Pro Verbot:
-> Minarette werden von Fundamentalisten als islamisches Machtsymbol gesehen
-> In Europa tätige Muslimverbände, die sich für den Bau von Moscheen stark machen, sind nachweislich oft Anhänger der extremen wahabitischen Lehre
Contra:
-> Gemäßigte Muslime fühlen sich vor den Kopf gestossen, weil sie "in einen Topf" mit den Extremisten gesteckt werden
-> Verbote sind eigentlich immer ein Armutszeugnis für eine liberale und pluralistische Gesellschaft
-> Extremisten brauchen nicht zwingend einen gut sichtbaren Ort, eine versteckte "Hinterhofmoschee" mag für konspirative Treffen sogar um einiges geeigneter sein.
Dem kann ich so zustimmen.
Ist nur die Frage ob es denn wirklich wichtig ist, was Fundamentalisten über die Minarette denken. Wichtiger ist was die 90% anderer Moslems denken. Ich halte es für durchaus denkbar, dass viele normale menschen sich eben unnötig gegängelt fühlen.
Die Verhältnismäßigkeit ist total absurd... die ganze Aufregung im Grunde wegen einem Bauantrag, der eskaliert ist... das fünfte Minarett der Schweiz. In einer Gegend, in der eh keine Rufe elektronisch oder verbal genehmigt werden. Das Ding, das den Streit ausgelöst hat war nicht mal begehbar... das ist in der Tat nur eine Dekosäule gewesen.
Stellen wir uns mal vor:
Kik hat nen Laden in meiner Gegend und will eine 6 Meter hohe kik-Werbesäule aufstellen.
Ich find das scheiße, weil ich kik nicht leiden kann, in deren Namen werden Arbeiter in Bangladesh ausgebeutet und Billiglöhner in Deutschland. Also sammle ich Unterschriften gegen die kik-Werbesäule als Symbol für den Machtanspruch des Ausbeutungskapitalismus. Ich krieg genug Unterschriften zusammen und es wird landesweit verboten 6 Meter hohe kik-Werbesäulen aufzustellen.
Die Läden und Geschäftspraktiken von kik betrifft das zwar nicht, aber mir gings ja eh nur ums Prinzip.
Ich hoffe, du hast Recht damit, dass die nun losgetretene Diskussion tatsächlich eine positive Gesamtwirkung hat, und nicht nur Zwietracht entstehen lässt, sondern auch gegenseitiges Verständnis.
Das scheint ja in der Bewertung der grundsätzliche Widerspruch zu sein (mal abgesehn von den rechten Parteien und diesem furchtbaren CDU-Blog-Artikel).
Ich sehe die Situation der Moslems in Europa ähnlich derer der Iren in Amerika. Zum Zeitpunkt ihrer Immigration trafen sie auf massiven Widerstand, der mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation, der neuen Religiösität (Katholiken in der USA 1840) und ihrer großen Zahl zusammenhing. Die Iren waren aber schnell eine Stütze der Gesellschaft... und zwar am unteren Ende. Die irische Kultur wurde in den USA übertrieben stark gepflegt als Reaktion auf die Ablehnung. Es gab Hass und Gewalt.
Die Zeit hat das allerdings irgendwann überwunden... die irische Kultur ist mittlerweile ein beliebter und akzeptierter Teil der USA. Und im Grunde absolut selbstverständlich. Der St.Patricks Day oder Halloween sind amerikanische Traditionen geworden... die Einwanderer haben tatsächlich die Gesellschaft, von der sie aufgenommen wurden verändert. Aber ist das denn so schlimm?
Wir werden in 150 Jahren auch das Ende des Ramadan gemeinsam feiern und vielleicht pilgern auch nicht religiöse Menschen mal nach Mekka anstatt nach Santiago de Compostela.
Jetzt nur nicht überreagieren und irgendwas eskalieren lassen, was wen mans laufen lassen würde nicht eskaliert. Die Menschen in 150 Jahren würden uns dafür auslachen oder verachten.