Dieser Teil ist deutlich besser als der erste.
Ich habe aber immer noch das eine oder andere Problem mit der Zuordnung der Begrifflichkeiten Inklusion, Barrierefreiheit und Zugänglichkeit. Das wird mir zu sehr in einen Topf geworfen.
Barrierefreiheit ist für mich in erster Linie auf der Hardware-Seite zu suchen, nämlich auf der Eingabeseite, sprich Controllerdesign oder überhaupt neue und innovative Steuerungsmethoden.
Zugänglichkeit dann beim Spieldesign selbt, also auf der Software-Seite, was bietet das Spiel an Möglichkeiten, Spielmechaniken zu vereinfachen, wie zum Beispiel automatisches Einsammeln von Items oder wiederholtes Button-Mashing in QTE‘s mittels einfachen Tastendruckes zu erledigen.
Inklusion hingegen hat meiner Meinung nach mit den anderen beiden nicht viel zu tun. Für mich bedeutet Inklusion eine Absenkung des Anspruches eines Spieles an sich - und zwar auf geistiger Ebene - auf ein Maß, was man höchstens als den „Kleinsten Gemeinsamen Nenner“ bezeichnen könnte, also ein Spiel zu anzupassen, dass es gerade so anspruchsvoll ist, dass es möglichst wenige überfordert und gleichzeitig nicht so simpel, dass „normale“ Spieler nicht schon nach wenigen Minuten gelangweilt abschalten.
Und genau diesen Spagat halte ich für unerreichbar.
Was die Präsenz von behinderten Hauptcharakteren angeht…schwierig und kommt ganz auf das Spiel selbst an.
Kann mir nicht vorstellen, dass Aloy, Link, Kratos, der Master-Chief und Co. plötzlich mit einer Amputation oder irgendeiner Behinderung darstellbar wären oder mit dem Rollstuhl durch ihre Welten fahren. Das funktioniert nicht und ich bin mir auch gar nicht sicher, ob es das ist, was sich zum Beispiel Rollstuhlfahrer überhaupt wünschen würden. Da habe ich erhebliche Zweifel.
Ein Beispiel:
Ich habe selber einen Schwerbehinderten-Ausweis als Diabetiker, gehöre also zu den gut 9 Prozent mit einem solchen Ausweis, aber ich brauche keine Hilfe bei Videospielen, also irgendwelche Barrierefreiheitsoptionen, ich benutze manche aber aus reiner Faulheit.
Was ich mir aber auf keinen Fall wünsche ist, dass im Zuge von Repräsentation und “irgendwie müssen wir sowas auch thematisieren“, also dass auf einmal in Spielen der Charakter zum Diabetiker gemacht werden kann, mit all den Problemchen und Einschränkungen, die das mit sich bringt.
Was würde das bringen? Genau, gar nichts.
Insgesamt denke ich also, es ist gut und wichtig, dass kontinuierlich an BARRIEREFREIHEIT gearbeitet wird, um möglichst vielen Menschen die ZUGÄNGLICHKEIT zu erleichtern, nur wird daraus keine INKLUSION.
Auch habe ich manchmal den Eindruck, auch hier im Artikel, dass fehlender oder verbesserungswürdiger Barrierefreiheit in manchen Spielen eine Art „Absicht“ oder mangelndes Einfühlungsvermögen unterstellt wird oder es zumindest latent anklingt.
Auch da bin ich nicht unbedingt der Ansicht, dass das zutreffend ist.