Das Problem besteht meiner Meinung darin, dass Sprache so nicht funktioniert. Sprache ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Sie ist entstanden, weil es einen Konsens zwischen den Menschen gab, dass man sich für einen bestimmten Gegenstand, ein Gefühl oder was auch immer, auf ein gemeinsames Wort geeinigt hat.
Jedoch gab es nie einen Volksentscheid oder so. Es hat sich halt einfach irgendwie durchgesetzt. Aber Sprache entwickelt sich auch immer weiter. Begriffe kriegen eine andere Bedeutung. Beispielsweise ist der ehemals positiv besetzte Begriff "Kanacke" heute als Beleidigung zu verstehen. Wörter verschwinden ganz aus dem Wortschatz oder es kommen neue Worte hinzu. Usw. Das hat auch nix mit Diktatur oder Demokratie zu tun. Das ist natürliche Sprachentwicklung. Und Sprache hat auch unterschiedliche Abstufungen. Es gibt hierzulande eben nicht nur Hochdeutsch. Es gibt Dialekte, Slang, Insider-Begriffe, Jugendsprache, usw. Und gerade heutzutage unterliegt die Sprache aufgrund der Globalisierung einem immensen Einfluss von außen.
Und früher oder später wird sich auch eines der Neopronomen durchsetzen. Vielleicht auch zwei oder drei. What ever. Die Vielzahl an Neupronomen ist einfach zu groß und auch queere Menschen werden da irgendwann mal einen gemeinsamen Konsens finden müssen. Aber das wäre einfach besagte Sprachentwicklung. Aber bis es dazu kommt, muss überhaupt erst mal eine Akzeptanz dafür stattfinden, dass Menschen eben nicht nur männlich oder weiblich sind. Sondern eben auch intersexuell, trans oder non-binär.
Aktuell geht es auch mehr darum, überhaupt erstmal Aufmerksamkeit zu schaffen und ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass es sowas gibt und unumstößliche Realität ist. Das ist in der Gesellschaft nun mal noch nicht angekommen oder stößt auf Ablehnung. Da spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob das kleinste Minderheiten sind oder nicht.
Es steht übrigens jedem frei, zu gendern oder eben nicht. Dass es dann auch mal einige lautstarke Halbstarke gibt, die ein Fass deswegen aufmachen, wenn man es nicht tut, geschenkt. Aber solche gibt es überall, in jedem Lebensbereich. Was das angeht, sollte man sich wohl auch einfach mal eine gewisse Gelassenheit aneignen.
Bei der Bezeichnung von Gruppierungen wird das generische Maskulinum verwendet, das grammatikalisch nun mal geschlechtsneutral und verallgemeinernd ist. Es ist also nix dabei, das generische Maskulinum zu verwenden, wenn man möchte. Auch das muss natürlich mal wieder in die Köpfe der besonders lauten Leute. Wobei das generische Maskulinum allerdings seit Jahren sowieso immer weniger Verwendung findet, da es ja nun auch leserliche Alternativen gibt (siehe unten), die zu weniger Missverständnissen führen.
Dies funktioniert jedoch nur solange ein Konsens besteht, den der wesentliche Teil der Menschen akzeptiert.
Da es hier ja eigentlich speziell um Neopronomen geht: Warum sollte man Neopronomen NICHT akzeptieren? Das betrifft im Endeffekt sowieso nur die Betroffenen und wenn die so angesprochen werden wollen, ist das legitim und okay. Man muss sich ja nicht hinsetzen und alle auswendig lernen. Kommunikation reicht völlig.
Zugegeben, ich hatte noch nie mit einer non-binären Person zu tun und diese mit "xier" anzusprechen, würde sich vermutlich auch erstmal seltsam anfühlen und anhören. Aber auch nur, weil das bisher nie Teil meiner Lebenswelt war. Aber ich hab kein Problem damit, es zu akzeptieren. Warum auch. Man würde sich dran gewöhnen.
Beim Thema Gendern, wird jedoch von einer Minderheit eine neue Sprachform geschaffen und der Mehrheit aufgezwungen. Jeder kann Worte schöpfen und diese verwenden, sie werden sich jedoch nicht durchsetzen. Da in der heutigen Zeit jedoch die Medien Meinungen und Schreibweisen vorgeben und sich der größte Teil der Medienschaffenden auf das Gendern verständigt hat, agieren Medienschaffende aktuell wie Spachdiktatoren. Sie zwingen der gesamten Gesellschaft ihre Sprache auf, ob man will oder nicht. Es besteht inzwischen kaum noch eine Möglichkeit sich objektiv zu informieren, ohne dass man der Gendersprache entgehen kann. Der überwiegende Teil der Gesellschaft lehnt zwar das Gendern ab, aber es schleicht sich trotzdem ein, nur weil eine Minderheit dies für richtig hält.
Gendern ist nicht nur das Binnen-I (z.B.
JournalistInnen) oder dieses hässliche Sternchen, wovon ich selbst auch überhaupt nichts halte. Ich vermeide das tunlichst. Gendern bedeutet auch, völlig geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden. z.B. statt Erzieher eben pädagogische Fachkraft. Sofern es sich anbietet. Oder man schreibt es eben aus: "Erzieher und Erzieherinnen". So mach ich es. Und es ist legitim. Darüber hat sich noch keine Sau beschwert.
Und es geht ja noch über das Gendern in der Sprache hinaus. In einigen aktuellen Spielen, kann man nicht mal mehr zwischen männlichen und weiblichen Charakteren wählenden, sondern nur noch zwischen Körperbau 1 und Körperbau 2. Hier wird es einfach nur noch absurd und es braucht sich niemand zu wundern, dass bei derartigen "Spielerlebnissen" ein gewisser Widerstand entsteht und dies vehement ablehnt. Denn vermutlich (ich kenne keine genauen Zahlen) über 95% der Spieler definieren sich als Mann oder Frau
Wo ist da jetzt das Problem, dass man nicht "männlich" und "weiblich" wählen kann?
In Cyberpunk 2077 z.B. hab ich das keinesfalls vermisst. Es gab halt n männlichen Körperbau und einen weiblichen, wie auch in New World. Darüber hinaus konnte man sich die Figur so zusammenbasteln, wie man wollte. Es wird doch dadurch niemand dran gehindert, sich einen Typen zu basteln oder eben eine Frau. Den Einwand verstehe ich jetzt beim besten Willen nicht.