu versuchen. Da wusste ich, das schaffe ich nie. Heute spiele ich so etwas wie Witcher 3 auf Deathmarch durch und bin in 200 Stunden vielleicht 3 mal gestorben. Es gibt schon auch noch schwierige Spiele aber die meisten AAA Produktionen sind schon erstaunlich leicht geworden. Ich habe jetzt nicht unbedingt was dagegen, ich habe eh nicht mehr die Zeit mich durch ein richtig schweres Spiel zu beissen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das den Leuten auffaellt. Ich plaediere halt immer fuer einen schoenen einstellbaren Schwierigkeitsgrad, der auch merklich was ausmacht. Das war das Problem beim Witcher. Der hohe Schwierigkeitsgrad erforderte keine neuen Taktiken oder ein umdenken, man kam mit genau der gleichen Spielweise wie in Normal einwandfrei durch. Da erinnere ich mich z. B. noch ganz anders an Gothic 2, da gab es zwar glaube ich keinen Schwierigkeitsgrad, aber einige knifflige Gegner, fuer die man ganz andere Taktiken brauchte und ganz andere Spielmechaniken ausnutzen musste. Sowas habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Und was sonstigen Anspruch angeht, naja, auch da sehe ich eher eine positive Tendenz. Anspruch in der Handlung und den Chaarakteren, also Spiele vom Kaliber eines Heavy Rain, Witcher 1-3, Talos Principle oder Spec Ops: The Line habe ich in den 90ern jedenfalls auch eher selten erlebt.
Und Anspruch im Gameplay, ja, es gibt heute viele Spiele mit repetetiven Sammelaufgaben, aber das liegt auch an der Open World Welle, die sich sicher irgendwann wieder ausballancieren wird. Ein Daggerfall war damals sicher nicht besser.
Der Sache mit der Musik kann ich uebrigens auch nicht zustimmen. Es kommen alle paar Jahre mal wieder SPiele mit wirklich toller Musik raus (mein persoenlicher Favorit ist die Mass Effect Trilogie von 2009 - 2012, was jetzt auch noch nicht soooo lange her ist). Ich denke auch das wird so bleiben. Nach allem, was ich bisher gesehen (oder bessser geheort) habe wird Star Citizen zum Beispiel einen herausragenden Soundtrack haben und das kommt ja auch nicht vor 2020.
Also, Spiele sind mMn im allgemeinen eher besser geworden. Sie sind komplexere Programme geworden, die weit mehr in die Gesellschaft integriert sind als frueher, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Es gibt heutzutage sicher mehr Schrott als frueher aber eben auch viel mehr Auswahl. Ich persoenlich hoffe, dass sich dieser Trend fortsetzt, denn fuer jemanden wie mich, der nach wie vor neue Spiele sehr genau auswaehlt, sich vielleicht 2-3 davon im Jahr keuft und diese dann ausfuehrlich spielt und den Rest fuer einen 5er oder 10er im Sale mit nimmt ums mal auszuprobieren ist diese Entwicklung perfekt.
Ich habe auch gesehen, dass hier jemand ueber leicht zugaengliche Engines wie UE4 kritisiert, die den Entwicklern die Arbeit abnehmen und diese fuer die so empfundene Degeneration der Spiele-Industrie verantwortlich macht. Ich sehe es genau andersrum.. Komfortable Engines wie UE4 ermoeglichen Vielfalt und einfachere kreative Gestaltung. Das ist doch der Flaschenhals fuer die Fortentwicklung der Branche. Es ist ja nicht so, als wuerden mehr tolle AAA Titel kommen, wenn es die ganzen sub-optimalen, vielleicht nicht perfekten Spiele nicht gaebe. Aber auf der anderen Seite bringen gerade kleinere Projekte oft neue Ideen ins Spiel, die sich dann ueber die naechsten Jahre entwickeln koennen. Ich glaube, dass zugaengliche und leicht bedienbare Engines viel mehr frischen Wind in die Branche bringen, als dass sie - wie implziert - die Entwickler dazu verleiten faul und traege zu werden. Idealerweise haette ich gerne so etwas, wie dir Holodeck Engine aus Star Trek fuer Entwickler, wo kreative Personen dem Computer nur noch ihr Konzept schuldern muessen und der erledigt dann den Rest. Dann waeren wir super aufgestellt und muessten nur noch aufpassen, dass wir nicht aus Versehen einen Professor Mariarty mit Bewusstsein erschaffen.