Trancemaster am 10.07.2006 16:28 schrieb:
Er konnte sein Abi nicht machen, weil das Schulgeld nicht da war, viel klarer kann so etwas doch nicht vorliegen, oder?
Das sagt er, und seine Mami - und vielleicht noch seine "alten Freunde" - sein Zeugnis habe ich allerdings noch nicht gesehen, ob es nicht doch an den Noten lag...
Deswegen hat er auch, nachdem er im Einzelhandel etwas Geld zusammengearbeitet hatte, an der Abendschule mittlere Reife, dann Abitur und schließlich Jura nachgemacht? Weil seine Noten vorher so schlecht waren?
Gut, das kann man so rauslesen, oder hineininterpretieren, in der Tat. Jedoch bin auch ich nicht so blauäugig und weiss: Macht korrumpiert - und viele von denen vergessen wo sie "herkommen".
Mit Verlaub, damit implizierst du, dass alle Menschen, die nicht deinem Verteilungsgerechtigkeitsbegriff folgen, korrupt sind, und das gewinnt sicher keinen Argumentationsblumentopf
Außerdem sollte die "Umverteilung" der staatlichen Mittel grundsätzlich so vonstatten gehen, dass am Jahresende zumindest eine grüne Null steht. Mehr geht eben nicht, und in gewisser Weise bin ich mir sicher, dass dies heute zwar utopisch ist, aber man vor einigen Jahren durchaus noch hätte entsprechend gegensteuern können, als diese Entwicklung absehbar war.
Wird unter Volkswirten immer noch sehr kontrovers diskutiert, aber aus meiner Perspektive heraus finde ich Staatsverschuldung auch eher uncool
Natürlich ist die Immunität nicht dazu da, um Straftaten zu decken - sie wird aber dafür mißbraucht - und wohl niemand weiss wie oft. Und sollte doch irgendwann mal etwas ans Licht kommen, werden danach entsprechende Gesetze erlassen, die u. U. das ehemalige Vergehen legalisieren.
Letzteres verwechsest du wieder mit Italien, ersteres ist m. E. ein subjektiver Eindruck von dir, den ich so nicht bestätigen kann - und über den zu diskutieren ohne entsprechende quantitative Analysen keinen Sinn ergibt.
Aber viel, viel grundsätzlicher ist mein eigentliches Argument: du hast ein sehr simplistisches Bild von parlamentarischer Demokratie. Politik ist immer das Ausloten pluraler Partikularinteressen. Die fünfte Gewalt - Lobbyisten - haben definitiv derzeit zuviel Macht, aber das hat nichts mit Bestechung im Sinne schwarzer Koffer zu tun, sondern mit einer generellen materiellen Erpressbarkeit der Politik.
Insofern muss also die Aussage zutreffen, dass wir wirklich charakterlose Speichellecker in der Politik sitzen haben, die nicht den Arsch in der Hose haben die ständige Erpressung zu beenden. Wie lange muss die Bevölkerung noch die Lasten der großen Unternehmen tragen, welche nach Steuern (die sie wohl seltenst zahlen) ständig Rekordgewinne erzielen, weiterhin Stellen abbauen und der Politik mit "Auslandsverlagerungen" drohen. Na sollen sie doch! Die Manager dieser Unternehmen wissen auch: Je weniger Kaufkraft in Deutschland, desto billiger müssen sie ihre billig im Ausland hergestellten Produkte auch hier verkaufen. Dies wird früher oder später dank der "Globalisierung" ohnehin der Fall sein. Das die Politik sich jetzt erpressen lässt, verlangsamt vielleicht diese Entwicklung, wird sie aber keinesfalls aufhalten. Und ob diese Verlangsamung die aufgewendeten Mittel rechtfertigen, ist äußerst fraglich.
Ich würde das jetzt nicht so sehr auf die Charakterschwäche unserer Politiker schieben, das erscheint mir doch eine sehr stammtischnahe Argumentation
- etwas mehr Durchsetzungsfähigkeit wäre allgemein schon wünschenswert, wobei ich zu Bedenken gebe, dass der Atomausstieg und das Festhalten daran durchaus keine schwache Aktion war.
Wo sind denn dann diese Fachleute, wenn es um die Großen, Wichtigen Dinge geht? Warum wird nicht auf diese Experten gehört, wenn sie der Regierung mitteilen: Die MwSt. Erhöhung nächstes Jahr, ist für die wirtschaftliche Entwicklung das Schlimmste, was passieren kann.
Demnach "hören" die Abgeordneten auf diese Fachleute nur, wenn es nicht "so wichtig" ist, ansonsten wird nach Parteilinie durchgezogen - und wehe nicht, dann droht der SPD-Vorsitzende zum 5.000 mal mit Rücktritt.
