Häng vielleicht noch ein "...wenn beide erwachsen und in keinem Abhängigkeitsverhältnis stehen." ran.
In den heutigen Zeiten fast schon Pflicht, weil das immer jemand falsch versteht (falsch verstehen will).
Ach und nebenbei - wer dieser Auffassung ist, muß auch den jeweiligen Eltern zugestehen, wenn sie vom Staat fordern, das der Sexualkundeunterricht nicht schon in der Grundschule anfängt, da das Erziehungsrecht in erster Linie ihnen obliegt.
Ups, da gibt es aber sogar gerichtliche Urteile die das zur Pflicht erklären (ab Klasse 3, weit weg von der Pubertät) - plötzlich geschissen auf die Rechte einer Minderheit(?).
Soviel zu "den Staat gehts nichts an".
Mal aus pädagogischer Sicht erklärt, warum Sexualkunde schon der Grundschule gut und richtig ist:
Es ist richtig, dass das Erziehungsrecht...bzw. das Sorgerecht und die Fürsorgepflicht...bei den Eltern liegt. Natürlich können die sich darüber echauffieren, dass Sexualkundeunterricht schon in der Grundschule anfängt. Die haben ein Mitspracherecht und es kann immer ein gemeinsamer Konsens gefunden werden, da es keinen einheitlichen Plan für Sexualkunde in der Schule gibt. Dafür gibt es für sowas in der Regel immer Elternabende, in denen Inhalte dieses Themas besprochen und abgesprochen werden können. Aber Pflicht ist es trotzdem. Und das ist auch richtig so, denn viel zu häufig wird das Thema im Elternhaus überhaupt nicht behandelt und die Kinder werden damit allein gelassen. Es wird hier also nicht auf die Eltern geschissen. Der Staat kommt hier auch nur seinem Bildungs- und Erziehungsauftrag nach.
Sexualität gehört schon im Kindesalter dazu. Die wollen auch mal was dazu wissen und hören einem auch zu, auch wenn's mal zu blödem Gekicher kommt. Man sollte halt nur nicht den (äußerst schweren und hochgradig gefährlichen) Fehler machen, die Sexualität eines Kindes mit dem eines Erwachsenen gleichzusetzen. Beides ist voneinander zu unterscheiden und bis zur Sexualität, wie wir als Erwachsene sie verstehen, ist es ein langer Prozess, der altersgerecht durch Bezugspersonen (Eltern, päd. Fachkräfte und Lehrer) gemeinsam begleitet werden muss. Gerade bei diesem Thema arbeitet kein einziger Pädagoge ohne die Eltern.
Sexualität ist nicht nur Lust und gegenseitiges Anfassen. Dazu gehört vielmehr. Sexualität wird in der Schule nicht nur aus biologischer Sicht vermittelt. Das mit den Bienchen und Blümchen ist nur ein Aspekt der Sexualkunde, den Kinder schon ziemlich früh mitbekommen. Und in der Tat ist das noch der am einfachsten und am sachlichsten zu bearbeitende Inhalt des Themas, da es hier ja nun wirklich ausschließlich um biologische Fakten geht, nicht aber um kulturelle, ethische oder soziale Aspekte der Sexualität.
Es gibt zig Kinder, die von homosexuellen Partnern erzogen werden. Natürlich ist das dann auch mal Thema in der Schule, im Hort oder schon in der Kita. Da reden die Kinder untereinander darüber oder mit den Bezugspersonen. Das unter den Teppich zu kehren, indem man es nicht behandelt, sorgt weiterhin für Unverständnis und Intoleranz. Hierbei geht es darum, die Kinder für Geschlechterrollen zu sensibilisieren und eine Akzeptanz für unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu schaffen.
Die Kinder lernen, sich selbst zu verstehen. Stichwort Selbstwertgefühl, Körperwahrnehmung und der Umgang mit dem anderen Geschlecht ("Jungs sind doof!", "Mädchen sind zickig!"), sowie der Umgang mit dem eigenen Körper. Sie lernen auch, mit Sexualität in Medien umzugehen und dass Sexualität viele Ausdrucksformen hat. Ungefähr ab der 3. und 4. Klasse beginnen Kinder gerne mal schon, heimlich erste kleine Zärtlichkeiten auszutauschen und fangen auch an, sich zu verlieben und ihre 'Liebesbeziehungen' auch ernst zunehmen. Auch das ist ein Ausdruck von Sexualität. Außerdem sind einige Kinder schon in der 4. Klasse dabei, in die Pubertät zu kommen und lernen ihren Körper gezielter kennen. Ne Seltenheit ist das nicht gerade.
Aufgabe der Sexualerziehung ist es auch, die Kindern einen selbstbestimmten, verantwortungsbewussten Weg in das Sexual- und Beziehungsleben zu ermöglichen. Hierbei geht es darum, dass die Kinder lernen, "Nein!" zu sagen und ihre eigenen Grenzen zu erkennen und gegenüber anderen klar zum Ausdruck zu bringen. Und natürlich auch darum, die Grenzen anderer zu achten.
Oder anders ausgedrückt: Es geht schlicht um Aufklärung.
Ich kann absolut verstehen, wenn Eltern sich bei dem Thema unwohl fühlen. Auch mir als Erzieher, der mit dieser Altersgruppe zu tun hat, geht es so und manchmal bin ich auch unsicher bei der ein oder anderen Sache. Auch berufserfahrene Pädagogen wissen oft nicht mit Situation X und Y umzugehen und neigen dann dazu, Kinder davor zu bewahren, statt aufzuklären. Man neigt dann eher dazu, die eigenen Grenzen - die zweifelsohne auch gesetzt werden müssen - unnötig strikt zu setzen. Ein gesunder Umgang mit Sexualität entsteht dadurch aber nicht.
Aber Aufklärung leistet einen Beitrag dazu, dass die Kinder besser vor Missbrauch und Übergriffen geschützt sind und Verständnis für Lebensweisen entwickeln, die nicht ihrer eigenen Lebenswelt entspricht. Das ist im Grunde das Ziel der Sexualkunde in der Grundschule und deswegen vollkommen korrekt, wenn es schon da los geht.