AW: Spieletest - Just Cause 2 im Test: Actionspektakel mit verschenktem Potenzial - Update: Benchmarks-Videos
Ansich hat Just Cause 2 viele gute Eigenschaften, dummerweise macht GTA IV das meiste davon einfach besser.
Panau ist eine riesige, wunderschöne Welt die zum Erkunden einläd. Im Gegensatz zu GTA lohnt es sich auch mal wirklich ein Flugzeug zu benutzen, da die Entfernungen teils wirklich sehr sehr weit sind.
Das blöde ist nur, dass die Welt irgendwie unbelebt wirkt im Vergleich zu GTA IV. Liberty City ist eine lebendige Metropole mit vielen irrwitzigen Charakteren. Panau ist bevölkert von leblosen NPCs die irgendwie alle gleich aussehen. Man findet überall kleine Dörfer in denen aber irgendwie keine Menschenseele zu leben scheint. Die Bevölkerung scheint sich auch zu Fuß nicht weiter als 50 Meter aus ihrem DOrf heraus zu trauen und so wirkt es oft komisch, wenn man mit dem Auto in eine Ansiedlung hinein fährt und die Menschen am Stadtrand einfach kehrt machen und zurück laufen.
Selbst die "Hauptcharaktere" wirken hölzern und steif. Von den Konversationen müssen wir garnicht erst anfangen. Die sind einfach nur dämlich und inhaltslos und auch in Sachen Story zieht Just Cause 2 deutlich den kürzeren.
Just Cause 2 nimmt sich glücklicherweise selbst nicht ernst, so dass man über diese Dinge hinweg sehen kann. Auch die absolut übertriebene Physik kann man nur mit einem Augenzwinkern hinnehmen. In vielen Fällen ist sie leider nurnoch nervig. Das fängt schon beim Fahrverhalten vieler Vehikel an. Ohne Gamepad fährt man oft planlos in der Gegend rum und versucht auf schnurgrader Strecke irgendwie sein Fahrzeug in den Griff zu bekommen. Einige Flugzeuge reagieren so empfindlich, dass man bei leichtem Antippen einer Richtungstaste schon oft eine halbe Rolle vollführt.
So bleiben die angenehmsten Fortbewegungsmittel die langsameren. Um die schnellen habe ich meist einen großen Bogen gemacht.
Die witzigste Art ist jedoch der Fallschirm in Verbindung mit dem Enterhaken. Wenn man sich erstmal an die ungewohnte Steuerung herangetastet hat, macht es wirklich viel Spaß über den Baumwipfeln von Panau zu schweben und sich mit dem Enterhaken immer wieder neuen Anschub zu verschaffen.
Die Steuerung ansich ist sehr konsolenlastig und braucht auch abseits der stupiden Physik einige Eingewöhnungszeit. Gut, dass man Gegner nur sehr vage anvisieren muss um zu treffen. Auch das hat GTA IV bedeutend besser gemacht.
Tja soviel zu den Zeiten, in denen man Panau auf eigene Faust erkundet.
Die Missionen sind leider meist unterste Schublade. Es fängt schon bei der "Besprechung" an in der oft irgendwas zusammenhangsloses geschwafelt wird das im Endeffekt nichts mit dem eigentlichen Auftrag zu tun hat. Missionstypen gibt es offenbar nur 5 oder 6 die sich immer wieder aufs neue wiederholen. Nur die Agenturmissionen locken mit Abwechslung. Es gibt davon nur leider viel zu wenige und man muss zwischendrin viel zu viele langweilige Nebenmissionen machen...oder alternativ Panau auseinander nehmen, was allerdings auch nicht besonders lange fesseln kann.
Die Festungsübernahmen sind noch dazu auf dauer unglaublich nervig.
Und da kommen wir auch gleich zum Speichersystem. Während der Missionen ist das äusserst gut gelöst. Es gibt hier und da Checkpoints an denen man startet, wenn man stirbt oder das Missionsziel verfehlt. Es birgt also deutlich weniger Frustpotential als die Version von GTA IV.
Nur zwischen den Missionen kann es oft ziemlich nervig sein.
Ein Beispiel:
Ich starte in einer der Festungen die ich für eine der drei Banden eingenommen habe. In näherer Umgebung ist aber keine weitere Mission mehr in Sicht. Also wird das PDA geöffnet, geschaut wo es was zu tun gibt und sich auf den Weg gemacht. Wegpunkt markiert - 15 Kilometer. Uff - das kann dauern. Je nach gefährt kann man da schon durchaus eine halbe Stunde nur mit dem Weg verbringen, da die Strassen sehr verschlungen sind und einen alles andere als auf dem direkten Weg ans Ziel führen. Ohne Flugzeug oder Helicopter in der Nähe ist man also oft aufgeschmissen. Aber egal - die Welt ist so hübsch, da verbringt man gerne Zeit damit sie zu erkunden.
Dumm nur, wenn man irgendwo auf dem Weg stirbt und schnurstracks zurück zur nächsten Festung geschickt wird und den ganzen Weg nocheinmal machen darf.
Über Panau hinweg gelegene Krankenhäuser ähnlich wie in GTA wären da deutlich angenehmer gewesen.
Alles in allem macht Just Cause 2 schon viel Spaß. Wenn man ehrlich ist, hat es aber nur Glück, dass GTA IV schon über ein Jahr alt ist und es somit quasi keine direkte Konkurrenz mehr hat für Leute, die derartige Spiele gerne spielen. Wer GTA IV allerdings noch nicht gespielt hat, sollte lieber da anfangen und kann Just Cause 2 getrost links liegen lassen.