AW: Libanon – Probelauf für den Irankrieg?
Knochenmann am 28.08.2006 12:07 schrieb:
War schwer zu finden, da Guerilla Kriege meist mit offenen Kriegen Hand in Hand gingen... aber ich denke mal das der
Burenkrieg zumindest einige dieser Merkmale erfüllen sollte.
Wer suchet, der findet:
Werwolf ...eine Partisanenbewegung, die gekämpft hat und geschlagen wurde, und deren Ende eine bessere Welt für alle bedeutete.
Ich weiss nicht ob das deine Absicht war, aber du hast zwei schöne Beispiele genannt, aus denen die USA heute lernen könnten.
Burenkrieg:
Der Krieg war in der ersten Phase ein regulärer Krieg. Die Buren belagerten u.a. Städte und lieferten sich offene Schlachten. Aufgrund der Überlegenheit an Soldaten (Waffentechnisch waren beide Seiten ebenbürtig), drohte den Briten eine Niederlage.
Eine Aufrüstung der Briten zwang die Buren in die Defensive, worauf diese in der zweiten Phase bzw. im zweiten Krieg auf eine Guerillataktik umstiegen und dabei sehr erfolgreich waren.
Die britische Antwort ware eine Brutalisierung des Kriegs. U.a. die Erfindung der Konzentrationslager, Erschießungen etc. Bei maximal 100.000 Gegnern war diese Taktik der Briten erfolgreich. Die Menge an zu konzentrierenden Menschen, die man mit damaligen Mitteln handhaben konnte, war überschaubar.
Dennoch endete der Konflikt mit einem FRIEDENSVERTRAG, der den Buren weitesgehende Autonomie garantierte, so dass Afrikaans z.B. immer noch eine anerkannte Sprache ist.
Im übrigen hatten die Buren nie die Unterstützung der Bevölkerung.
Analogie zu den USA: Wenn die USA bereit wären, die ständige Bedrohung durch Iraker durch die Einrichtung von Konzentrationslagern zu kontrollieren, dann wäre eventuell eine Chance zum Sieg gegeben ... ich glaube eine solche Strategie muss man nicht weiter kommentieren - zumal man Konzentrationslager nicht für einige zehntausend wie im Burenkrieg, sondern für einige Millionen ausgelegt sein müssten.
Ergänzend könnten die USA einen ernsthaften Frieden mit ihren Gegnern eingehen. Das würde bedeuten, dass sich G.W.B. mit solchen Feinden der Demokratie wie der Al-Kaida zusammen setzen müsste ... *grins* Sagen wir es mal so: Was die Briten im Burenkrieg konnten, kann G.W.B. wohl auch.
Zum Werwolf: Wieder ein schönes Beispiel. Diese Partisanentruppe hatte in der Phase des Zweiten Weltkriegs, in der sie aktiv werden sollte praktisch keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Und dieser ist notwendig, um einen Partisanenkrieg zu führen. Im Frühjahr 1945 hatten die Deutschen etwas besseres zu tun, als Krieg zu spielen.
Analogie zum Irak: Wenn die USA bereit sind, systematisch alle irakischen Städte vollständig zu zerstören. Einen langen blutigen Krieg zu führen, bis das alle gegnerischen Kräfte vollständig erschöpft sind und die Leute von täglichen Luftangriffen wirklich die Schnauze voll haben. Und wenn sie es dann schaffen, aufgrund eines Lebensstils, immer noch als Befreier aufzutreten, dann können sie den Irakkrieg gewinnen. Die Deutschen waren auch froh, dass die Amis 1945 kamen, weil sie Kaugummi, Schokolade, Nylonstrümpfe, Zigaretten und Jeanshosen mitbrachten. Leider alles Dinge, die in der arabischen Welt wenig Begeisterung hervorrufen.
Es sind natürlcih noch weitere Unterschiede vorhanden: Die Nazis waren bereit einen regulären Krieg bis zur totalen Erschöpfung zu führen. Wären die Amis 1939 als Besatzer in Deutschland einmarschiert und wäre die HJ, SS, SA und Reichswehr auf Partisanenkampf eingestellt worden, die Allierten hätten eine vollständige Niederlage erlitten.
Bring mal weitere Beispiele. Vielleicht wird ja irgendwann mal klar, wie man diesen Krieg gewinnen kann:
1. Akzeptieren, dass Al-Kaida, Hisbollah und andere Kräfte, Rückhalt in der Bevölkerung haben
2. Akzeptieren, dass die Aktivitäten des Westens in den letzten 100 Jahren in der Region nicht dazu dienen können, Vertrauen zu schaffen
3. Generelle Bereitschaft zeigen, mit dem Gegner zu verhandeln und seine ernsthaften Interessen zu berücksichtigen.
4. So kämpfen, wie der Gegner kämpft und dabei sich nicht einen Kampfstil aufzwingen lassen (Paradoxon). Problem: einen Partisanenkampf kann immer nur eine Seite führen, weil man dazu die Unterstützung der Bevölkerung braucht.
Deshalb folgt
5. Die Erkenntnis, dass Punkt 1-3 dringend notwendig sind, um selbst den Rückhalt in der Bevölkerung zu bekommen. Wenn dies erreicht ist, wird Punkt 4 greifen und das Problem mündet in dieser Phase mit Friedensverhandlungen.
So könnte man es schaffen.
Die Alternative: Systematische Zerstörung der irakischen Städte und Internierung der Bevölkerung in KZs könnte zwar auch funktionieren, entspricht aber nicht mehr den gängigen Werten der westlichen Welt.
W.