• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

so funktioniert der freie markt...

bierchen am 15.08.2007 00:09 schrieb:
Arkasi am 14.08.2007 14:58 schrieb:
Der Markt ist noch genauso frei wie er es vorher war, nur hat der Staat aus Eigeninteresse korrigierend eingegriffen, denn andernfalls hätten die Banken einen Teil ihrer Reserven auflösen müssen und die bestehen aus einem erheblichen Teil aus Staatsanleihen, die den Staat finanzieren.
Die Notenbanken in Europa, USA und Japan sind unabhängig von Anweisungen der Regierungen. Es ist also nicht der Staat, der aus Eigeninteresse eingreift. Es sind die unabhängigen Wächter über die Währungen, die die ihnen obliegenden Aufgaben wahrnehmen.

Das sagt die Theorie bzw. das Gesetz. Praktisch sieht es so aus, dass die Entscheidungsträger bei den Notenbanken von der Politik nominiert werden und so ist natürlich auch ein gewisser Einfluss möglich, der aber zugegebener Maßen nicht so extrem groß ist, wie beispielsweise bei Staatsbetrieben. Eine gewisse Unabhängigkeit gibt es schon, aber auch die Leute in der Notenbank wollen ihren Vertrag verlängert haben.

Arkasi am 14.08.2007 15:06 schrieb:
Was Skandale wie Enron betrifft, Bilanzen können bis zu einer eingehenden Prüfung (meist vom Finanzamt) problemlos gefälscht werden und keiner merkt es. Da das aber strafbar ist und die Manager da nicht straffrei davon kommen, geht man von der Richtigkeit der Angaben aus. Anders sind solche Prüfungen auch nicht möglich, weil der Aufwand zu groß ist und es reicht völlig aus, wenn die Finanz die Prüfung alle paar Jahre durchführt.
Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse (Handelsbilanz) jedes Jahr von unabhängigen Wirtschaftsprüfer überprüfen zu lassen.
Das Finanzamt überprüft dann alle paar Jahre, ob die vom Unternehmen aufgestellen Steuerbilanzen (der geprüften Jahre) und der sich jeweils ergebende steuerpflichtige Gewinn richtig sind.

Wer weiß, was er tut, kann Wirtschaftsprüfer auch täuschen. Sehen wir in Österreich gerade beim BAWAG-Skandal, wo die Gewerkschaft ~ 2 Mrd. Euro in der Karibik verheizt hat und jahrelang hat das keiner gemerkt, trotz Prüfungen vom Finanzamt, Wirtschaftsprüfern und der Finanzmarktaufsicht.


Zur Krise: Ich versuche mal in eigenen Worten zusammenzufassen, was geschehen ist:

Dazu habe ich heute das gelesen:
Wegen der rasant gestiegenen Zahl an Ausfällen bei Baufinanzierungen in den USA haben sich weltweit viele Anleger in den vergangenen Wochen panikartig aus Papieren zurückgezogen, die mit Forderungen aus solchen Hypothekenkrediten besichert sind.

Dies führte bei vielen Fonds zu massiven Wertverlusten und zwang sie dazu, Auszahlungen zu stoppen. Weltweit stieg die Angst vor einer Ausweitung der Krise auf den gesamten Kreditmarkt - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Aktienmärkte.
 
Wolf-V am 15.08.2007 18:05 schrieb:
TBrain am 15.08.2007 17:24 schrieb:
Moment. Ich denke, dass hier erstens die Aufgaben und Geschäfte der Zentralbank nicht ganz verstanden wurden,
vielen dank, ich glaube aber schon das prinzip im groben zu verstehen. die ezb hat mit dem staat (z.B. dem deutschen) nichts zu tun, grob gesagt, die nzb (bundesbank) schon mehr. um das system der zb abzukürzen:
es ist doch richtig, dass die nzb ihre überschüsse an den staat zahlt?
wenn diese überschüsse nun kleiner ausfallen, weil sie zwischendurch geld verliehen haben, ist es doch so, dass dies ein rechnerischer verlust für den staat ist?

