• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

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Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Bonkic

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Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Köhler,
sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Oettinger,

die Trauer und die Verzweiflung nach dem Verlust geliebter Kinder, Frauen und Männer sind noch überall gegenwärtig. Insbesondere bei uns, den Angehörigen. Der Gedanke, warum es ausgerechnet unsere Liebsten getroffen hat, und wie es überhaupt zu dieser Tat kommen konnte, wird uns unser Leben lang begleiten. In unserem Schmerz, in unserer Hilflosigkeit und in unserer Wut wollen wir aber nicht untätig bleiben. Deshalb wenden wir - die Familien von fünf getöteten Schülerinnen – uns an die Öffentlichkeit.
Wir wollen, dass sich etwas ändert in dieser Gesellschaft, und wir wollen mithelfen, damit es kein zweites Winnenden mehr geben kann.

Schusswaffen und Sport

Wir wollen, dass der Zugang junger Menschen zu Waffen eingeschränkt wird. Die derzeitige gesetzliche Regelung ermöglicht die Ausbildung an einer großkalibrigen Pistole bereits ab dem 14. Lebensjahr. Bedenkt man, dass ein junger Mensch gerade in dieser Zeit durch die Pubertät mit sich selbst beschäftigt und häufig im Unreinen ist, so ist die Heraufsetzung der Altersgrenze auf 21 Jahre unerlässlich.

Grundsätzlich muss die Frage erlaubt sein, ob der Schießsport nicht gänzlich auf groß-kalibrige Waffen verzichten kann. Bis in die achtziger Jahre hinein genügten unseres Wissens nach den Sportschützen kleinkalibrige Waffen. Bis heute sind die olympischen Wettkämpfe auf Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen beschränkt.

Sollte aus Gründen, die wir nicht kennen, der Verzicht auf großkalibrige Waffen nicht möglich sein, so muss die Schusskapazität verringert werden. Bei der Jagd sind die Magazine der automatischen Waffen auf maximal 2 Schuss begrenzt. Warum nicht auch beim Sport?

Der Gesetzgeber hat die Vergabe von Waffenbesitzkarten und die daraus entstehenden Verpflichtungen, wie z. B. die Aufbewahrung von Waffen und Munition, vollständig geregelt.
Die zu erwartenden Strafen bei Verstoß gegen die entsprechenden Gesetze erfüllen aber nicht ihren Zweck. Eine Ordnungswidrigkeit wird eher wie ein Kavaliersdelikt betrachtet. Der Gesetzgeber muss Verstöße gegen das geltende Waffenrecht deutlicher und stärker ahnden.

Medien: Fernsehen

Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger. Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird. Von den Sendern muss verlangt werden, dass sie ein ausgewogenes Programm anbieten und die Zurschaustellung von Gewalt reduziert wird. Eine „Gewaltquote“, der Anteil von Sendungen mit Gewalt in Relation zur Gesamtsendezeit pro Sender, sollte eingeführt werden.

Die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche fernsehen, sollten generell gewaltfrei sein.

Medien: Computerspiele

Wir wollen, dass Killerspiele verboten werden. Spiele, ob über Internet oder auf dem PC, die zum Ziel haben, möglichst viele Menschen umzubringen, gehören verboten. Gleiches gilt für alle Gewalt verherrlichenden Spiele, deren Aufbau und Darstellung sehr realistisch sind und bei denen viel Blut fließt.


Medien: Chatrooms und Foren

Wir wollen mehr Jugendschutz im Internet. In der virtuellen Welt werden heute anonym und gefahrlos Gedankengänge artikuliert und diskutiert, die eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Wie diese Aktivitäten eingedämmt werden können, wissen wir nicht. Es darf aber nicht sein, dass sich junge Menschen anonym gegenseitig aufhetzen und zu Gewalteskalationen auffordern.

Berichte über Gewalttaten

Wir wollen, dass der Name des Amokläufers nicht mehr genannt und seine Bilder nicht mehr gezeigt werden. Am aktuellen Beispiel von Winnenden zeigt sich, dass die derzeitige Berichterstattung durch unsere Medien nicht dazu geeignet ist, zukünftige Gewalttaten zu verhindern. Auf nahezu jeder Titelseite finden wir Namen und Bild des Attentäters. Diese werden Einzug finden in unzählige Chatrooms und Internet-Foren. Eine Heroisierung des Täters ist die Folge.

Bei Gewaltexzessen wie in Winnenden müssen die Medien dazu verpflichtet werden, den Täter zu anonymisieren. Dies ist eine zentrale Komponente zur Verhinderung von Nachahmungstaten.

