Da schildert der Autor beispielsweise, wie sich große Konzerne linke/woke Ideologie nur als Aushängeschild anheften, aber dann hintenrum turbokapitalistisch agieren und die Rechte und Mitbestimmungsbestrebungen ihrer Angestellten einschränken wo es nur geht. Mein Problem dabei ist: ich kann nicht identifizieren wie das die Schuld von linker/woker ideologie ist.
Für mich hört es sich nicht so an als würde er der Ideologie die Schuld dafür geben. Er stellt halt heraus das es hier für die Konzerne sehr kompatibel ist bzw. die das ausnützen.
Nach dem Motto: es ist nicht alles Gold was glänzt.
Da sind wir auch wieder bei Dead Space, wo man EA vorwerfen könnte sie machen diese Änderungen eben aus finanziellen Interesse und nicht weil sie wirklich hinter irgendwelchen Werten stehen.
Tatsächlich würde ich das auch keinen Woken vorwerfen, weil dafür kann er nichts, dass Unternehmen seine Ideen ausbeuten. Bewusst machen schadet trotzdem nicht.
Ich glaube in dem Punkt sind wir uns ziemlich einig.
Allgemein stellt sich natürlich die Frage ob Woke sein überhaupt richtig links ist.
Da sage ich auch schon Nein.
Aber die Woken behaupten halt links zu sein, also lass ich sie jetzt mal in dieser Schublade.
Ich finde ja gerade die critical race theory ziemlich rechts.
Im Prinzip ist es mir aber egal auf welcher Seite sie stehen. Das macht es nicht besser oder schlechter.
Dann nennt er ein Beispiel wo ein Journalist von seinem Arbeitgeber gefeuert wurde, weil er mitten in gewaltsamen Protesten versucht hat, zu beschwichtigen. Es stellt sich erneut die Frage, ob das wirklich die Schuld linker ideologie ist. Ich mein, mit einem wütenden Mob kann man nicht rational Argumentieren. Daraus folgt aber nicht, dass man mit links eingestellten Menschen nicht rational argumentieren kann. Man muss es nur tun bevor die Verzweiflung so stark ist, dass es zu Ausschreitungen kommt.
Ein Punkt von mir ist ja das die Ideologie übertreibt in vielen Punkten und dadurch die Leute viel verzweifelter und wütender macht als es nötig wäre. z. B. die Ungleichheit zwischen Mann und Frau finde ich nicht annähern so stark oder schlimm wie sie mancher linker Ideologe beschreibt.
Wo ich dann noch ruhig diskutieren kann ist mein Gegenüber schon wütend, verzweifelt und hat die Schnauze voll.
Also dafür das die Leute emotional so am Limit sind, dafür hat die Ideologie Schuld.
Das ist nichts anderes als wenn ich Rechtsradikale solange aufhetze bis sie ausflippen, weil Ausländer ja hier alles kaputt machen, obwohl es eigentlich gar nicht stimmt.
Also ich sehe die woke Ideologie als eine Form von Hetze.
Der zweite Punkt ist, dass der Journalist, ebenso wie Andere Leute in der Debatte, für diese Ungleichheiten keine Schuld tragen. Sie wollen eigentlich nur helfen oder mitreden.
Das dieser Journalist darunter leiden muss, ist nicht in Ordnung.
Und das ist auch etwas, was sich verändert und was mir und viele andere Menschen sorgen macht.
Das meinte ich auch mit: sowas kenne ich nicht aus den 90ern.
Du hast in einem vorherigen Post auch geschrieben, dass du denkst 80% der Leute (die meine Meinung vertreten) sind in Wirklichkeit einfach Intolerant.
Ich denke das genau umgekehrt. Das höchsten 20% davon wirklich intollerant sind.
Also vielleicht schätzt du die Leute viel bösartiger ein als sie wirklich sind.
Ich mein du hast ja keine Belege für deine Vermutung.
Warum automatisch davon ausgehen, dass die Leute schlecht denken?
Die Proteste wegen der Ermordung von George Floyd wurden nicht durch linke Ideologie ausgelöst, sondern durch die Ermordung eines Menschen. Und: der Tod von George Floyd mag Auslöer gewesen sein, aber es war ganz sicher nicht Ursache. Hätte es nicht zuvor jahrelange Ungleichbehandlung gegeben, jahrelang angestauten Frust und das Gefühl der Ohnmacht, dann hätte diese Tat - so schlimm sie auch ist - niemals zu Ausschreitungen geführt. In Wahrheit ist es doch so: hätte die linke Ideologie - also das Bestreben nach sozialer Gerechtigkeit - mehr Beachtung erhalten, dann hätte es weder Ursache noch Auslöser der George Floyd Proteste jemals gegeben.
Ja das ist auch theoretisch die Stärke von Links und deswegen ist Links weiterhin wichtig.
Ich stelle dabei halt ein paar Fragen:
- ist es wirklich so schlimm oder gibt es noch andere Gründe für die Ungleichbehandlungen?
- kann es sein das es manchmal wirklich so schlimm ist und manchmal überhaupt nicht?
- gibt es Leute die es noch schlimmer aussehen lassen als es wirklich ist?
- egal ob es wirklich so schlimm ist oder nicht, warum muss man gewalttätig oder extrem werden?
- ist es hilfreich gewalttätig zu werden oder andere einzuschüchtern?
- warum deswegen Diskurse unterdrücken?
- macht das nicht die Gegenseite stärker wenn man diese Taktiken anwendet?
- wird Links immer gewaltbereiter?
Was bleibt ist das Gefühl, dass der Autor hier Ursache und Wirkung ins Gegenteil verkehrt. Die Situation zuerst so weit verschlechtern zu lassen, bis die Leute sich radikalisieren und DANN zur Rationalität aufzurufen, ist zum Scheitern verurteilt. Anschließend dann linker Ideologie die Schuld für die Irrationalität der Radikalisierten in die Schuhe zu schieben ist unlauter, wo doch gerade das frühere und konsequenere Beachten linker Ideologie diese Radikalisierung von vornherein verhindert hätte.
Ich glaube nicht das er das eine gegen das andere ausspielt. Er ist auch der Meinung das wirklicher Rassismus existiert und das man darüber reden soll/was machen soll.
Das sind einfach zwei komplett unterschiedliche Probleme.
Du hast einmal die Probleme von Ungleichheiten und du hast einmal das Problem wie die Leute darauf reagieren (falsch reagieren).
Selbst wenn ich jetzt emotional die Leute verstehen kann (du nennst es Verzweiflung), muss ich alles daran tun um sie zu erinnern, dass das so nicht in Ordnung ist.
Sonst gibts noch bürgerkriegsähnliche Zustände irgendwann.
Aber auch wenn nur unschuldige Menschen ihren Job oder ihren Ruf verlieren, ist es schon schlimm genug und wert den woken Mob in seine Schranken zu weisen.
Sonst pushen sich die Leute emotional nur noch weiter und weiter auf und die Fronten verhärten sich.