Es werden nicht die Überschüsse sondern die Gewinne an den Staat abgeführt. Gewinn kann man auch haben, wenn man kein Geld hat, abgesehen davon druckt die NB das Geld, es kann ihr nie ausgehen.
Außerdem erwirtschaftet die NB durch das Verleihen von Geld ihre Gewinne.

aber der entstandene schaden (vergünstigte kredite) - verursacht grob gesagt - durch die banken oder spekulanten - wird doch nicht zurückverlangt. kurz die banken haben jahrelang verdient, sobald sie in die verlustzone rutschen, werden sie von "anderen" abgesichert. wo liegt dann der reiz für die banken mal vorausschauend auf etwas gewinn zu verzichten?

Nochmal, die Kredite sind günstiger als die momentanen Zinsen am Kapitalmarkt, aber teurer als die Zinsen, die die EZB momentan normalerweise ausgibt. Für die EZB ist es also ein Geschäft.
 
Arkasi am 16.08.2007 08:28 schrieb:
Nochmal, die Kredite sind günstiger als die momentanen Zinsen am Kapitalmarkt, aber teurer als die Zinsen, die die EZB momentan normalerweise ausgibt. Für die EZB ist es also ein Geschäft.

Was passiert, wenn eine Bank diese Tender ersteigert, und morgen ist sie pleite?
 
TBrain am 15.08.2007 13:08 schrieb:
Insgesamt wird es darauf ankommen wie der Markt mittelfristig reagieren wird. Das wird man in ein paar Monaten sehen.

Ich glaube, so lange brauchen wir gar nicht warten:

Schlagzeilen
von heute

Zitat:
"Das Vertrauen der Märkte schrumpft, und die Akteure können sich nicht beruhigen", sagte Kazuhiko Shibata von der Dresdner Bank in Tokio. Weiterhin falle es den Marktteilnehmern schwer, die Tiefe der Krise und die damit verbundenen Risiken auszuloten.

Da muss ich mich schon wundern, warum ausgerechnet du dir total sicher bist, wie tief die Krise geht (nämlich gar nicht tief) - und so viele andere sind viel ahnungsloser?

Übrigens: Dafür dass es sich laut dir um einen minimalen Teil des Kreditgeschäfts handelt, sind das aber bereits ganz schöne Milliardensummen, die den Banken da verlustig gegangen sind. Soweit ich das aufsummieren kann, was ich bisher gelesen habe, waren es bereits einige zig Mrd.. Und das sind nur die bisher bekannt gewordenen.
 
Die Immokrise und das dadurch ausgelöste Hedgefondsterben ist doch nur die Overtüre des Zusammenbruchs. Um mal einen Vergleich zu ziehen wir befindne uns im Jahr 1923 und bis 29 ist es noch ein weilchen hin. Das 29 aber kommt ist so sicher wie das amen in der Kirche. Der Kapitalismus wird so derb crashen wie noch nie und die Frage ist gibts danach Krieg und wenn ja gegen wen und wie heftig.
 
Boesor am 15.08.2007 18:16 schrieb:
Wolf-V am 15.08.2007 18:05 schrieb:
aber der entstandene schaden (vergünstigte kredite) - verursacht grob gesagt - durch die banken oder spekulanten - wird doch nicht zurückverlangt. kurz die banken haben jahrelang verdient, sobald sie in die verlustzone rutschen, werden sie von "anderen" abgesichert. wo liegt dann der reiz für die banken mal vorausschauend auf etwas gewinn zu verzichten?

naja, im von dir abgelehnten kapitalistischen System ist aber das Ziel nicht "am leben bleiben", sondern den Gewinn maximieren.
Banken wie z.B. die eben erwähnte Citibank haben demnach keinen Spass daran 500 Mios zu verlieren, auch wenn es sie nicht in den Ruin treibt.
Diese 500 Mios werden nämlich nicht von der EZB oder sonstwem aufgefangen, die sind einfach verbrannt
genau und für mich zeigt dieses beispiel wieder die blinde sucht nahc gewinnmaximierung, egal was kommt. da das nicht mehr funktioniert, werden immer mehr verluste an die gemeinschaft weitergegeben. und ich hab noch nciht ausgrechnen können, wie hoch die gewinne waren bis es zum zusammenbruch kam, aber es wird schon genug verdient worden sein die letzten jahre.

und wie ich dieses kapitalistische system kenne, kann kein wert einfach so verbrennen im sinne von verschwinden, genauso wenig wie ein wert aus dem nichts entstehen kann. irgendwo gehen also 500 mio verloren, bloss wo und wem?

sollte geld aber aus dem nichts entstehen und auch dorthin wieder verschwinden können, müsstest man mir das system nochmal erklären, das würde mich interessieren
 
Wolf-V am 16.08.2007 11:15 schrieb:
sollte geld aber aus dem nichts entstehen und auch dorthin wieder verschwinden können, müsstest man mir das system nochmal erklären, das würde mich interessieren
naja, eine notenbank kann sowas schon machen. es wirkt sich allerdings auf die währung aus.
 
