AW: Das westliche Imperium schlägt zurück!
Wolf-V am 23.04.2007 14:54 schrieb:
Arkasi am 23.04.2007 14:11 schrieb:
Das stimmt so zwar nicht, aber es wäre in der Tat unklug, auf China als Wirtschaftspartner zu verzichten.
was stimmt an der aussage nicht?
Ich will das jetzt nicht extrem ausführen, weil es ein wenig offtopic wäre, aber letztlich läuft es darauf hinaus, dass China wirtschaftlich stark überbewertet wird.
Die gesamte Wirtschaftskraft Chinas ist so stark wie die von Deutschland, was ca. 5% der Weltwirtschaftskraft ausmacht, allerdings hat China weit größere Steigerungsraten. Sollten diese so bleiben, werden sie in ~7 Jahren Japan einholen, 10-11 Jahre später die USA und 1-2 Jahre später die EU.
Diese Rechnung ist der Grund, warum China soviel Potential zugeschrieben wird.
Dem stehen aber eine Reihe teilweise einzigartige (im Bezug auf den Westen) Probleme gegenüber. Das betrifft nicht nur die politische Lage, die mit wachsendem Wohlstand sehr problematisch werden wird, China hat auch einen enormen Energiehunger, der beim besten Willen mittelfristig nicht zu decken ist (was die Steigerungsraten einbrechen lassen wird), die haben ein enormes Umweltproblem, beispielsweise droht das Ökosystem des Jangtse in näherer Zukunft zu kippen, wodurch die Trinkwasserversorgung für viele Millionen Chines zusammenbricht, darunter auch einiger Großstädte.
Chinas wirtschaftlicher Vorteil bruht auf den geringen Kosten, die einerseits auf niedrige Löhne andererseits auf fehlende Umweltauflagen zurückzuführen sind. Ersteres kann man langfristig nicht aufrechterhalten, zweiteres muss man schleunigst ändern, sonst stirbt denen die Bevölkerung weg und sowas lassen sich die Betroffenen normalerweise nicht gefallen.
Es gibt noch eine Reihe anderer Faktoren, wenn du willst, können wir das mal später genauer betrachten.
rein rechtlich gesehen hast du recht, aber um es mal mit einem anderen beispiel zu verdeutlichen. wenn bauern mit dem anbau von illegalen drogen mehr geld verdienen bzw. insbesondere ihre familie halbwegs ernähren können, mit dem anbau von legalen produkten aber nicht, ist es imo nicht ihre schuld, dass die westliche welt ein drogenproblem hat. denn wenn man daran etwas ändern will, müsste man das abnehmerverhalten beeinflussen. keine nachfrage – kein angebot. im fall der markenpiratie kommt noch dazu, dass die geschütze markenware qualitativ selten so hochwertig ist, das sie den hohen preis rechtfertigt – jedenfalls aus sicht einiger verbraucher. entweder wird überpreist oder der verbraucher hat kein vernünftiges verhältnis mehr zu preis / leistung. aber letztendlich bleibt: nachfrage – kein angebot.
Die Argumentation mit den Bauern finde ich absurd. Ich selbst verdiene beispielsweise nicht gut und damit stehe ich nicht allein da - soll ich deswegen Bankräuber oder Drogendealer werden, so ganz nach dem Motto "ist ja nicht meine Schuld, dass man damit besser verdient!"?
Was den anderen Punkt anbelangt, so muss man zwischen Produktpiraterie und Me-Too-Produkten unterscheiden. Me-Too-Produkte sind legal und teil des Wettbewerbs und hier kommt es in der Tat zum Tragen, dass so manche Markenware stark überteuert ist.
Produktpiraterie hingegen ist eine ganz andere Kategorie, denn hierbei wird Ramsch als Markenware zu deren Preis verkauft und der Kunde vorsätzlich getäuscht. Wenn du dir eine Miele Geschirrspüler made in Germany kaufst, dann kannst du auch erwarten, dass du einen solchen beim Händerl bekommst und nicht einen Made in China Schrott, der falsch etikettiert ist. Das ist einerseits Betrug am Kunden und stellt den vermeindlichen Hersteller vor große Probleme.
und wenn es um kopieren und klauen geht, wen interessiert es, dass die industrienationen jährlich tausende von patenten eintragen lassen, die sie z.b. aus der natur von entwicklungsländern geklaut haben? hat europa je einen cent für die nutzung von kartoffeln, tomate, mais, paprika, bohnen, kürbis, gurken usw. gezahlt? wenn aber die eigene bequemlichkeit unter druck kommt, dann werden sofort gesetze, unterlassungen, aktionen gefordert.
Bei Patenten gilt "wer zuerst kommt malt zuerst". Jeder darf Patente anmelden, man muss nur der Erste sein. Auf Tomaten, Kartoffeln & Co. gibt es übrigens keine Patente, weil sowas nicht patentierbar ist. Patente dienen dem Schutz des
geistigen Eigentums - Gemüse hat aber niemand erfunden, demnach ist es nicht patentierbar.
Das Patentwesen ist ein wichtiger Faktor für alle, die F&E betreiben und nur so wird sichergestellt, dass es hier zu weiteren Innovationen kommt. Es gibt zwar durchaus auch kritische Stimmen dagegen (z.B. von der vertrottelten Piratenpartei), aber die sind klar in der Minderheit und wissen im Regelfall nicht, wovon sie reden.
das verhalten der chinesen mag nicht fair sein, aber nichts anderes haben sie aus dem verhalten der „westlichen“ welt gelernt und das sie dieses wissen anwenden ist durchaus klug. das in "unserer" wirtschaft nicht geklaut und kopiert wird ist auch falsch. vielleicht sind die anwälte besser und das vorgehen dezenter, aber alles was halbwegs erfolgreich ist, wird von anderen unternehmen kopiert, aufgrund der nachfrage.
Natürlich wird auch bei uns kopiert und geklaut, aber das reine kopieren ist eben illegal und wird rechtlich verfolgt.
und das nur nebenbei, weil hier öfters gelesen, wer die chinesische kultur als rückständig bezeichnet, sollte noch mal zurück auf start gehen und sich damit auseinandersetzen was „kultur“ wohl für eine bedeutung haben mag.
Habe ich nicht behauptet.