Gender Studies (grobe Übersetzung: Geschlechterforschung)
Liebe PCGames-Community!
Wenn man das Ergebnis öffentlicher Diskussionen zum Hobby Zocken, Daddeln oder Spielen oder wie auch immer betrachtet und unsachliche Argumente unreifer Menschen einmal ausklammert, bleibt unterm Strich oft nicht viel mehr als der Faktor der Wirtschaftlichkeit und des Mainstreams. Alles andere wird schnell subjektiv und artet in die heillose Flucht in archaische Argumentation aus. Aus meiner Perspektive oft höchst enervierend.
Da ich aber sehe, dass allenthalben der Schrei nach innovativen Inhalten und neuartigem Gameplay lauter wird, nutze ich hier die Gelegenheit, den Inhalt meines Studiums und eigentlich auch des Alltags aufzugreifen und nach den Meinungen der PCGames-Community zu fragen. Aber vorweg ...
Ich bin homosexuell. Schwul. Manchernorts sagt man „gay“ oder "queer" dazu. In der Bundesrepublik Deutschland darf man diese Menschen heutzutage zumindest rein juristisch betrachtet aufgrund ihrer sexuellen Orientierung weder benachteiligen noch beschimpfen und überhaupt sickert langsam der Eindruck durch, dass wir alle irgendwie gar nicht so verabscheuungswürdig und gesellschaftsschädigend sind, wie der § 175 noch vor gar nicht allzu langer Zeit glauben machen wollte.
Nun zum Thema: Ich spiele sehr gerne Computerspiele.
Wie sich manch eine/r nun denken kann, stellt sich mir häufigst und zwangsläufig die Frage, warum ich zumindest in der BRD als angeblich so gleichberechtigter Teil der Menschheit nicht auch in meinem Hobby respektiert werde, und zwar sowohl als Minderheit als auch als Konsument mit Kaufkraft.
Und versteht mich nicht falsch! Ich begreife durchaus die Querelen, die entstehen, wenn man Spiele spielt, die aus Nationen stammen, in denen man Homosexuelle immer noch nicht "gleichgestellt" hat (hat man in Deutschland zwar auch noch nicht gänzlich, aber das steht auf einem anderen Blatt).
Aber:
Warum entfacht in vielen Foren immer noch die längst unzeitgemäße Diskussion darüber, ob es eine Einbindung von Homosexuellen in Spielen geben muss oder nicht? Es ist eigentlich ganz simpel, sofern man sich einmal die Mühe macht, dieses Gedankenspiel fortzuführen und den Perspektivenwechsel zu üben.
--> Man stelle sich also des Spaßes halber Folgendes vor:
Ich (wir erinnern uns: schwul) erstelle meinen männlichen Beau in Mass Effect. Und ich stelle fest, dass Alenko oder wie der flotte Kerl mit dem Nachnamen Kaidan auch heißt, einen tollen Flirtkumpanen abgeben würde oder der Mann fürs virtuelle Leben oder der Kerl für das (nebenbei erwähnt kaum gezeigte) "erotische" Intermezzo ist. Nach gemeinsam bestandenen Missionen würde ich also gerne einen Moment des Plauderns mit ihm verbringen, ich kann aber nicht mit ihm flirten, die Option besteht einfach nicht. So sehr das für andere Spieler ins Spielgeschehen und in die Atmosphäre übergeht, so sehr fehlt mir das schlicht.
Einem heterosexuellen Mann oder einer heterosexuellen Frau fällt das möglicherweise deswegen nicht auf, weil die Komponente Homosexualität unter Heterosexuellen allgemein gesprochen immer noch zu eher unhinterfragtem Material gehört und die Shepard-Frau problemlos mit Männern und der Shepard-Mann problemlos mit der dafür vorgesehenen Frau liebäugeln darf.
(Dass es eine Alien-Rasse gibt, die angeblich eingeschlechtlich ist aber nichtsdestotrotz deutliche Züge der menschlichen Frauen trägt, kann man aus einem scheinbar überwiegend männlichen Entwicklerteam heraus patriarchal begründen und entfernt sich nur marginal vom Klischee der akzeptierten lesbischen Homoerotik, wie man sie seit Entstehen der Pornographie kennt.)
Aber zurück zum eigentlichen Gedankenspiel.
Es stellt sich mir also die Frage:
Warum kann ich nicht z.B. zu Beginn eines Spieles die sexuelle Orientierung meines Charakters Shepard festlegen?
Es wird dabei weder jemand gezwungen, die Liebelei zwischen zwei Männern oder zwei Frauen zu verfolgen - auch wenn man das meiner Meinung nach durchaus von Spielern des 21. Jahrhunderts verlangen können sollte - noch wird explizit anstößiges Material hervorgekehrt. Lediglich die Wahlmöglichkeit würde bestehen und somit die homosexuelle Community respektieren. Zugegeben, man müsste als heterosexueller Mensch mehr als nur das Geschlecht oder die Hautfarbe beim Erstellen seines Chars thematisieren, aber Hand aufs Herz, ich traue selbst sowas dem geneigten Zocker zu.
„Orientiert sich Ihr Charakter eher an Frauen? Oder eher an Männern? Oder an beidem?“ *klick*.
Fertig.
Für mich wäre das eine absolute – wenn auch bescheidene - Innovation.
Sowohl mein Respekt als auch meine kaufkräftige Aufmerksamkeit gehen demnach an den ersten Hersteller meiner Lieblingsdroge, der mir am Anfang des bitte qualitativ hochwertigen und möglicherweise auch in anderen Sektionen innovativen Produktes deutlich sagt, dass Homophobie was für Geschichtsbücher ist, auch in der letzten Domäne der vermeintlichen Maskulinität, dem Computerspiel.
