pilzbefall am 31.05.2007 13:58 schrieb:
abweichende Meinungen mit Miesmacherei, Verrätertum, Populismus gleichzusetzen, ohne auch nur eine SEKUNDE auf die Argumente dieser abweichenden Meinung zu schauen, während man bloß wiederholt, was alle sagen, ist wirklich gefährlich. Es ist wirklich erschreckend, WAS hier als Gefährdung der Demokratie hingestellt wird. IST EUCH EIGENTLICH KLAR, DASS DEMOKRATIE DIE INSTITUTIONALISIERUNG DER ABWEICHENDEN MEINUNG BEDEUTET? Die einzige abweichende Meinung mit Schlagworten abzutun, ist daher gegen Demokratie gerichtet.
Ich möchte hier niemanden als dumm hinstellen (ist ja auch pädagogisch sinnfrei), aber man sollte sich schon mal mit abweichenden politischen Ansichten INHALTLICH auseinandersetzen, gerade wo nahezu sämtliche Medien (außer Taz, nachdenkseiten u. weniges mehr) UND die nicht demokratisch gewählte Regierung (es kam keine Mehrheit zustande) ins selbe neoliberale Horn blasen.
Ich finde es immer nur sehr amüsant zu sehen, warum ausgerechnet in Deutschland immer von einigen Gruppen mit voller Breitseite gegen Regierung und Wähler geschossen wird, die eigentlich mit den hier herrschenden Bedingungen insgesamt zufrieden sind. Ich wünsche Deutschland, bzw. permanenten Systemnörglern, dass hier wieder eine rechte und konservative Partei in den Bundestag kommt, und sogar einen Kanzler stellt. Kein geistig zurückgebliebener Rotz wie die NPD, sondern etwas wie die UMP (aus Frankreich). Eine konservative, extrem stark auf Frankreich fixierte Partei, mit einem Präsidenten der auch keinen Hehl daraus macht, dass Frankreich wieder zu neuer Stärke kommen muss. Dort wird so etwas noch als patriotisch und stramm ( = gut für die Zukunft) gesehen, hier hingegen - wegen dem in vielen Köpfen noch immer existenten dritten Reich - wäre eine solche politische Ansage direkt mit dem Untergang der Kultur verbunden. "Wie kann der nur sagen, dass Deutschland eine führende Macht in Europa werden MUSS! SKANDAL!".
Ich bekomme da schlichtweg Krämpfe im Schritt, wenn ich stets von irgendwelchen Leuten in der deutschen Foren- oder Medienlandschaft diese Ergüsse lesen / hören muss, wo in jeder politischen / populistischen Äußerung eines Reporters, eines Politikers oder eines normalen Menschen, indirekt der Untergang der Demokratie erkannt wird, oder die Bevölkerung mit Zombies gleichgesetzt wird, die im Unterbewusstsein noch immer wissen, wie man richtig den rechten Arm zum Gruße erheben muss. Ihr Deutschen (einige zumindest) habt einfach in dieser Beziehung teilweise extrem einen an der Waffel. Das sagt jemand, mit polnischen Wurzeln. Ihr regt euch oftmals künstlich und teils debil über Sachen auf, bei denen sich z.B. Bürger von anderen Ländern vor Lachen kringeln würden. Kritik am System ist gut. Kritik an der Politik ist gut. Das Hinterfragen von Inhalten ist gut. Nur übertreiben einige in diesem Land immer, und sehen jede Entwicklung direkt als fatal (Oha, Beckmann sagt, dass er die SPD gut findet! Skandal! (fiktives Beispiel)), und assoziieren diese sogar noch unpassend mit dem damaligem Faschistengedankentum und anderen lächerlichen Beispielen. Bei ernsthaften Themen, wie z.B. dem Einschränken von Demonstrationsverboten, kann ich Kritik verstehen und auch für gut /angebracht befinden, ebenso bei der Einführung von Stasi-Methoden, aber bei solchen Dingen, wie eben Äußerungen von Menschen die im öffentlichen Licht stehen? Ey, geht mal voll nicht klar.
Du implizierst hier auf grausam naive Art und Weise, dass praktisch jeder Zuschauer der (angeblich systemkonforme) Sendungen guckt, automatisch ein Zombie ist, der es kaum noch erwarten kann, bis in Deutschland wieder die roten Flaggen von öffentlichen Gebäuden hängen!
Besonders dieses paranoide Getue und das stetige Aufführen von irgendwelchen scheinbar seriösen Denkerseiten (die sich teils nur als Brutstätte für linksextremes Gedankengut entpuppen), finde ich schon seit Jahren ulkig. Entweder verstehen diese Menschen nicht mit Demokratie und den jeweiligen Formen umzugehen, oder die sind geistig noch immer im Adolf-Hitler-Welpenschutzmodus, und sehen jede Entwicklung in Richtung "eine Meinung, ein Land" automatisch als Zeichen für eine neue Diktatur. Was ist bitte schlimm daran, wenn große Teile der Bevölkerung, eine nicht fatale Meinung unterstützen (was in Deutschland ja auch nur ein fiktives Beispiel wäre, da hier immer Meinungen - gemäß dem Gedanken hinter der Demokratie - kontrovers und in der Regel ernsthaft diskutiert werden)?
Demokratie ist auch die Äußerung der freien Meinung, unter dem Deckmantel der "eigentlich echten" Demokratie (die komischerweise von notorischen Systemnörglern immer abhängig vom Fall und der politischen Situation angepasst wird) muss man aber nicht bei sich jeder bietenden Gelegenheit darauf rumreiten, dass Deutschland samt Regierung ein *angeblich* populistischer, manipulierender und fragwürdiger Apparat ist, der den armen Bürger bei jeder erdenklichen Gelegenheit unbewusst missbraucht. Glaubst du etwa wirklich, dass ausgerechnet hier diese Problematik stärker ausgeprägt ist, als in anderen - auf dem Papier ebenfalls demokratisch geführten - Ländern. Fahr z.B. nach Polen und besonders nach Russland, da hast du wirklich Grund zu meckern. Aber nein, hier ist alles schlimm, und Sendungen wie Frontal 21 / Beckmann und Co sind fatal, weil *angeblich* der Einheitsgedanke übermittelt wird, und indirekt das Volk zu führertreuen Marionetten erzogen wird. Dabei mal bedacht, dass es in vielen demokratischen Ländern nicht einmal Sendungen gibt, die sich kritisch gegen die Regierung wenden? Hier wird ja teilweise aus allen Rohren in den Medien gegen Misststände geschossen, in anderen Ländern hätte man maximal gegen die Journalisten geschossen - mit scharfer Munition -, die es wagen gegen Regierung und Co zu berichten.
Einige hier wissen einfach nicht, wie rosig das Leben hier eigentlich ist, trotz der angeblich bald nicht mehr, oder bereits jetzt nicht mehr existierenden Demokratie.
Regards, eX!