TBrain am 17.12.2007 23:52 schrieb:
Wenn jemand für weniger als H4 arbeiten will, soll er doch. Ist doch sein Bier.
Es gibt auch keinen Knall weil ja ständig Arbeitsverhältnisse beendet und neu geschlossen werden. Dort wird jeweils über den Lohn verhandelt und die Chefs/ Personalchefs haben idR eine ganz gute Vorstellung davon wann welche Zielgruppe nicht mehr bereit ist für den Lohn zu arbeiten. Das ist ein ständiger Prozess bei dem sich Erfahrungswerte bilden.
Übrigens hatten wir in Deutschland jahrelang gar keinen Mindestlohn. Trotzdem wurden hier mit die höchsten Lohne und Gehälter bezahlt. Der Beweis dafür, dass es einen gesetzlichen Mindestlohn nicht braucht...
kann es sein, dass du menschen nur als humankapital siehst? wie sieht denn die realität heute schon aus? es gibt genügend jobs unter h4, die werden immer öfter bis zum h4 satz vom staat aufgezahlt, die armut in deutschland steigt und gerade berufseinsteiger sind im niedriglohnsektor beschäftigt. von wollen kann aber meist keine rede sein, es gibt ein jobangebot, dass muss der arbeitslose annehmen, wenn auch zu verachtenden mindestlöhnen, ansonsten verliert er ansprüche. gerade in deutschland können „chefs“ wie du sie nennst mittlerweile löhne ins bodenlose drücken, weil die arbeitslosigkeit mit einer aussichtlosigkeit begleitet ist, so dass es immer noch genügend „naive“ menschen gibt, die auf das argument hereinfallen, mit einen schlecht bezahlten job einsteigen um dann einen besseren zu bekommen. die aktuellen zahlen zeigen das dies nicht funktioniert.
in deutschland gab es keinen mindestlohn, richtig. es gab aber auch keine niedriglöhne weit unter lebenshaltungskosten, wer gearbeitet hat hatte ein halbwegs vernünftiges einkommen, die armut ist nicht gestiegen sondern gesunken, wenn man in arbeit ging, die löhnen hatten sich immer den lebenshaltungskosten wenigstens angepasst. das ist anders geworden, mehr armut, sinkende reallöhne bei deutlich steigenden unternehmensgewinnen. und deshalb ist es notwendig diese entwicklung zu stoppen, zu not mit einen mindestlohn für alle.
die niedriglöhne werden von der gesellschaft suventioniert, weniger lohn – weniger sozialversicherungsbeiträge, so wird das gesundheitssystem besonders belastet, die „gemeldeten“ krankheiten gehen zwar zurück, die kosten insgesamt steigen, die bezieher von niedriglöhnen können aber nicht zahlen. da wir noch nicht ganz soweit sind, kranke menschen einfach gar nicht zu behandeln, muss irgendwer die rechnung zahlen, dass ist dann die gemeinschaft. dann kommt noch dazu, dass armut die menschen mehr belastet, sie also anfälliger für krankheiten werden. wenn man für niedriglöhne ist, muss man auch unterstützen, dass wesentliche grundversorgungen gestrichen werden, also z.b. medizinische versorgung nur für die die es sich leisten können oder billiglohnärzte zur not auch ohne richtige ausbildung. stellst du dir so die zukunft vor?
die moral der arbeitgeber ist in den letzten jahren verschwunden, egal wie hauptsache gewinn erhöhen, das führt dazu dass die unternehmen mehr gewinne machen, die menschen weniger löhne bekommen, die armut in deutschland steigt, die staatskasse stärker belastet wird – du magst diese entwicklung als gesund ansehen, ich bin der meinung ein mindestlohn für alle kann wenigstens die schlimmsten auswüchse verhindern, denn trotz aller fakten gab es bisher kein einlenken und keine verbesserung, so sämtlich alle zusagen der arbeitgeber wurden nicht eingehalten, irgendwann muss dass dann verpflichtend werden. ansonsten wird es früher oder später einen knall geben, unter dem dann die gesamtheit leiden muss.