Meinungen dazu?
neugierig
Nocidim
Liebe PCGames-Community!
Wenn man das Ergebnis öffentlicher Diskussionen zum Hobby Zocken, Daddeln oder Spielen oder wie auch immer betrachtet und unsachliche Argumente unreifer Menschen einmal ausklammert, bleibt unterm Strich oft nicht viel mehr als der Faktor der Wirtschaftlichkeit und des Mainstreams. Alles andere wird schnell subjektiv und artet in die heillose Flucht in archaische Argumentation aus. Aus meiner Perspektive oft höchst enervierend.
Da ich aber sehe, dass allenthalben der Schrei nach innovativen Inhalten und neuartigem Gameplay lauter wird, nutze ich hier die Gelegenheit, den Inhalt meines Studiums und eigentlich auch des Alltags aufzugreifen und nach den Meinungen der PCGames-Community zu fragen. Aber vorweg ...
Ich bin homosexuell. Schwul. Manchernorts sagt man „gay“ oder "queer" dazu. In der Bundesrepublik Deutschland darf man diese Menschen heutzutage zumindest rein juristisch betrachtet aufgrund ihrer sexuellen Orientierung weder benachteiligen noch beschimpfen und überhaupt sickert langsam der Eindruck durch, dass wir alle irgendwie gar nicht so verabscheuungswürdig und gesellschaftsschädigend sind, wie der § 175 noch vor gar nicht allzu langer Zeit glauben machen wollte.
Nun zum Thema: Ich spiele sehr gerne Computerspiele.
Wie sich manch eine/r nun denken kann, stellt sich mir häufigst und zwangsläufig die Frage, warum ich zumindest in der BRD als angeblich so gleichberechtigter Teil der Menschheit nicht auch in meinem Hobby respektiert werde, und zwar sowohl als Minderheit als auch als Konsument mit Kaufkraft.
Und versteht mich nicht falsch! Ich begreife durchaus die Querelen, die entstehen, wenn man Spiele spielt, die aus Nationen stammen, in denen man Homosexuelle immer noch nicht "gleichgestellt" hat (hat man in Deutschland zwar auch noch nicht gänzlich, aber das steht auf einem anderen Blatt).
Aber:
Warum entfacht in vielen Foren immer noch die längst unzeitgemäße Diskussion darüber, ob es eine Einbindung von Homosexuellen in Spielen geben muss oder nicht? Es ist eigentlich ganz simpel, sofern man sich einmal die Mühe macht, dieses Gedankenspiel fortzuführen und den Perspektivenwechsel zu üben.
--> Man stelle sich also des Spaßes halber Folgendes vor:
Ich (wir erinnern uns: schwul) erstelle meinen männlichen Beau in Mass Effect. Und ich stelle fest, dass Alenko oder wie der flotte Kerl mit dem Nachnamen Kaidan auch heißt, einen tollen Flirtkumpanen abgeben würde oder der Mann fürs virtuelle Leben oder der Kerl für das (nebenbei erwähnt kaum gezeigte) "erotische" Intermezzo ist. Nach gemeinsam bestandenen Missionen würde ich also gerne einen Moment des Plauderns mit ihm verbringen, ich kann aber nicht mit ihm flirten, die Option besteht einfach nicht. So sehr das für andere Spieler ins Spielgeschehen und in die Atmosphäre übergeht, so sehr fehlt mir das schlicht.
Einem heterosexuellen Mann oder einer heterosexuellen Frau fällt das möglicherweise deswegen nicht auf, weil die Komponente Homosexualität unter Heterosexuellen allgemein gesprochen immer noch zu eher unhinterfragtem Material gehört und die Shepard-Frau problemlos mit Männern und der Shepard-Mann problemlos mit der dafür vorgesehenen Frau liebäugeln darf.
(Dass es eine Alien-Rasse gibt, die angeblich eingeschlechtlich ist aber nichtsdestotrotz deutliche Züge der menschlichen Frauen trägt, kann man aus einem scheinbar überwiegend männlichen Entwicklerteam heraus patriarchal begründen und entfernt sich nur marginal vom Klischee der akzeptierten lesbischen Homoerotik, wie man sie seit Entstehen der Pornographie kennt.)
Aber zurück zum eigentlichen Gedankenspiel.
Es stellt sich mir also die Frage:
Warum kann ich nicht z.B. zu Beginn eines Spieles die sexuelle Orientierung meines Charakters Shepard festlegen?
Es wird dabei weder jemand gezwungen, die Liebelei zwischen zwei Männern oder zwei Frauen zu verfolgen - auch wenn man das meiner Meinung nach durchaus von Spielern des 21. Jahrhunderts verlangen können sollte - noch wird explizit anstößiges Material hervorgekehrt. Lediglich die Wahlmöglichkeit würde bestehen und somit die homosexuelle Community respektieren. Zugegeben, man müsste als heterosexueller Mensch mehr als nur das Geschlecht oder die Hautfarbe beim Erstellen seines Chars thematisieren, aber Hand aufs Herz, ich traue selbst sowas dem geneigten Zocker zu.
„Orientiert sich Ihr Charakter eher an Frauen? Oder eher an Männern? Oder an beidem?“ *klick*.
Fertig.
Für mich wäre das eine absolute – wenn auch bescheidene - Innovation.
Sowohl mein Respekt als auch meine kaufkräftige Aufmerksamkeit gehen demnach an den ersten Hersteller meiner Lieblingsdroge, der mir am Anfang des bitte qualitativ hochwertigen und möglicherweise auch in anderen Sektionen innovativen Produktes deutlich sagt, dass Homophobie was für Geschichtsbücher ist, auch in der letzten Domäne der vermeintlichen Maskulinität, dem Computerspiel.
Meinungen dazu?
neugierig
Nocidim