Mir geht's um die allgemeine Diskussionskultur und wie die Community quasi mit dem auch in meiner Meinung nach absteigenden Fach"Journalismus" umgeht. Nämlich nicht durch Leseverständnis, Reflektion und Eigeninitiative bei der Prüfung und Erschließung von Hintergründen - sondern vorrangig durch uninformiertem Gemecker ("mEiNuNgsfReiHeiT!!1"), das oft nicht die richtigen Punkte addressiert und viele wichtige Hintergrundinformationen einfach außer Acht lässt. Das absolute Wehren gegen den Umstand, dass Dinge komplexer sind als sie bewertet werden - auch wenn sie deshalb nicht besser werden.
Früher waren News diplomatischer und die Diskussionskultur (in meiner Erinnerung/Erfahrung) ebenso. Heute sind News provokant an der Oberfläche und die Diskussionskultur analog dazu auch - obwohl sie es nicht sein müsste. Mehrere Gründe: Es werden nur Headlines gelesen, Quellen nicht hinterfragt oder geprüft und die eigene Meinung ist wichtiger als der Diskurs. Mehr als 300 Zeichen Text in einem Posting? Selten oder nie eine Antwort. Deshalb werden Argumente oft nicht gelesen oder nur das "verwertbare" für den eigenen Standpunkt beachtet.
Aktuelles Beispiel in Sachen "Gamer interpretieren Dinge wie sie Bock haben". (Nicht unbedingt im Bezug auf Herb - aber man sieht ja - dass darauffolgend noch immer die gleichen Kommentare kommen, die den Text nicht gelesen/verstanden haben.)
Glaube, da habe ich dich auch schon mal unnötig aggressiv angefahren, worauf ich selbst auch keinen Bock hab. Viele in diesem Forum übernehmen in meinen Augen wenig bis gar keine Eigenverantwortung bei der Formung ihrer Meinung und bei dem, was sie schreiben. Es wird oft nicht differenziert, hinterfragt, objektiv geurteilt und bei Bedarf mal ein Exkurs gemacht, um herauszufinden wie Dinge (die Branche, Spieleentwicklung, Marketing, was auch immer) funktionieren um DANN darüber zu diskutieren. Gern auch immer noch mit unterschiedlicher Meinung, aber besser informiert und sachlicher.
Ist mir jetzt auch Wurst, wie arrogant das klingt - aber ich gebe auch zu, wäre jetzt nicht Pandemie und hätte ich mich allgemein wieder mehr dem Thema Videospiele gewidmet, wäre ich jetzt nicht hier, sondern würde meine Zeit sinnvoller verbringen als uninformierte Meinungen zu lesen, darauf zu reagieren und zu hoffen, dass dabei eine Diskussion entsteht, welche die Bezeichnung verdient. Dafür waren Foren mal da.
Es macht mich teilweise (nicht unbedingt hier, sondern auch in anderen Foren) unnötig aggressiv und darauf habe ich eigentlich keine Lust mehr. Deshalb klinke ich mich irgendwann aus Diskussionen aus und sobald PC und Wohnung wieder in den Hintergrund rücken, weil mehr Freiheit besteht - auch komplett.
Das bezieht sich auch nicht unbedingt nur auf Games und Foren - ich habe keinen Bock mehr, mich mit Menschen zu unterhalten, die keinen Aufwand betreiben, Diskussionen anständig und informiert zu führen. Ob Games, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft oder was auch immer - ich bin immer daran interessiert, mit Leuten eines anderen Standpunktes zu sprechen, das mache ich gerne draußen in der realen Welt. Aber nicht, wenn man Gegen Wände redet, die nur ihre "mEiNuNg" loswerden wollen. Da entwickle ich auf irrational unverhältnismäßig und besorgniserregend starke Art und Weise eine Form von Hass. Schlecht für den Blutdruck.