AW: News - GVU: Intensivere Verfolgung von Raubkopierern angekündigt
McDrake am 16.04.2007 19:06 schrieb:
Raubkopien gab es schon immer und auch in beträchtlichem Ausmaße. Ob die Anzahl erheblich größer geworden ist, kann ich nicht beurteilen. Aber man kann auf jeden Fall festhalten, dass auch früher wie blöd aufgenommen und im Bekanntenkreis getauscht wurde. Nur findet es nun nicht mehr verdeckt, sondern öffentlich statt.
Das Problem der Industrie ist durchaus zu einem großen Teil hausgemacht.
Noch immer versucht insbesondere die Musikindustrie zwanghaft ein Geschäftsmodell am Leben zu erhalten, dass der Markt nicht mehr für zeitgemäß hält.
Beispiel Musikindustrie:
Es war bislang üblich, dass man ein Album produzierte aus dem man 2-3 "Hits" auskoppelte. Das Album kam zuerst, der Rest später. Wollte man beide Auskopplungen haben, war man dazu verurteilt das gesamte Album zu kaufen, ansonsten konnte man für knapp den halben Albumpreis die Single kaufen.
Die Möglichkeiten des digitalen Vertriebs wurden konsequent ignoriert und die aufkommenden Schattenmärkte kaum bekämpft.
Dabei ist die technische Qualität bei allen Rettungsversuchen der Industrie immer schlechter geworden (über den Inhalt der Medien kann man ja streiten), um nur mal die ersten CD-Kopierschutzmechanismen oder DRM anzuführen.
Ziel war immer den möglichst günstigen Vertrieb von einzelnen Titeln zu verhindern, weil es das lukrative Albumgeschäft kaputtmacht, wobei einfach ignoriert wurde, dass der (potentielle) Kunde das gar nicht mehr will.
Der beste Beweis dafür: Die Einzeldownloads bei den großen Anbietern boomen regelrecht. Für Deutschland waren das in den ersten 3 Monaten ein plus von über 30% zum Vorjahr.
Bei Filmen läuft die Geschichte ähnlich. Für 7-18€ geht kaum noch jemand ins Kino, wenn man sich nach einigen Tagen den Film in mieser Qualität herunterladen kann oder aber nach 2-3 Monaten die DVD in den Laden kommt und damit das hochwertige Master für Kopien verfügbar ist.
Produkpiraterie:
Wenn Nike (oder Levis) in China fertigt, weil dort die Löhne niedriger sind und somit ihre Gewinnspanne steigt, dann dürfen sie sich nicht wundern, dass die Chinesen mal die eine oder andere Charge in Eigenregie produzieren.
Untern Strich haben sie ihnen sogar noch beigebracht, wie man perfekte Kopien anfertigt.
In jedem Wirtschaftsstudiengang lernt man, dass man sein Geschäftsmodell im Laufe der Zeit den Marktgebenheiten anpassen und entsprechend weiterentwickeln muss. Wissen und Technik sind in unseren Zeiten des Technologietransfers so flüchtig wie nie zuvor.
Sicherlich ist es unrecht, was da mit den Raubkopien geschieht.
Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass man dem so ohne weiteres noch Herr wird, wenn man sich nicht genau ansieht, warum eher die Kopie, als das Original gekauft wird.