Die Darstellung wird moralisch in Frage gestellt, und dann mit "nicht für Kinder geeignet" argumentiert. Das is nen trick der gerne verwendet wird, wenn es um Verbote geht...
Und das ist generell das Problem. Dass man versucht ne ehrliche Debatte zu umgehen, und stattdessen an den "common sense" appelliert. Man muss einem Erwachsenen(!) zutrauen, dass er Fiktion von Realität trennen kann (genauso wie haufenweise andere Dinge, erwachsen sein heißt nunmal Verantwortung übernehmen), alles andere ist absurd und weltfremd.
Beim Jugendschutz geht es nicht darum, einen mündigen (erwachsenen) Menschen zu bevormunden. Wer sich als Erwachsener bevormundet fühlt, steckt, glaub ich, selbst noch in der Pupertät fest.
Ein indiziertes Spiel lässt sich von einem Erwachsenen nach wie vor ohne weiteres erwerben, wenn er möchte. Das fällt ihm aufgrund seiner vollen Geschäftsfähigkeit deutlich leichter, als einem Jugendlichen, der eben noch nicht voll geschäftsfähig ist. Aber der Erwerb und der Besitz eines indizierten Spiels ist legal. Und Spiele, die nach dem StGB verboten werden, sind heutzutage absolute Ausnahmen und sicher nicht ohne Grund verboten.
Man kann Sachen verbieten, aber keine Gedanken, die sind da, das ist Fakt, und die lassen sich nicht immer mit gesellschaftlichen Normen vereinbaren. Und es wird immer Leute geben, die diese Fantasien teilen, in welcher Form auch immer. Dort (generell) zu zensieren is dementsprechend langfristig keine Option (davon, dass es immer gefährlich ist, mal abgesehen). Deswegen gibt es Meinungsfreiheit. Und Debatte. Wenn man ne Problematik sieht, muss man sensibilisieren und Aufklärung betreiben(!), schlechtem Einfluss auf gesellschaftlicher Ebene entgegen wirken, OHNE die Meinungsfreiheit einzuschränken.
An der Stelle stellen sich mir gleich zwei Fragen:
1. Dass man Gedanken nicht verbieten kann, rechtfertigt also die Verbreitung eines so obszönen Unfugs, in dem Minderjährige sexualisiert oder in mehr oder weniger expliziten Sexszenen dargestellt werden?
2. Was hat das überhaupt mit Meinungsfreiheit zu tun? Welche Meinung würden denn die Entwickler eines solchen Spiels vertreten? Bzw. welches Statement wollen sie mit der Darstellung derlei Bullshits abgeben? Dass es okay ist, Kinder in solchen Szenarien auftreten zu lassen? Oder von welcher Meinung reden wir hier?
Hierbei spielt es auch überhaupt gar keine Rolle, dass die Figuren nur virtuell sind. Es geht um die reine, wenn auch überzogene, eindeutig verharmlosende Darstellung sexueller Inhalte mit eindeutig minderjährigen Charakteren.
Stattdessen heißt es "aber das geht doch nicht (denkt an die kinder)!", und das thema wird tabooisiert und ganz selbstverständlich Zensur gefordert.
Man hat seine subjektiven moralischen Ansichten durchgesetzt, wer sich beschwert gehört zu den bösen.
Eventuelle Problematiken bestehen aber immernoch, weil man nicht zielführend argumentiert hat, sondern selbstgefällig. Is aber zufrieden. Und es wird signalisiert, dass man keine Argumente braucht, sondern nur ne Meinung die verbreitet ist.
Und da hab ich dann das Bedürfnis aus Prinzip auf der anderen Seite zu argumentieren. :/
Ich bin kein Mensch, der sich schnell der Masse anschließt. Aber nur weil eine Meinung unter der Masse verbreitet ist, heißt das nicht automatisch immer, dass sie falsch ist. Das mag oft so sein, aber eben nicht immer. Und einfach nur aus Prinzip dann zu widersprechen...mit anderen Worten: Des Widerspruchs wegen widersprechen...ist doch irgendwie arg...naja.
Kunst darf fragwürdig sein, ein mündiger Mensch darf sich mit fragwürdigen Gedanken beschäftigen!
Absolut korrekt. Kunst darf und soll auch mal fragwürdig sein und provozieren. Und ein Mensch (nicht nur der Erwachsene) darf und soll sich auch mal mit fragwürdigen Gedanken beschäftigen und sich seine Meinung dazu bilden. Bis hierhin gehe ich mit.
Man kann aber nicht immer jeden noch so obszönen Inhalt mit "Meinungsfreiheit" und "Kunst" rechtfertigen, wenn es um Spiele geht. Natürlich sollen Spiele auch mal Tabuthemen ansprechen. Natürlich dürfen Spiele auch mal unangenehme Szenen und Themen darstellen. The Witcher z.B. stellt das Thema Xenophobie ja ziemlich glaubwürdig dar, allein schon weil man dort selbst einen Hexer spielt, der in Dialogen andauernd aufgrund seines Daseins verspottet oder bedroht wird. DAS ist künstlerisch wertvoll, weil es eine gut umgesetzte Darstellung eines immernoch aktuellen Themas ist, zu dem sich der Spieler durchaus ernsthafte Gedanken machen kann, unter anderem auch weil er interaktiv mitwirkt und erlebt und damit auch indirekt selbst mit Xenophobie konfrontiert wird.
Solche im Artikel kritisierten Erogē-Games sprechen aber keine Tabu-Themen an. Hinter diesen Spielen steht kein Gedanke der Kritik, in welcher Form auch immer. Dahinter steht kein Statement zu irgendeinem Thema oder das Motiv, den Spieler zum nachdenken anzuregen. Oder ist mir der Gedanke hinter solchen Games einfach zu "deep", als dass ich ihn erkenne?
Anders wäre es, wenn man eine ernsthafte und realistische Darstellung einer sexuellen Nötigung an einer Minderjährigen in einem Spiel wiedergibt, dessen Stil von vornherein aber schon auf Ernsthaftigkeit getrimmt wäre und die Figuren keine qietschbunten, quiekenden Gestalten sind, sondern authentische, glaubwürdige Charaktere. Das wäre nach wie vor derber Scheiß und absolut kontrovers (und vermutlich würde ich so eine Szene eh überspringen), aber in einem nachvollziehbaren, ernsthaften Kontext zumindest als Statement, als Provokation zum Nachdenken, legitim. Je nachdem, wie man es verpackt. Und damit würde ich "künstlerisch wertvoll" und "Meinungsfreiheit" auch gelten lassen.