Vor kurzem erst habe ich mich nach langem Kampf gegen mich selbst (aufgrund eines Features, das ich weiter unten noch erwähnen werde) dazu durch gerungen mir Pathologic 2 zu kaufen, denn das Setting, die Atmosphäre und der allgemeine Stil klingen unglaublich interessant. Bisher habe ich nur knapp 2 Stunden reingeschnuppert, werde aber später nochmal neu anfangen, da ich zuerst noch Disco Elysium (bin bei ca. 20 Spielstunden) durchspielen möchte, was mich bei meinem durchschnittlichen Spieltempo wohl noch für zwei bis drei Wochen beschäftigen wird. Trotzdem war ich neugierig und habe daher Pathologic 2 schon ein wenig angespielt.
Kurzer Zusammenfassung des Story-/Spieleinstiegs: Man ist anscheinend Schauspieler und/oder Arzt in einer Art Theaterstück, das den Ausbruch einer tödlichen Seuche in einer Stadt thematisiert, die grob in einem dem 1. Weltkrieg ähnlichen Setting angesiedelt, aber davon abgesehen völlig fiktiv ist. Auch ist nicht ganz klar, ob man wirklich nur ein Schauspieler ist oder ob die ganze Sache tatsächlich passiert. Das Setting ist dabei so abgedreht, wie es nur sein kann, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften: Die düstere Spielwelt ist voller merkwürdiger Architektur, skurriler Charaktere, teilweise Menschen mit Tiermasken, alienartigen Wesen oder Vogelwesen, die ich noch nicht in ihrer Rolle einordnen kann. Ein bisschen erinnert das Ganze an einen extrem düsteren David Lynch Film.
Das Spiel/das Stück beginnt gleich extrem düster mit dem Ende des ersten Versuches der Aufführung des Theaterstücks: Man ist Arzt und hatte anscheinend die Aufgabe ein Gegenmittel gegen die tödliche Seuche zu finden ... und man hat offenbar versagt. Man geht einige Meter durch die dunkle verregnete Stadt für einen letzten Versuch eines überzeugenden Gesprächs mit einigen Verantwortlichen, um mehr Zeit für die Gewinnung eines effektiven Gegenmittels zu gewinnen und wird dabei Zeuge grausamer Szenen: Plünderer werden von Soldaten erschossen, Tote und Schwerkranke liegen überall auf den Straßen herum, Infizierte werden von Soldaten mit Flammenwerfern getötet, überall wüten Feuer und Krankheit ... und mittendrin sieht man auch mal ein paar Kinder, die in ihrer eigenen Welt versunken spielen, während sich all diese Szenen um sie herum abspielen. Und ich glaube, dieser Storyeinstieg fasst auch das extrem düstere Spielgefühl sehr gut zusammen, soweit ich das nach der kurzen Spielzeit und einiger Reviews beurteilen kann.
Pathologic 2 ist kein spaßiges Open World Adventure, wo man Quest für Quest erledigt, bessere Ausrüstung farmt und ab und zu kämpft. Man macht zwar all das, aber das Spiel gibt sich dabei jede Mühe es einem als Spieler so schwer wie möglich zu machen. Man kämpft ständig gegen Hunger, Durst, verzweifelte Menschen und hofft dabei, nicht selbst von der Seuche infiziert zu werden, was anscheinend recht leicht passieren kann und nur sehr, sehr schwer heilbar oder überhaupt behandelbar ist, um irgendwie am Leben zu bleiben. Man kann zwar den Schwierigkeitsgrad einstellen, aber die Entwickler raten ausdrücklich davon ab mit der Begründung, dass das Spiel anstrengend und unangenehm sein soll, um das Setting und die Spielerfahrung so rüberzubringen, wie es gedacht ist.
Das Spiel gibt sich jede Mühe beim Spieler Frust und Verzweifelung auszulösen und das ist in diesem Punkt gar nicht als Kritikpunkt gemeint: Immerhin spielt sich die Handlung in einer Stadt ab, die von einer tödlichen Seuche innerhalb von weniger als 2 Wochen dahingerafft wird, wenn man kein effektives Gegenmittel findet ... und genau diese Situation bringt das Spiel nicht nur bei den Dialogen und Storyelementen rüber, sondern auch beim Gameplay selbst. Man ist nicht nur damit beschäftigt, die Probleme anderer in Form von Quests zu lösen und ein effektives Heilmittel für die Seuche zu finden, sondern ist auch ständig von den gleichen Gefahren bedroht, wie jeder andere in der Stadt.
Generell finde ich dieses sehr unbequeme Setting ziemlich interessant, was auch der Grund war, dass ich mir das Spiel ursprünglich schon früher kaufen wollte. Die harten Survivalmechaniken und vor allem das tatsächlich vorhandene Zeitlimit waren dagegen der Grund, warum ich es mir dann eigentlich doch nicht kaufen wollte. Aber nachdem ich so viel Positives über das Spiel gehört habe, hab ich dann für ca. 16 Euro (eigentlich 21 Euro, aber ich hatte noch so'n Steam Rabatt Dingen) jetzt doch zugeschlagen.
Wie gesagt: Ich werde die nächsten Wochen erstmal was anderes spielen und ich habe ehrlich gesagt auch keine Ahnung, ob ich Pathologic 2 je durchspielen werde aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades und des Zeitlimits von 12 Ingame-Tagen, aber ich werde es versuchen und schauen, wie weit ich dabei komme. Ich betrachte das Spiel daher für mich als Experiment, da ich eigentlich keine Hardcore-Survivalspiele mag. Wenn ich es nicht schaffe, werde ich vermutlich irgendwann frustriert aufgeben, aber gerade Frust und Verzweifelung passen zu so einem Setting viel besser, als eine lockere Ubisoft Theme Park Open World, wo man sich ohne große Hindernisse (außer reichlich Kämpfen) von Mission zu Mission spielt und irgendwann die Endsequenz zu sehen bekommt. Spiele müssen Gefühle auslösen, damit sie langfristig in Erinnerung bleiben ... Verzweifelung und Frust sind auch Gefühle. Ob die bei mir letztendlich funktionieren, weiß ich nicht ... ob ich das Spiel positiv in Erinnerung behalte oder negativ kann ich auch noch nicht sagen. Wohl aber, dass ich es in Erinnerung behalten werde.