Ich wusel mich ja gerade duch so etliche Gutachten und Kostenprognosen durch, da werden halt immer diverse Faktoren - zu erwartende Mehreinnahmen, zu erwartende Minderbeschäftigung etc. - abgewogen und generell wird bei einer Senkung der Sozialversicherungsbeiträge immer ein recht guter Impuls erwartet.
Zumal du auch bei 15% Mwst. noch "deinen" KfZ-Mechaniker kommen lassen würdest
Der finanzielle Handlungsspielraum der Politik erlaubt nun einmal wenig realistische Alternativen - und ich glaube wirklich nicht, dass die Mehrwertsteuererhöhung auf unzureichende Kenntnis der Fakten zurückzuführen ist. Zumal ich sie teilweise auch für eine ganz clevere Idee halte - und damit wieder einmal der Einwand: nicht jeder, der eine andere Meinung hat, ist deswegen korrupt
.
Das viel grundsätzlichere Problem ist doch nicht, dass die Politik schlecht ist, weil die Leute zu wenig da wären, kein gutes Gewissen hätten (wie auch immer du dir die Gesinnungsüberprüfung vorstellst), sondern dass es - ganz abgesehen von der fünften Gewalt - Themen gibt, über die gesellschaftlich kein Verfahrenskonsens herrscht. Arbeitsmarkt- und Gesundheitspolitik zum Beispiel. Wie bitte soll da mit dem derzeitigen Wahlergebnis den eine Lösung gefunden werden, bei der nicht eine Partei total doof dasteht?
Genau! Da haben wir's! Es geht nicht darum das Land im Sinne der Menschen zu regieren oder das Beste für sie zu wollen - es geht einzig um die Eitelkeit einiger weniger, die wie kleine Kinder darauf beharren Recht zu haben. So machen sie letztlich GAR NICHTS - was zumeist viel gravierender ist, als die falsche der beiden Lösungen. Genauso ist es theoretisch möglich, dass SPD Abgeordnete Lösungsvorschlägen der CDU zustimmen, und umgekehrt - aber das DARF eben nicht passieren, denn sonst wäre ja der Vorsitzender der jeweiligen Partei "beleidigt". Es geht einzig und allein um das Unverständnis darüber, wofür diese Menschen die da sitzen gewählt wurden. Die Lösung hierfür wäre auch eine relativ einfache (wenn auch auf unser System bezogen völlig utopische): Abschaffung des Parteiensystems, Wahl von unabhängigen Kandidaten ohne den Hintergrund eines parteilichen Zwanges. Der Gefahr das hierbei abermals ausschließlich Besserverdienende in die Politik gehen würden, ist mir auch klar, aber ich hab nur 10.000 Zeichen.
Parteien haben in unserer Verfassung eben deswegen so eine starke Betonung, weil einzelne Personen - ja, ich denke da an jemanden bestimmten - eben nicht so sehr in den Vordergrund treten.
Das Problem daran, eine Parteilinie zu ignorieren, ist doch nicht, dass das nur die Partei düpiert (zunächst natürlich), sondern dass damit natürlich deren Wähler, mithin ein wesentlicher Teil der Bevölkerung sich verarscht fühlt.
Und jetzt bist du wieder an dem Punkt, wo du den Wählern vorwerfen musst, sich zuwenig um das Wohl des Landes zu kümmern
Zumal effektiv die Zustimmungsraten auch weitaus weniger Regierung--Opposition sind, als du vielleicht meinst.
Bei der Einheit war, wie einschlägige Literatur (ich hab darüber übermorgen Prüfung und bin derzeit ganz fit
), das größere Problem nicht die fehlende Steuererhöhung (die man durchaus trotzdem hätte durchführen sollen), sondern die Währungsunion bei diesem Umrechnungskurs, der mit der Produktivität und Leistungsfähigkeit der ostdeutschen Wirtschaft vereint einfach keinen Sinn ergab.
Und wer hat die Währungsreform trotz Widersprüche UND Kenntnis auf den Weg gebracht und ausgeführt? Das Volk wohl kaum!
Öh... doch - die CDU hat 1990 ein sehr gutes Ergebnis eingefahren, das kam nicht von ungefähr.
Sprich, wir können für das Aufschieben der Reformen die Wähler verdonnern!
Nein - sondern diejenigen die es nicht für nötig halten, von ihrer Position entsprechend abzurücken, und sich wie Erwachsene Menschen zusammensetzen um sich erst einmal überhaupt die Argumente der anderen Seite anzuhören, ohne von vornherein zu sagen: Das ist Mist. Und das hier wohl kaum ein Austausch stattfindet, stellt man immer wieder in politischen Sendungen fest, in denen Mitglieder verschiedener Parteien plötzlich nicht mehr wissen was sie sagen sollen, nachdem die "Gegenseite" ihre Ideen überhaupt erstmal detailliert auf den Tisch packte.