Wolf-V am 16.08.2007 11:15 schrieb:
Boesor am 15.08.2007 18:16 schrieb:
Wolf-V am 15.08.2007 18:05 schrieb:
aber der entstandene schaden (vergünstigte kredite) - verursacht grob gesagt - durch die banken oder spekulanten - wird doch nicht zurückverlangt. kurz die banken haben jahrelang verdient, sobald sie in die verlustzone rutschen, werden sie von "anderen" abgesichert. wo liegt dann der reiz für die banken mal vorausschauend auf etwas gewinn zu verzichten?

naja, im von dir abgelehnten kapitalistischen System ist aber das Ziel nicht "am leben bleiben", sondern den Gewinn maximieren.
Banken wie z.B. die eben erwähnte Citibank haben demnach keinen Spass daran 500 Mios zu verlieren, auch wenn es sie nicht in den Ruin treibt.
Diese 500 Mios werden nämlich nicht von der EZB oder sonstwem aufgefangen, die sind einfach verbrannt
genau und für mich zeigt dieses beispiel wieder die blinde sucht nahc gewinnmaximierung, egal was kommt. da das nicht mehr funktioniert, werden immer mehr verluste an die gemeinschaft weitergegeben. und ich hab noch nciht ausgrechnen können, wie hoch die gewinne waren bis es zum zusammenbruch kam, aber es wird schon genug verdient worden sein die letzten jahre.

und wie ich dieses kapitalistische system kenne, kann kein wert einfach so verbrennen im sinne von verschwinden, genauso wenig wie ein wert aus dem nichts entstehen kann. irgendwo gehen also 500 mio verloren, bloss wo und wem?

sollte geld aber aus dem nichts entstehen und auch dorthin wieder verschwinden können, müsstest man mir das system nochmal erklären, das würde mich interessieren

Also zuerst mal ja Geld kann aus dem nichts enstehen beweisen die Banken ja jeden Tag aufs neue. Laut Basel II dürfen alle Banken jeden eingezahlten Euro,Yen,Dollar ver 24 fachen.

Und du fragts wem das Geld fehlt das die Banken gerade alle loosen??? Gut läßt sich beantworten zu allererst mal den Millionen von betroffenden Hausbesitzern oder sollte ich Ex-Hausbesitzer sagen. Dann diejenigen die so bekloppt waren ihr Geld Hedgefonds an zu vertrauen. dann natürlich die Bankkunden. Und zu guter letzt den Firmen die entweder ihre Kredite entzogen bekommen oder die keine neuen mehr kriegen. Iss nur ne Frage der Zeit bis das Bushfeuer die Wirtschaft erreicht :-D
 
Low-Ki am 16.08.2007 10:54 schrieb:
Die Immokrise und das dadurch ausgelöste Hedgefondsterben ist doch nur die Overtüre des Zusammenbruchs. Um mal einen Vergleich zu ziehen wir befindne uns im Jahr 1923 und bis 29 ist es noch ein weilchen hin. Das 29 aber kommt ist so sicher wie das amen in der Kirche. Der Kapitalismus wird so derb crashen wie noch nie und die Frage ist gibts danach Krieg und wenn ja gegen wen und wie heftig.

Das nenne ich (höflich ausgedrückt) mal eine sehr gewagte Schlußfolgerung
 
Boesor am 16.08.2007 11:59 schrieb:
Low-Ki am 16.08.2007 10:54 schrieb:
Die Immokrise und das dadurch ausgelöste Hedgefondsterben ist doch nur die Overtüre des Zusammenbruchs. Um mal einen Vergleich zu ziehen wir befindne uns im Jahr 1923 und bis 29 ist es noch ein weilchen hin. Das 29 aber kommt ist so sicher wie das amen in der Kirche. Der Kapitalismus wird so derb crashen wie noch nie und die Frage ist gibts danach Krieg und wenn ja gegen wen und wie heftig.