Aufarbeitung der Vorgänge in Winnenden und Wendlingen

Wir wollen, dass die Tat aufgeklärt und aufgearbeitet wird. Das Warum der Tat wird sicher nie vollständig geklärt werden können. Wichtiger für die Angehörigen und unser aller Zukunft ist die Frage: Wie konnte es geschehen? Wir wollen wissen, an welchen Stellen unsere ethisch-moralischen und gesetzlichen Sicherungen versagt haben. Dazu gehören auch das Aufzeigen der persönlichen Verantwortung und die daraus folgenden – auch juristischen - Konsequenzen.

Familie Kleisch
Familie Marx
Familie Minasenko
Familie Nalepa
Familie Schober
Familie Schweitzer

winnender_zeitung
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

:top:
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

ich kann vieles darin nachvollziehen,

was mir darin sehr fehlt sind die Fragen nach Veränderungen der Elternsorge Pflicht,
ob mein Kind nun mit 14 Gewaltspiele spielt,
oder im öffentlichen Verkehr mit dem Auto fährt,
im Drogensumpf versinkt,
oder einfach nur raucht und säuft wie noch was.

Eltern sollten den Satz "Eltern haften für ihre Kinder" wieder etwas mehr an Bedeutung schenken.

Wie bei sehr viel größeren Problemen die wir haben gillt auch hier:
nicht das es etwas gibt ist das Problem, sondern wer damit umgeht =)
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Eine nachvollziehbare Reaktion der Betroffenen. So sehr ich aber den Wunsch dieser Familien verstehe, das Geschehene zu begreifen, und zu verarbeiten, denke ich doch, dass ihre Forderungen sinnlos sind. Bei nüchterner, rationaler Betrachtung dürfte klar sein, dass eine Bekämpfung der Symptome nicht die Ursache eines Amoklaufs an sich eindämmt.
Diese ist aber nur schwer fassbar, also klammert man sich an den oberflächlich sichtbaren Faktoren fest, die scheinbar eine solche Tat auslösen können.
Die eigentliche Wurzel, die meiner Meinung nach in der Gesellschaft selbst zu finden ist - nämlich der immer stärkere Leistungsdruck, an dem Jugendliche wie Tim K., Robert S., etc. zerbrochen sind - bleibt jedoch unangetastet.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

SCUX am 23.03.2009 11:12 schrieb:
ich kann vieles darin nachvollziehen,

was mir darin sehr fehlt sind die Fragen nach Veränderungen der Elternsorge Pflicht,
ob mein Kind nun mit 14 Gewaltspiele spielt,
oder im öffentlichen Verkehr mit dem Auto fährt,
im Drogensumpf versinkt,
oder einfach nur raucht und säuft wie noch was.

Eltern sollten den Satz "Eltern haften für ihre Kinder" wieder etwas mehr an Bedeutung schenken.

Wie bei sehr viel größeren Problemen die wir haben gillt auch hier:
nicht das es etwas gibt ist das Problem, sondern wer damit umgeht =)

Ja stimmt leider. Der Punkt wurdeüberhaup nicht erwähnt. Wenn dieser Punkt zu 100% befolgt würde, dann wären alle anderen "Verbote" eigentlich hinfällig.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Spassbremse am 23.03.2009 11:20 schrieb:
Die eigentliche Wurzel, die meiner Meinung nach in der Gesellschaft selbst zu finden ist - nämlich der immer stärkere Leistungsdruck, an dem Jugendliche wie Tim K., Robert S., etc. zerbrochen sind - bleibt jedoch unangetastet.
das ist sehr interessant, und sehr richtig =)
dennoch ist eine Richtung zu erkennen, und zwar dahin das Computerspiele intensiver, realistischer, blutiger und gewalttätiger (?) werden...
und da fragt man sich wohin die Reise noch geht, und ob man das nicht mal (angesichts der potenziellen User) nicht mal etwas umlenken sollte.
So ist doch aus einem seelisch-kaum-auffälligen Medium eine ja fast neue faszinierende und zu gleich gefühlsmäßig-mitreißende Welt geworden....
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Immer stärkeren Leistungsdruck ... das verstehe ich nur bedingt.

Der Leisitungsdruck wird doch generell immer stärker, desto erwachsener man wird.

Und ich bezweifle daß er einen höheren Lesitungsdruck hatte als seine Klassengenossen. Wo wir wieder bei den berühmten 5% wären...
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Vordack am 23.03.2009 11:35 schrieb:
Immer stärkeren Leistungsdruck ... das verstehe ich nur bedingt.

Der Leisitungsdruck wird doch generell immer stärker, desto erwachsener man wird.

