Ähm, in deinem Abschnitt fehlt die logische Verknüpfung. Zunächst mal gibt es Freiheit ohne Sicherheit, auch ganz grundsätzlich. Allerdings erhöht sich die persönliche Freiheit in einem gefühlt sicheren Umfeld. Wer sich nicht um seine Sicherheit kümmern muss, der hat eine höhere geistige Kapazität für freie Entscheidungen und der hat damit ein größeres Freiheitsniveau. Dass es grundsätzlich Freiheit ohne Sicherheit geben kann, heißt daher überhaupt nicht, dass ich Sicherheit höher gewichten würde als Freiheit, ganz im Gegenteil. Imo sind in diesem Kontext Sicherheit und Freiheit positiv korreliert, d.h. ein höheres Maß an Sicherheit ergibt auch ein höheres Maß an Freiheit.
Sicherheit, und das scheinst Du durchaus zu begreifen, ist ja vor allem mal eines: Ein Gefühl. Nicht ein Fakt - denn nur weil vielleicht mal "das Verunsichernde" geahndet wird, heisst es nicht, dass es nicht wieder vorkommt: Wir können an Flughäfen noch so viele Kontrollen (aka Einschränkungen der Freiheit) über uns ergehen lassen, um uns in Sicherheit vor Terrorismus zu wähnen, sie fahren dann halt mit Lastern durch überfüllte Strassen... Wir tauschen seit 911 immer wieder Freiheit gegen Sicherheit ein und sehen nicht, dass dabei jedes mal die Terroristen gewinnen, weil wir einen Teil unserer Freiheit opfern, um vermeintliche Sicherheit zu gewinnen. Die Welt ist aber nicht faktisch sicherer geworden, die statistische Wahrscheinlichkeit in einem Flugzeug zu sterben ist nicht gesunken. Die Freiheit wurde jedoch massiv eingeschränkt - vielleicht ja auch nur ein Gefühl, aber wenn ich zusätzliche Zeit bei der Flughafenkontrolle verbringen muss, keine Getränke mehr mitnehmen darf und stattdessen die überteuerten Getränke im "sicheren" Bereich des Flughafens kaufen muss, dann kann ich die äusserlichen negative Aspekte durchaus benennen.
Du hast von Angst geschrieben. Einem
Gefühl. Primär ist dies nun mal vor allem ein Umstand den der Fühlende angehen muss, nicht sein Umfeld. Für mich ist dem Fühlenden besser gedient, wenn ihm oder ihr erst einmal geholfen wird, dieses Gefühl anzugehen. Angst, Phobie - wenn man die wirklich loswerden will, geht man sie an. Ja, Arachnophoben werden vielleicht versuchen, Spinnen wann immer möglich aus dem Weg zu gehen (interessanter Weise ist mir kein Arachnophobe bekannt, der versuchen würde, Arachniden aus seinem Umfeld zu verbannen), aber die Angst davor werden sie dadurch nicht los. Die ist immer noch da.
Ich verstehe durchaus, dass Traumas nicht einfach zu bewältigen sind, und das die konkrete Folge von Traumas Trigger sein können, die das Trauma wieder hochkommen lassen können. Aber, und das ist und bleibt nun mal meine Meinung (egal ob sie dir argumentativ ausreicht oder nicht): Angst ist ein Gefühl, mit dem der Fühlende lernen soll umzugehen, nicht die Gesellschaft dieses Gefühl nicht auszulösen.
Du darfst gerne eine andere Auffassung vertreten, dann würde ich aber gerne mal was Argumentatives dazu hören und nicht nur einsilbige Theorien und Behauptungen...
Wie die Grundaussage: Dass man etwas nicht weiss, wenn man es nicht erst versucht? Du belegst nämlich Deine Auffassungen argumentativ genauso wenig - wie z.B. dass Du glaubst, die Leute würden dann nicht alle mehrheitlich in den anonymisierten Sektor abwandern und dadurch eine Hybridlösung lediglich eines produziert hätte - unnützen Aufwand. Aber nochmals: Nur zu, da Du der Auffassung bist, dass hybride Lösungen etwas bringen würden bzw. das Verhältnis von Aufwand und Ertrag tatsächlich stimmt, dann versuche das auf wirtschaftlicher und oder politischer Ebene zu implementieren. Aber bitte akzeptiere endlich, dass meine Person Dich dabei nicht unterstützen wird.
Auch hier ein klares Nein. Ich strebe überhaupt keine Einschränkungen für irgendjemanden an.
Meiner Meinung nach betreibst Du nun mal Etikettenschwindel. Deinen vermeintlichen Korrelationen von Sicherheit und Freiheit kann ich nichts abgewinnen.
Mit meiner Regelung darfst du genau dasselbe tun, was du jetzt auch tust. Nur werden Verstöße gegen die Regeln, die jetzt schon gelten, konsequent geahndet und entsprechend sanktioniert.
