Nach deiner Schilderung ist Welt und der Alltag voller angsterfüllter Frauen, die sich kaum noch vor die Tür trauen, weil permanent der gemeine Triebtäter bereits hinter der nächsten Deckung lauert, jeder Frau mehrere Stalker auf den Fersen sind und sie überhaupt nur überleben, weil sie sich Top-Spion-mäßig durch die Öffentlichkeit bewegen.
Es ist nun Mal ein Problem, wenn ich Frauen einrede, sie seien überall in Gefahr und sie haben ihr Leben lang Angst und greifen zu verschiedensten Mechanismen auf Basis dieser Angst, obwohl diese Angst relativ unbegründet ist, alles nur weil man beim Thema Gewalt unsachlich oder verzerrt darüber berichtet und spricht.
Ich finde die Thematik sehr interessant, auch weil sie mich als Frau direkt betrifft. Auf der einen Seite: Ja, es wird einem viel Angst gemacht, schon als Kind, dass man aufpassen und nachts nicht mehr herumlaufen soll. Direkt dazu, ich arbeite, wenn ich im Urlaub bei meiner Familie bin, gerne mal als Aushilfe in meiner Stammkneipe dort und laufe dann auch regelmäßig nachts noch eine Stunde über das Feld nach Hause (einfach weil ich gerne spazieren gehen und da dann auch gerne meine Ruhe habe)
So richtig wohl fühle ich mich allerdings auch nicht, weil du nie weißt, ob nicht doch einmal etwas passiert. Und das kommt nicht unbedingt durch Leute, die mich auf die Gefahren hinweisen, sondern dadurch, dass jede Frau, mit der ich mich über das Thema unterhalten habe, schon einmal irgendwie von einem Mann angegangen wurde. Und mir ist das durchaus auch schon passiert, sowohl in der Stadt als auch schon auf dem Land. Von Fremden wie von vermeintlichen Freunden.
Es geht darum dass fast alle Frauen solche Szenarien kennen oder erlebt haben. Komisch, ich selbst fühl mich echt selten bedroht.
Als Frau fühlt man sich leider eben schnell bedroht, weil man eben im Regelfall krafttechnisch unterlegen ist. Ein Grund für mich Sport zu machen ist, dass ich mich im Notfall zumindest einigermaßen verteidigen und wegrennen kann. Das heißt nicht, dass jeder Mann eine echte Gefahr darstellt, aber du siehst es den Leuten eben nicht an der Nasenspitze an.
Mit Schlüssel in der Hand ist dementsprechend normal - ich trage sehr viele Ringe und welche, die auch sehr groß und spitz sind, etwas, was mir Sicherheit vermittelt.
Damit will ich auf gar keinen Fall sagen, dass Männer keine Probleme haben und sie werden sicherlich auch oft dumm von der Seite angemacht. Das ist eine Lebensrealität, die ich nicht habe, sondern nur von männlichen Personen so höre. Dass Männern öfter in gewalttätige Handlungen verwickelt sind, wie hier auch schon gepostet wurde, kann ich mir vorstellen. Zumindest von dem, was ich mitbekomme. Die Hemmschwelle für die idiotische Minderheit eine Prügelei mit einem Mann zu starten ist natürlich geringer, als eine Frau sexuell zu missbrauchen. Das passiert dementsprechend vermutlich öfter. Das eine macht das andere natürlich nicht besser und wäre im Grunde Whataboutismus. Beides gehört betrachtet und verbessert - unabhängig davon, wie es anderen Personen geht.
Ich denke auch, das ist das "Problem" mit Feminismus, weil der eben von der weiblichen Perspektive auf das Thema schaut und von da ausgehend eine Angleichung schaffen will. Ich denke aber, dass der eine Ergänzung zum Egalitarismus sein sollte und durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Da er aber nicht auf alle Aspekte schaut und zum Beispiel nicht aus der männlichen Perspektive Probleme betrachtet, die einer Gleichstellung entgegenstehen, ist der Feminismus ein sinnvolles Mittel, aber bei Weitem keine ganzheitliche Bewegung.
Ach warte. Ich bin nicht so und machs direkt.
Am heutigen „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ hat Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey die neuen Zahlen der Kriminalstatistischen...
www.bmfsfj.de
Ich empfinde hier die Dunkelziffer als besonders interessant. Ich habe schon so viele Geschichten gehört von Bekannten bis Freunden bis Familie, die nie zur Anzeige gebracht wurden. Von unflätig angefasst, bis ungefragt die Zunge in den Hals bekommen, bei Übernachtungen mit einem Kerl über sich aufgewacht bis hin zu tatsächlichen Vergewaltigungen werden Dinge verschwiegen. Aus Scham vor sich selbst, weil man eine Freundesgruppe nicht sprengen will und sich denkt, "das war wohl nicht so schlimm, vielleicht habe ich falsche Signale gesendet...", weil man das Thema hinter sich lassen will oder auch die Familie einem vermittelt, dass man sich falsch verhalten hat und damit hätte rechnen müssen.
Ich selbst habe auch schon gehört, dass ich mich nicht wundern bräuchte, wenn mir etwas passiert, so wie ich mich manchmal veralte, nachts auf der Straße bin, etc. und ich erwische mich selbst dabei, wie ich die Argumentation übernehme und damit die Täter im Prinzip entschuldige.