Und ich bezweifle daß er einen höheren Lesitungsdruck hatte als seine Klassengenossen. Wo wir wieder bei den berühmten 5% wären...

Nö, da gab's schon eine messbare Erhöhung innerhalb der letzten 20 Jahre.
Und schau' mal heute auf SPON vorbei, dort kann man lesen, dass z.B. Cambridge und Oxford eine (weitere) Verschärfung ihrer Aufnahmekriterien planen...
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Ich denke nicht, dass der Leistungsdruck den Grundstein für etwaige Amokläufe bildet. Dazu gehört einfach viel mehr. Das Soziale Umfeld, die Ausgrenzung was im Fall von Winningen gezeigt wurde, Mobbing und auch eben ein deutliches Versagen der Eltern. Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.
Spassbremse am 23.03.2009 11:20 schrieb:
So sehr ich aber den Wunsch dieser Familien verstehe, das Geschehene zu begreifen, und zu verarbeiten, denke ich doch, dass ihre Forderungen sinnlos sind. Bei nüchterner, rationaler Betrachtung dürfte klar sein, dass eine Bekämpfung der Symptome nicht die Ursache eines Amoklaufs an sich eindämmt.
Diese ist aber nur schwer fassbar, also klammert man sich an den oberflächlich sichtbaren Faktoren fest, die scheinbar eine solche Tat auslösen können.
:top: So sehe ich das ebenfalls.
Edit:
Was ich einfach erschreckend finde ist dieser Trend an öffentlichen Plätzen Amokläufe zu starten, wo man die Sicherheit nur schwer vermitteln kann ohne Schulen oder Kindergärten in ein Gefängnis zu verwandeln. Auch hab ich in letzter Zeit gemerkt, dass einige dieser Tat Begeisterung zollen wie bei dem Fall des 17-jähriger Schülers aus einem Gymnasiums in Ennepetal (Quelle). Da bleibt mir echt die Spucke weg.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.
warum? :-o
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Ich denke nicht, dass der Leistungsdruck den Grundstein für etwaige Amokläufe bildet. Dazu gehört einfach viel mehr. Das Soziale Umfeld, die Ausgrenzung was im Fall von Winningen gezeigt wurde, Mobbing und auch eben ein deutliches Versagen der Eltern. Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.

Obwohl übertriebener Leistungsdruck imho einen der entscheidenden Faktoren darstellt, denke ich auch, dass sich daraus monokausal die Ursache ableiten lässt.
Sicherlich spielen andere Faktoren, wie die von Dir genannten, genauso eine Rolle.
Ebenso spielt die Persönlichkeit der Täter eine Rolle, denn in alle Fällen handelte es sich um eher introvertierte, schüchterne Personen, die irgendwann ausgetickt sind.
Und ja, ab einem gewissen Punkt haben wohl tatsächlich auch Gewaltspiele und -videos diese Tendenzen verstärkt.

Der von mir aber so kritisierte Leistungsdruck bewirkt aber bereits bei Jugendlichen in der Schule ein egozentrisches Konkurrenzdenken, die Ellbogenmentalität wird meines Erachtens in den letzten Jahren vermehrt gefördert.
Und das, denke ich, ist der Punkt, an dem man ansetzen sollte.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Bonkic am 23.03.2009 11:02 schrieb:
Medien: Fernsehen

Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger. Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird.

winnender_zeitung
Ja, aber ... Gewalt und Morde wurden nicht durch das Fernsehen, nicht durch Comics und nicht durch Computerspiele erfunden.
Gewalt und Morde gab es schon zuhauf im klassischen Theater - siehe beispielsweise Hamlet oder Othello.
Gewalt und Morde gibt es sogar schon seit Jahrtausenden siehe beispielsweise in der Bibel oder die Menschenopfer im Namen des Sonnengottes der Azteken.

Gewalt und Morde gab es immer und wird es immer geben - da ändern keine Gesetze was dran. Und sie werden immer überliefert, weil wir Menschen daran interessiert sind.


Und wenn man es denn dann geschafft hätte, daß sämtliche(!)* Gewaltdarstellungen verboten und vernichtet wären, dann würden unsere Kinder in einer gewaltfreien Traumwelt leben, in der sie sich im ungünstigsten Fall derart falsch verhalten, daß sie durch das antrainierte Nichtwissen über Gewalttaten sterben, weil sie keinerlei Bedrohung mehr darin sahen oder durch einen Schock handlungsunfähig waren.

Die Darstellung von Gewalt (dem Alter entsprechend aufbereitet) kann also sogar unter Umständen durch einen Abstumpfungseffekt einen Schock verhindern und dadurch Menschen vor dem Tod retten.


