Was für ein Spiel! GoW:Ragnarök sei jedem, der mit dem Genre grundsätzlich etwas anfangen kann, wärmstens empfohlen - aus meiner Sicht ist es das Spiel des Jahres. Den Santa Monica Studios gelingt es hier wirklich, auf den ohnehin schon guten Vorgänger in praktisch jeder Hinsicht eine Schippe obendrauf zu legen und teilweise spürbar neue Standards zu setzen, Chapeau!
- Die Grafik ist schlicht fantastisch, gerade die Charaktere sehen mmn. unvergleichbar gut aus. Dazu kommt ein großartiges Artwork und eine Fülle an Details sowie eine saubere Technik.
- Die Story ist vergleichsweise gut, aber nicht weltbewegend. Das Writing dagegen ist schlicht das Beste, was ich bisher in einem Spiel gesehen habe und wird durch die ebenfalls grandiose Inszenierung super in Szene gesetzt. Gerade die Figuren und ihr Zusammenspiel finde ich außerordentlich spaßig geraten. Das Spiel meistert den Spagat, zahlreiche Charaktere aus der nordischen Mythologie mit Antiheld Kratos und seinem Pubertier zusammenzuschmeißen, dem ganzen einen augenzwinkernden, modernen Touch zu geben, und trotzdem eine weitestgehend sinnvolle und spannende Geschichte zu erzählen, die von ihren Charakteren getragen wird. Diese haben alle haben ihre Motive und machen ihre Fehler, ein bisschen erinnert die Gestaltung der Figuren und der Humor an Terry Pratchett, Götter sind eben auch nur Menschen. Sofern man denn des Englischem mächtig ist, da liegt eine kleine Einschränkung vor. Die deutsche Übersetzung ist, übrigens genauso wie die Vertonung, deutlich schwächer (ich habe das Spiel auf Englisch und 1/3 mit Sohnemann auf Deutsch gespielt.)
- Die Gegnervielfalt wurde deutlich erhöht, dazu gibt es nun auch eine Menge Bossgegner, die alle cool gemacht sind. Da auch das Kampfsystem durch neue Skills, verschiedene Begleiter usw. erweitert wurde, spielen sich die Fights insgesamt abwechslungsreicher und machen mehr Spaß. Fairerweise sind die Kämpfe weiterhin die Schwachstelle des Spiels, wobei Schwachstelle eigentlich zu hart gesagt ist. Es ist kein Dark Souls, auch kein Button-Smasher. Eher Popcorn-Action a´la Bat- oder Spiderman, aber anders.
- Aus meiner Sicht ist es aber auch unfair, das Spiel nur auf sein Kampfsystem zu reduzieren - GoW:R hat daneben ja noch zwei weitere Gameplay-Stärken: Das wäre zum einen das Erkunden, was ungemein gut gemacht ist, weil es tatsächlich überall für aufmerksame Spieler geheime Wege zu entdecken gibt, an deren Ende nicht nur sinnlose Collectables, sondern Items, die einem ein bisschen stärker werden lassen, liegen. Zum anderen gibt es eine Menge Rätsel, mal schwerer, mal leichter, aber nie unfair oder nervig, sondern spaßig sind. Die Mischung aus Story, Erkundung, Kämpfen, Rätseln, Aufleveln & Upgradeden, Bossfights, ergibt ein exzellentes Pacing.
- Sound, Musik und vor allem die (englische) Synchronisation sind großes Kino.
- Der Umfang ist für ein durchdesigntes Spiel wie dieses bemerkenswert.
Oder in kurz gesagt: GoW:R spielt sich gut und abwechslungsreich, wartet immer wieder mit neuen Ideen auf, überrascht, belustigt, lässt mitfiebern. Dass es gleichzeitig wahnsinnig gut aussieht, kommt noch obendrauf.
Aus meiner Sicht ist es das beste Spiel des Jahres 2022. Klar ist Elden Ring toll, am Ende lassen sich beide Spiele schwer miteinander vergleichen. Würde ich danach gehen, mit welchem Spiel ich in diesem Jahr am meisten Spaß hatte, wäre Warhammer 3 / Immortal Empires mein GotY. Jedes Top-Spiel des Jahres hat "sein Ding" gut gemacht, aber ich empfinde das Produktions- / Qualitätsniveau von GoW:R als deutlich höher als das anderer Releases in diesem Jahr.