Ich verliere meine Anonymität - das ist und bleibt eine Einschränkung meiner Freiheit. Je nach Einzigartigkeit meines Namens werde ich mehr oder minder zum gläsernen Menschen, egal ob ich mich an die Regeln halte oder nicht. Denn nur ein Klarnamenzwang könnte die Ahndung und Sanktionierung vereinfachen (die heute schon möglich wäre, aber dank der Anonymisierung nicht so einfach ist und daher auch eine gute Hürde darstellt, um Missbrauch vorzubeugen.)
Man wird Hate Speech insgesamt nicht los, das stimmt. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied. Man kann sich dann aussuchen, ob man sich dem aussetzt, wenn man online geht oder ob man lieber in sichereren Orten verweilt. Diese Orte existieren derzeit allerdings nicht und so geht jeder ständig das Risiko ein, Opfer von Hate Speech zu werden.
Niemand hindert Dich daran, solche Orte zu schaffen - und komm mir nicht wieder mit der Machtlosigkeit von Minderheiten - die können sich genauso vernetzen und dadurch solche Orte schaffen. Wenn ein wahrhaftes Bedürfnis dafür vorhanden ist, werden solche Orte entstehen. Privatunternehmen (ab einer gewissen (???) Grösse) dazu zwingen zu wollen, einen vielleicht entscheidenden Wettbewerbsvorteil (aka Anonymität) aufzugeben, um ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen ist und bleibt für mich der falsche Weg.
Ich fordere nur die konsequente Verfolgung der bereits bestehenden Richtlinien in Punkto Beleidigung , Belästigung und Cybermobbing.
Der Aufwand für diese
konsequente Verfolgung ist so gross, dass sich das kein Privatunternehmen leisten könnte, weder Twitter noch FB - die Armee an Moderatoren und Juristen die das erfordern würde, würden diese Unternehmen implodieren lassen. Und wenn nicht, dann würden die Leute zu weniger restriktiven Diensten abwandern. Meine Meinung.
Dann können wir die ganze Polizei auch gleich abschaffen und keine Verbrechen mehr verfolgen.
Oh, es gibt viele Bereiche, bei denen ich die Polizei zurückschrauben würde, glaub mir.
Und der Bereich psychische Gewalt der man sich aus freien Stücken aussetzt gehört ganz sicher nicht zu den Bereichen, die ich zur Polizeisache machen würde - oder dessen Ahndung und Verfolgung ich durch Klarnamenzwang erleichtern würde.
Und manchmal ist eine Bekämpfung der Symptome eben auch gut und richtig. Das fällt dir vielleicht spätestens dann wieder ein, wenn du mal krank bist.
Wenn
ich Kopfschmerzen habe, dann möchte ich das Symptom bekämpfen, ja, aber ich erwarte nicht, dass die Baustelle vor dem Haus ihre Arbeit einstellt, weil der Lärm zu meinen Kopfschmerzen beiträgt. Manchmal ist eben auch Verhältnismässigkeit gefragt, und da werden wir uns nun mal nicht einig...
Du willst mir weiter oben noch was von Machbarkeit erzählen und jetzt bringst du hier allen Ernstes den Vorschlag, dass das Opfer sich mit all seinen Peinigern in Verbindung setzen soll, um sie zu besseren Menschen zu machen??? Vielleicht solltest du doch noch mal besser drüber nachdenken...
Muss ich nicht: Wird ein Peiniger durch ein Opfer dazu gebracht, kein Peiniger mehr zu sein, ist das ein Gewinn für alle. Dem Opfer, dem Peiniger und allen anderen potentiellen Opfern. Wird ein Peiniger stattdessen lediglich gebannt, wird er woanders peinigen. Aber natürlich schwebt mir nicht die Kontaktaufnahme mit jedem Peiniger vor. Wie wäre es mit 10? Wenn das jedes Opfer tun würde, würde die Zahl der Peiniger möglicherweise abnehmen? Und wenn wir es nicht versuchen, finden wir es dann heraus?
...sowas von eindeutig...
Das Problem sind die uneindeutigen Fälle, die Verursachen dann einen derart hohen Aufwand, dass es den Rahmen nur noch sprengen kann, wenn sich der Hoster um jeden dieser Fälle kümmern muss. Heute schon kann ein Opfer von Beleidigung oder Cybermobbing den Rechtsweg gehen. Aber wie mir scheint möchtest Du den Aufwand der Ahndung und Verfolgung entweder auf den Dienstleister (der dann wie schon erwähnt meines Erachtens zugrunde geht und die Abwanderung zu weniger restriktiven Dienstleistern zur Folge hat) oder auf die Allgemeinheit (durch Klarnamenzwang, der (wieder meines Erachtens) eine Abwanderung bewirkt, und oder durch Gesetzgebung sowie Steuern, die sich auf die Brieftasche auswirken und ein Aufblasen des Staatsapparates (mehr Gerichte, mehr Juristen, mehr Ermittler...) zur Folge haben) umwälzen.
Und da ich jetzt persönlich genug Aufwand in diese Diskussion gesteckt habe und mich ggf. dennoch nicht verständlich machen konnte, war es das dann für mich. Dir das Schlussplädoyer, falls Du noch magst.