Das nenne ich (höflich ausgedrückt) mal eine sehr gewagte Schlußfolgerung
ich nenn's übersteigerten pessimismus.
aber dass die börsenkurse auch im aktienbereich noch kräftig fallen könnten, will ich nicht bestreiten. es ist sogar wahrscheinlich.
 
HanFred am 16.08.2007 12:01 schrieb:
Boesor am 16.08.2007 11:59 schrieb:
Low-Ki am 16.08.2007 10:54 schrieb:
Die Immokrise und das dadurch ausgelöste Hedgefondsterben ist doch nur die Overtüre des Zusammenbruchs. Um mal einen Vergleich zu ziehen wir befindne uns im Jahr 1923 und bis 29 ist es noch ein weilchen hin. Das 29 aber kommt ist so sicher wie das amen in der Kirche. Der Kapitalismus wird so derb crashen wie noch nie und die Frage ist gibts danach Krieg und wenn ja gegen wen und wie heftig.

Das nenne ich (höflich ausgedrückt) mal eine sehr gewagte Schlußfolgerung
ich nenn's übersteigerten pessimismus.
aber dass die börsenkurse auch im aktienbereich noch kräftig fallen könnten, will ich nicht bestreiten. es ist sogar wahrscheinlich.
man könnte es auch hoffnungsfrohen optimismus nennen ;)

glaube aber eher, dass dass wir uns - um bei dem vergleich zu bleiben - im jahr 1935 befinden und der crash hat nicht stattgefunden, da der markt (genau wegen der erfahrung) entsprechend abgesichert ist. dass es aber so nicht weiter geht, ist zum einen klar und auch teil des kapitalistischen systems. wir sind hier nur etwas verwöhnt, das wir uns nicht mehr vorstellen können, das es z.b. die deutsche bank irgendwann nicht mehr gibt. in entwicklungsländern ist das verschwinden von banken eine normale erfahrung - die haben zwar nicht das volumen, aber das prinzip bleibt das gleiche, wachstum ist endlich. und ich bin mir tatsächlich nicht sicher ob ich es erleben möchte, wenn europa crashen sollte - andererseits würde es vielen menschen helfen mal drüber nachzudenken was eigentlich wirklich wichtig ist. naja, glaube aber schon, dass sich was ändern wird, die frage ist ob jetzt oder in 10 jahren...
 
aph am 16.08.2007 10:39 schrieb:
TBrain am 15.08.2007 13:08 schrieb:
Insgesamt wird es darauf ankommen wie der Markt mittelfristig reagieren wird. Das wird man in ein paar Monaten sehen.

Ich glaube, so lange brauchen wir gar nicht warten:

Schlagzeilen
von heute

Zitat:
"Das Vertrauen der Märkte schrumpft, und die Akteure können sich nicht beruhigen", sagte Kazuhiko Shibata von der Dresdner Bank in Tokio. Weiterhin falle es den Marktteilnehmern schwer, die Tiefe der Krise und die damit verbundenen Risiken auszuloten.

Da muss ich mich schon wundern, warum ausgerechnet du dir total sicher bist, wie tief die Krise geht (nämlich gar nicht tief) - und so viele andere sind viel ahnungsloser?

Das Problem ist, dass der Gesamtmarkt so komplex ist, dass viele (die meisten) Marktteilnehmer von den aktuell problematischen Produkten keine wirkliche Ahnung haben. Diese Produkte haben erst in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. In den Banken kennen sich allenfalls Spezialisten damit aus und in der Theorie ist es genauso. Momentan ist das Handeln eher instinktiv bestimmt, als auf Tatsachen beruhend. Der Markt wird zur Zeit großenteils durch Unsicherheit bestimmt. Die Frage ist jetzt wie lange diese Unsicherheit andauert und die Märkte (für diese Produkte) wieder auf realistischen Beinen stehen.

Ich kenne mich deshalb vergleichsweise gut aus, weil ich mich für eine Arbeit für die Uni eingehend mit den Produkten und den Märkten auseinandergesetzt habe. Ich weis in etwa wie die Märkte strukturiert sind.