*bedenke: das beträfe dann natürlich auch und gerade sämtliche Geschichtsbücher, religiöse Werke und zahllose Kunstwerke - man würde in diesem Extremfall sogar von Geschichtsfälschung sprechen müssen.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Spassbremse am 23.03.2009 12:45 schrieb:
Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Ich denke nicht, dass der Leistungsdruck den Grundstein für etwaige Amokläufe bildet. Dazu gehört einfach viel mehr. Das Soziale Umfeld, die Ausgrenzung was im Fall von Winningen gezeigt wurde, Mobbing und auch eben ein deutliches Versagen der Eltern. Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.

Obwohl übertriebener Leistungsdruck imho einen der entscheidenden Faktoren darstellt, denke ich auch, dass sich daraus monokausal die Ursache ableiten lässt.
Sicherlich spielen andere Faktoren, wie die von Dir genannten, genauso eine Rolle.
Ebenso spielt die Persönlichkeit der Täter eine Rolle, denn in alle Fällen handelte es sich um eher introvertierte, schüchterne Personen, die irgendwann ausgetickt sind.
Und ja, ab einem gewissen Punkt haben wohl tatsächlich auch Gewaltspiele und -videos diese Tendenzen verstärkt.

Der von mir aber so kritisierte Leistungsdruck bewirkt aber bereits bei Jugendlichen in der Schule ein egozentrisches Konkurrenzdenken, die Ellbogenmentalität wird meines Erachtens in den letzten Jahren vermehrt gefördert.
Und das, denke ich, ist der Punkt, an dem man ansetzen sollte.
Nun ich bin selbst noch schulisch unterwegs und gegen ein gesundes Konkurrenzdenken ist imo nichts einzuwenden. Das von Dir beschriebene egozentrisches Konkurrenzdenken kann ich bei mir nicht gerade feststellen.
Aber es ist wahr, dass in den Schulen sehr viel verschärft wurde und nach meiner Ansicht mehr negatives als positives mit sich bringt. In sofern ist das mit Recht ein Punkt von vielen Punkten, an denen man ansetzen sollte.
HanFred am 23.03.2009 12:35 schrieb:
Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.
warum? :-o
Schau einfach mal in die Vergangenheit. Seit den Amokläufen in Emsdetten, Erfurt oder Coburg wird nach Lösungen scheinbar gerungen. Die Taten konnten bis jetzt nicht vorgebeugt werde, auch ist die Sensibilität auf etwaige Drohungen zu reagieren, meines Erachtens geschrumpft, anstatt gestiegen.
Was kann man tun, wenn noch nicht einmal die Familie von Problemen, Konflikten oder heiklen Situationen ihrer Schützlinge wissen? Das "frühzeitige Erkennen" ist bis jetzt in vergleichsweise wenigen Fällen geglückt und das nur, weil andere die Augen offen hatten.
Aber ich halte es weiterhin für leichter gesagt als getan, gerade auch weil man einfach nicht alle Menschen und ihre Probleme erreichen und erkennen kann.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Agent-Smith-7 am 23.03.2009 13:19 schrieb:
Was kann man tun, wenn noch nicht einmal die Familie von Problemen, Konflikten oder heiklen Situationen ihrer Schützlinge wissen?
irgendwie dafür sorgen, dass die familie wieder mehr zeit miteinander verbringt.
ich weiss auch nicht wie.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

HanFred am 23.03.2009 12:35 schrieb:
Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.
warum? :-o
Wie soll es denn möglich sein, deiner Meinung nach.
Nur weil jemand sehr ruhig ist, allein PC Spiele spielt und [...] ist das ja noch lange kein Grund diese Person unter genauerer Beobachtung zu halten.

Jeder kennt doch die oben genannten Personen aus seinem Umfeld ( Schule, Uni, Arbeit etc. ) ... wieviele kennt ihr, die schon mal Amok gelaufen sind? ;)
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Agent-Smith-7 am 23.03.2009 13:19 schrieb:
Nun ich bin selbst noch schulisch unterwegs und gegen ein gesundes Konkurrenzdenken ist imo nichts einzuwenden. Das von Dir beschriebene egozentrisches Konkurrenzdenken kann ich bei mir nicht gerade feststellen.

Auch wenn es vom eigentlichen Thema wegführt:

Kann es "gesundes Konkurrenzdenken" geben? "Konkurrieren" bedeutet immer, andere auszustechen, zu besiegen, etc.
Im Bereich Sport, Hobbies, etc. ist Wettkampf auch sicherlich nichts Falsches; denn jeder hat sicherlich einen Bereich, in dem er besser ist, als andere.

