Sabrina und ich gehen einkaufen
Angeregt durch einen Hinweis von einer äußerst liebreizenden (und sehr hübschen) jungen Dame, die ich in diesem Forum kennenzulernen die Ehre hatte, habe ich Sabrina angeboten, sie zum Einkaufen zu begleiten. Ich habe sie noch nie die gleiche Kleidung mehrmals tragen sehen; Frauen haben offenbar nie genug anzuziehen. Geschweige denn genug Schuhe. Wie sagte schon Dieter Nuhr: "Sie sollte sich lieber ein paar zusätzliche Füße kaufen, um all ihre Schuhe jemals tragen zu können."
Bewaffnet mit Schal, Handschuhen, Mütze und einer dicken Jacke zusätzlich zu meiner sonstigen Kleidung machte ich mich auf den Weg, um Sabrina in einem Café zu treffen, wo sie nach der Schule immer hinging. Sie trug ein bauchfreies Top und eine enge Jeans, die nicht sehr wärmend aussah. Mir wurde zwar warm, aber ihr bestimmt nicht. "Hast du keine Angst vor einer Blasenentzündung?", fragte ich sie. "Sag nicht so schweinisches Zeug", erwiderte sie. "Entschuldige." Das einzige Zugeständnis ihrerseits an die derzeit herrschenden frostigen Temperaturen war ein dünnes Jäckchen, das sie allerdings offenstehen ließ. Sonst würde ja niemand ihr Bauchnabel-Piercing sehen. Sabrina hakte sich bei mir ein, was mir 37 neidische und 24 abschätzende Blicke von den männlichen bzw. weiblichen Cafébesuchern einbrachte.
Das erste Geschäft war ein schlauchähnlicher, langer, dünner Raum, der mit diesen drehbaren Kleiderständern vollgestellt war. An ihnen hingen allerlei lustige Sachen, in denen ich Sabrina gerne einmal gesehen hätte, aber sie steuerte zielbewußt den hinteren Teil des Ladens an. Dort stand ein Wühltisch mit Sonderangeboten. Das Zeug sah aus wie eine Lumpensammlung. Nachdem wir uns einen Weg durch die Menge gebahnt und eine ältere Dame vom Wühltisch weggeprügelt hatten, begann Sabrina, die Sachen zu durchsuchen. Sie zog etwas grünes mit rosa Karos aus dem Haufen, hielt es vor sich und fragte mich: "Wie sieht das aus?" "Willst du eine ehrliche oder eine nette Meinung?", erwiderte ich. "Eine ehrlich nette." Verdammt. Diplomatisch sagte ich: "Der Fetzen sieht aus wie ein Geschirrspülhandtuch." Diese Antwort gefiel ihr nicht, aber immerhin ließ sie dieses schreckliche Teil wieder in den Haufen fallen. Etwas grummelig verließ sie den Laden, und ich trottete hinterher. Sie sieht auch von hinten ungeheuer gut aus.
Im nächsten Geschäft gab es zum Glück keinen Sonderangebote-Grabbeltisch, also begutachtete Sabrina die Oberteile, die an einem dieser Drehständer hingen. Ich ließ derweil meinen Blick durch den Raum schweifen und beobachtete die anderen Kunden. All jene Typen, die auch unauffällig den Blick durch den Raum schweifen ließen und die anderen Kunden beobachteten, teilten zweifellos mein Schicksal. Sabrina unterbrach meine hochgeistigen Gedankengänge, indem sie mit einer Handvoll Wäsche in meine Richtung winkte und in einer Umkleidekabine verschwand. Ich stellte mich vor die Kabine wie ein Bodyguard und funkelte die anderen Typen an. Wehe, es würde ihr einer zu nahe kommen! Nun ja, von den beiden Männern, die gerade Arm in Arm hereinkamen, war wohl nichts zu befürchten.
Ich vernahm ein unverständliches Gemurmel aus Sabrinas Kabine. Freundlich bat ich sie, das zu wiederholen: "Hä?" Die Tür öffnete sich einen Spalt und eines ihrer schönen braunen Augen linste nach draußen. "Ich bin mir nicht sicher, ob mir das steht. Kannst du mal gucken?" Hoffentlich hatte das jeder in dem Geschäft mitbekommen. "Na klar", sagte ich großzügig und schaute in die Kabine. Sabrina trug ein sackähnliches Etwas, das, wie soll ich sagen, ihre Vorzüge überhaupt nicht zur Geltung brachte. Sie sah aus wie ein Frosch in einem Müllsack. Mein Gesichtsausdruck schien das alles auszudrücken, jedenfalls schob sie mich wieder nach draußen, bevor ich ein Wort sagen konnte.
"Guck nochmal", hörte ich sie zehn Minuten später sagen. Ich unterbrach die Betrachtung meiner Fingernägel und befürchtete bereits das nächste Kunstfaser-Desaster, wurde aber positiv überrascht. Das Teil war so eng, daß man jede Unebenheit darunter gut erkennen konnte. "Kannst überhaupt noch atmen?", fragte ich sie. "Mal testen", sagte sie und holte tief Luft, was das Teil zu sprengen drohte. "Elastisch", sagte ich. "Und darf ich nebenbei anmerken, daß..." "Nein, darfst du nicht." "Na gut, dann nicht." Sabrina kicherte, und eine ältere Verkäuferin, die hinter der Kasse stand, sah zu uns herüber. Sabrina verschwand wieder in ihrer Kabine.
Ein paar Meter weiter stand eine junge blonde Frau, die offenbar niemanden zum Quälen dabei hatte. Sie probierte mehrere Pullover an und betrachtete sich in einem Spiegel, während ich ihr durch Handzeichen zu verstehen gab, was ich davon hielt. Sie lächelte, als sie es bemerkte. Das Lächeln verschwand jedoch von ihrem Gesicht, als ich auf einen Drehständer mit Miniröcken deutete und fragend die Augenbrauen hob. Komisch.
"Hilf mir mal mit dem Reißverschluß." Ich vergaß die seltsame blonde Frau und schaute wieder in Sabrinas Kabine. Sabrina sich in ein weiteres enges Teil gezwängt und kämpfte mit dem halboffenen Reißverschluß, weil sich eine Haarsträhne darin verfangen hatte. Der Reißverschluß war allerdings nicht hinten, sondern vorne. "Bist du sicher?", fragte ich, nur um sicherzugehen. "Klar. Komm lieber rein, muß ja nicht jeder mitkriegen." Ich erbarmte mich also, quetschte mich zu Sabrina in die Kabine und schloß die Tür, wobei ich den grimmigen Blick der Verkäuferin brennend in meinem Nacken spürte. Diesem Reißverschluß würde ich schon zeigen, wer hier der Herr in der Kabine war! Der Kampf kostete mich einen Fingernagel und den Reißverschluß das Leben, aber schließlich hatte ich das erreicht, was ich wollte: Ich hatte gewonnen. Und Sabrina stand im Freien. "Huch!" "Ich, äh..."
In diesem Moment wurde die Kabinentür aufgerissen, und die Verkäuferin herrschte uns an: "Ich muß Sie bitten, unser Geschäft zu verlassen!" Sabrina warf sich schnell in ihre Kleider, und wir taten wie uns geheißen worden war. "Ich bin noch nie irgendwo rausgeschmissen worden", sagte Sabrina und grinste. "Ich schon", entgegnete ich und sah betrübt drein. "Erst gestern, als ich auf der Bahnhofstoilette..." "Schon gut", unterbrach sie mich. "So genau wollte ich es auch nicht wissen."
Gestern hat mir Sabrina anvertraut, daß sie neue Unterwäsche braucht.