Übrigens die Spezialisten (die, die direkt damit handeln) in den Banken sagen das selbe wie ich. Fundamental betrifft die Krise nur den unteren Teil des Marktes. Der Rest ist aktuell von der Unsicherheit mit betroffen.

Übrigens: Dafür dass es sich laut dir um einen minimalen Teil des Kreditgeschäfts handelt, sind das aber bereits ganz schöne Milliardensummen, die den Banken da verlustig gegangen sind. Soweit ich das aufsummieren kann, was ich bisher gelesen habe, waren es bereits einige zig Mrd.. Und das sind nur die bisher bekannt gewordenen.

Also die IKB musste glaube ich etwa 8 Mrd € an ihre Zweckgesellschaft nachschießen. Im Vergleich zum Gesamtmarkt ist das nur minimal (für die Größenordnung: allein in Europa werden pro Jahr Kredite von etwa in der Höhe von 200 - 350 Mrd. € verbrieft. Diese Verbriefungen laufen über mehrere Jahre. Kumuliert ergibt das mehrere Billion € an verbrieften Krediten allein in Europa! Nimmt man noch weitere Kreditderivate hinzu kommen wir weltweit auf über 20 Billion € pro Jahr (1 Billion sind 1000 Mrd. 1 Mrd sind 1000 Million - also ist 1 Billion = 1 Million Millionen :B ))

Inwieweit diese 8 Mrd. der IKB wirklich zu Verlusten werden bleibt abzuwarten. Die Bank musste die Liquidität an die Zweckgesellschaft nachschießen und sie fehlt ihr in der Bilanz. Das ist eine große Belastung, aber möglicherweise bekommt sie mittelfristig einen Teil davon zurück. Die vergebenen Kredite existieren ja weiterhin und sie sind mit Immobilien besichert (die ja etwas Wert sind). Die Sache ist eine ganz andere als die DotCom Krise vor ein paar Jahren. Fundamental gesehen ist sie nicht so weitreichend und steht dennoch auf einem Fundament (Immobilien im Vgl. zu wertlosen Internetfirmen)
 
HanFred am 16.08.2007 12:01 schrieb:
ich nenn's übersteigerten pessimismus.
aber dass die börsenkurse auch im aktienbereich noch kräftig fallen könnten, will ich nicht bestreiten. es ist sogar wahrscheinlich.

Möglich wäre es, aber wenn man bedenkt das die Weltwirtschaft immer noch existiert, obwohl die Börsenkurse vor ein paar Jahren um einiges niedriger waren als jetzt ist es wohl sehr gewagt (um nicht zu sagen unsinnig) vom Zusammenbruch des Systems und Krieg zu sprechen.
 
aph am 16.08.2007 09:58 schrieb:
Arkasi am 16.08.2007 08:28 schrieb:
Nochmal, die Kredite sind günstiger als die momentanen Zinsen am Kapitalmarkt, aber teurer als die Zinsen, die die EZB momentan normalerweise ausgibt. Für die EZB ist es also ein Geschäft.

Was passiert, wenn eine Bank diese Tender ersteigert, und morgen ist sie pleite?
1. Die Banken haben für erhaltene Kredite Sicherheiten bei der EZB zu hinterlegen (Wertpapiere). Welche Sicherheiten akzeptiert werden und welche nicht, legt die EZB in einem Katalog fest.

2. Die Banken sind verpflichtet, bei der EZB eine Mindesteinlage zu hinterlegen. Anderenfalls erhalten sie von der EZB kein Geld.
 
TBrain am 16.08.2007 12:28 schrieb:
Das Problem ist, dass der Gesamtmarkt so komplex ist, dass viele (die meisten) Marktteilnehmer von den aktuell problematischen Produkten keine wirkliche Ahnung haben. Diese Produkte haben erst in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. In den Banken kennen sich allenfalls Spezialisten damit aus und in der Theorie ist es genauso. Momentan ist das Handeln eher instinktiv bestimmt, als auf Tatsachen beruhend. Der Markt wird zur Zeit großenteils durch Unsicherheit bestimmt. Die Frage ist jetzt wie lange diese Unsicherheit andauert und die Märkte (für diese Produkte) wieder auf realistischen Beinen stehen.

Ich kenne mich deshalb vergleichsweise gut aus, weil ich mich für eine Arbeit für die Uni eingehend mit den Produkten und den Märkten auseinandergesetzt habe. Ich weis in etwa wie die Märkte strukturiert sind.