Aber ich denke, gerade im schulischen Bereich sollte eben Konkurrenz so weit wie möglich vermieden werden. Der Integration aller Schüler sollte vor dem Elitegedanken Vorzug gegeben werden, denn dadurch züchtet man nur ein Heer von "Versagern".

Und das die achso grandiose Elite genauso versagen kann, hat die aktuelle Wirtschaftskrise ja doch hinreichend bewiesen.
;)
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Rabowke am 23.03.2009 13:26 schrieb:
HanFred am 23.03.2009 12:35 schrieb:
Agent-Smith-7 am 23.03.2009 12:28 schrieb:
Das Motto "frühzeitig erkennen"(Ursula von der Leyen) ist leichter gesagt als getan und nach meiner Ansicht, kaum möglich.
warum? :-o
Wie soll es denn möglich sein, deiner Meinung nach.
Nur weil jemand sehr ruhig ist, allein PC Spiele spielt und [...] ist das ja noch lange kein Grund diese Person unter genauerer Beobachtung zu halten.

Jeder kennt doch die oben genannten Personen aus seinem Umfeld ( Schule, Uni, Arbeit etc. ) ... wieviele kennt ihr, die schon mal Amok gelaufen sind? ;)
so habe ich das nicht gemeint. es geht mir darum, dass es vor jahrzehnten, als die sozialen bande noch viel enger waren, weniger derartige vorkommnisse gegeben hat. klar, es gab andere probleme, die teilweise nicht weniger schwerwiegend waren. aber in der möglichkeit, viel mehr zeit mit sich selbst bzw. mit medienkonsum zu verbringen, sehe ich eines der hauptprobleme, die zu solchen geschehnissen führen können.
eine akzeptable lösung habe ich, wie gesagt, leider nicht anzubieten. denn die gründe für diesen zustand sehe ich im verbesserten sozialsystem und den vielen möglichkeiten, die kinder zu beschäftigen, ohne dass sich die eltern die ganze zeit mit den kindern beschäftigen müssen. und ich sage es noch einmal explizit: ich will nicht am sozialsystem kratzen, ohne selbiges gäb's sicherlich mehr tote, einfach aus anderen gründen.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Netter Brief, geht aber an den wahren Hintergründen für einen Amoklauf vorbei. Da wird auf allem rumgehackt von Schießvereinen, übers TV bis zum Gaming / Internet. Selbst wenn alles so umgesetzt würde wie sie es sich wünschen, würde es wohl den nächsten Amoklauf kaum verhindern. Allerdings sind die Gedanken man könne die Berichterstattung der Medien und das Internet einfach so an die Kette legen utopisch ... es sei denn wir machen aus unserer schönen BRD China 2.0.

Bei allem gebotenen Respekt gegenüber den Hinterbliebenen ich hoffe das sich die Politik nicht durch diesen Käse beeinflussen lässt, sondern versucht mit Verstand an die Sache heran zu gehen, schließlich handelt es sich nur um trauernde Menschen die auch nicht die Wahrheit für sich gepachtet haben sie sind keines Falls Experten.
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

seltsam übrigens, dass die pcgames das thema nicht aufgreift.
jedes andere fitzelchen zum thema amoklauf wurde doch auch zu einer meldung verwurstet.

vielleicht will man sich damit, als selbsternannter killerspielekiller-killer, dann doch nicht auseinandersetzen...
 
AW: Offener Brief von Eltern der getöteten Schüler in der "Winnender Zeitung"

Spassbremse am 23.03.2009 11:20 schrieb:
Eine nachvollziehbare Reaktion der Betroffenen. So sehr ich aber den Wunsch dieser Familien verstehe, das Geschehene zu begreifen, und zu verarbeiten, denke ich doch, dass ihre Forderungen sinnlos sind. Bei nüchterner, rationaler Betrachtung dürfte klar sein, dass eine Bekämpfung der Symptome nicht die Ursache eines Amoklaufs an sich eindämmt.
Diese ist aber nur schwer fassbar, also klammert man sich an den oberflächlich sichtbaren Faktoren fest, die scheinbar eine solche Tat auslösen können.
Die eigentliche Wurzel, die meiner Meinung nach in der Gesellschaft selbst zu finden ist - nämlich der immer stärkere Leistungsdruck, an dem Jugendliche wie Tim K., Robert S., etc. zerbrochen sind - bleibt jedoch unangetastet.


Leistungsdruck als Grund dafür? Das ist doch ein bißchen einfach, oder? Den haben wir doch alle, und zwar ein ganzes Leben lang. Ich finde sogar, dass der Druck in der Schule noch am geringsten ist.
 
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