Meinst Du Private Equity Hedgefonds, die short selling und leverage nutzen?
Ich bin kein Experte, aber ich glaube, dass gerade die intensive Nutzung solcher Techniken den Markt gehörig in die Bredouille steuert.
Das Ganze ist doch nichts anderes als eine Art sehr riskantes Glücksspiel auf hohem Niveau...

Gruss,
Bremse
 
Wolf-V am 15.08.2007 15:48 schrieb:
und wenn banken sich dieser sicherheiten bewusst sind, aus welchen grund sollen sie in zukunft vorsichtiger handeln?

und das ganze ist doch ein beispiel, wie unsicher sich selbst die profis sind, dass dieses angeblich so stabile system nicht zu erschüttern ist. sonst wäre ja niemand beunruhigt gewesen....

Jetzt nochmal zum IKB-Problem:

Die IKB musste 8 Mrd€ für eine, ihr untergeordnete Gesellschaft bereitstellen. Diese fehlende Liquidität hätte die Bank in ernste Schwierigkeiten bringen können, weshalb sie von einigen anderen Banken unterstützt wurde und wird. Zu den Banken, die unterstützen gehören afaik die KfW, die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, Sal. Oppenheim, Landesbanken, Sparkassen und vermutlich noch andere Banken.

Das kann man als falsches Signal sehen. Die IKB ist vermutlich wegen Managementfehlern erst in diese Probleme geraten und wird jetzt unterstützt. Andererseits würden andere Banken sie nicht unterstützen wenn nicht eine weitreichendere Krise befürchtet werden würde. Durch die Unterstützung wird also weiterer Schaden abgewendet.

Philosophisch betrachtet könnte man das auch als eine Art "soziales Netz" der Banken sehen. Wer in Probleme gerät wird von den stärkeren gestützt. :-D
 
Spassbremse am 16.08.2007 12:42 schrieb:
Meinst Du Private Equity Hedgefonds, die short selling und leverage nutzen?
Ich bin kein Experte, aber ich glaube, dass gerade die intensive Nutzung solcher Techniken den Markt gehörig in die Bredouille steuert.
Das Ganze ist doch nichts anderes als eine Art sehr riskantes Glücksspiel auf hohem Niveau...

Gruss,
Bremse

Ich meine in erster Linie verbriefte Kredite (Collateralized Dept Obligations). Mit solchen Dingen hat der Privatanwender an sich absolut nichts am Hut, sie werden eigentlich nur im Interbankenhandel genutzt (zwischen Banken, zwischen Banken und Fonds etc.)

Bei den Hedgefonds und den angewendeten Techniken ist das so eine Sache. Short Selling z.B. muss an Märkten möglich sein um sie in einem Gleichgewicht zu halten. Die Frage ist nur wie man das einsetzt. Und da Fondmanager und Strategen auch nur Menschen sind, wird das nicht immer nur im Sinne des Erfinders eingesetzt.
 
TBrain am 16.08.2007 12:28 schrieb:
Die vergebenen Kredite existieren ja weiterhin und sie sind mit Immobilien besichert (die ja etwas Wert sind). Die Sache ist eine ganz andere als die DotCom Krise vor ein paar Jahren. Fundamental gesehen ist sie nicht so weitreichend und steht dennoch auf einem Fundament (Immobilien im Vgl. zu wertlosen Internetfirmen)
tolle sicherheit, zu hoch bewertete immobilien, die zum verlustausgleich nun abgestoßen werden müssen, was die preise sicherlich nicht steigen lässt, wodurch die sicherheiten auch für andere nicht mehr ausreichen. der wunschtraum einer zu hohen immobileinbewertung unterscheidet sich doch kaum vom wunschtraum einer zu hohen bewertung eine geschäftsidee.
 
TBrain am 16.08.2007 12:28 schrieb:
Übrigens die Spezialisten (die, die direkt damit handeln) in den Banken sagen das selbe wie ich. Fundamental betrifft die Krise nur den unteren Teil des Marktes. Der Rest ist aktuell von der Unsicherheit mit betroffen.

Ich finde ja, man muss gar kein Spezialist sein, um das zu kapieren. Da genügt gesunder Menschenverstand. Habe gerade diesen Artikel auf SpOn gelesen, der das Ganze mal aus Sicht der Opfer (amerikanische Unterschicht-Hausbesitzer) beleuchtet.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich vor ca. 2 Jahren im SpOn-Forum das Hohelied eines Marktfetischisten auf die Häuslebauer-Tätigkeit der Amis lesen musste. Die seien im Vergleich zu den Deutschen ja so mutig, investieren tapfer in Häuser, bauen sie aus und renovieren, verkaufen sie, schaffen damit Wohlstand und Wachstum und verdienen auch noch dran.

Ich hab damals so bei mir gedacht: WTF ... das kann man doch nicht alles auf Pump machen ... das funktioniert doch nur, solange die Speku-Blase steigt.

Einerseits empfinde ich Genugtuung, mal wieder Recht gehabt zu haben, andererseits erschreckt es mich, dass so viele Menschen bei dem Unsinn immer wieder mitmachen. Und nicht nur das, sie behaupten auch noch, dass es der goldig glänzende Markt sei mit seinen achso tollen Möglichkeiten.

Dabei sollte doch eigentlich jeder erkennen können, dass die Weitergabe fauler Kredite nichts anderes als ein klassisches Pyramidenspiel ist.

Etwa der 67-jährige Rentner Don Bullis aus dem südkalifornischen Orange County. Bullis - der seine Leidensgeschichte auf einem Online-Forum erzählt - bezieht gemeinsam mit seiner Frau gerade mal 2300 Dollar im Monat. Die Hypothek für ihr Haus, mit einer Schuldlast von 338.000 Dollar, brach ihnen das Genick.
Doch dann fand der 67-Jährige World Savings. Die Hypothekenfirma, seit 2006 eine Tochter der Großbank Wachovia, bot ihm einen ARM-Kredit mit flexibler Verzinsung an. "Ich dachte", schreibt Bullis, "dass die Monatsrate 1380 Dollar betragen würde und ich, wenn das Geld mal knapp ist, weniger zahlen könnte."
Doch dann kam die Rechnung: 1380 Dollar - Mindestzahlung. Grund: Der Broker hatte das Monatseinkommen der Bullis' gegenüber World Savings auf 7000 Dollar aufgeblasen, um bessere Kreditbedingungen herauszuschlagen.
Inzwischen ist Bullis drei Monate im Verzug. Die Bank droht mit Zwangsversteigerung. Er hat seine Kreditkarten bis zum Maximum belastet, weshalb seine Bonität nun auch im Keller ist und ihm sowieso niemand mehr neuen Kredit geben würde. Er hat sogar einen Job gesucht, vergebens. "Das ist meine Geschichte", schreibt er. "Traurig, aber wahr."

Da ist also ein Broker, der jemanden einen Kredit aufschwatzt, von dem er sich denken kann, dass er die steigenden Zinsen irgendwann nicht mehr leisten kann. Und er lügt auch noch die Bank über die Bonität des Kreditnehmers an. Die Bank gibt die faulen Kredite auch noch weiter ... bis hin zur WestLB zB.

Ich schätze, ne Menge Leute haben ganz gut an dem Deal verdient und das System konnte weiter arbeiten. Mr. Bullis wird mit seiner Vermutlich einen schicken Pappkarton unter einer Brücke beziehen - eine andere Möglichkeit hat er nicht mehr.
 
aph am 16.08.2007 13:11 schrieb:
TBrain am 16.08.2007 12:28 schrieb:
Übrigens die Spezialisten (die, die direkt damit handeln) in den Banken sagen das selbe wie ich. Fundamental betrifft die Krise nur den unteren Teil des Marktes. Der Rest ist aktuell von der Unsicherheit mit betroffen.

Ich finde ja, man muss gar kein Spezialist sein, um das zu kapieren. Da genügt gesunder Menschenverstand. Habe gerade diesen Artikel auf SpOn gelesen, der das Ganze mal aus Sicht der Opfer (amerikanische Unterschicht-Hausbesitzer) beleuchtet.

Ergreifend. Aber ich dachte es geht um den Gesamtmarkt und nicht um Einzelfälle? Leute mit geringem Einkommen, die sich ein zu teures Haus gekauft haben betrifft so etwas ohnehin. Man darf nur nicht diese Situation auf den gesamten Markt hochrechnen.
 
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