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    Vielen Dank

Das Petitionssystem des Deutschen Bundestags

R

Ra-Tiel

Gast
Eine sehr interessante Meldung die ich gerade auf Heise gefunden hab:

Online-Petitionssystem des Bundestags mit Ausfällen

Wieder mal zeigt sich, wieviel Ahnung die Entscheidungsträger in unserer Regierung von moderner Kommunikation haben. Natürlich muss man der Fairness halber den Verantwortlichen zugestehen, dass nicht jeder ein Informatiker sein kann. Aber dann muss es einfach entsprechende Ausschüsse und Fachbereichsverantwortliche geben die
a) Ahnung haben und
b) auf die man dann auch hört.

Ereignisse wie das was gerade mit dem Petitionssystem läuft dürften bei einer Regierungseinrichtung eigentlich nicht vorkommen. Wenn man einigen Beiträgen die im Heise-Forum verlinkt worden sind glaubt, wurde die Durchführung des Aufbaus des Systems an den günstigsten Anbieter vergeben, der dann - unter Nichteinhaltung des Lastenhefts - die Sache mit veralteter und unsicherer Technologie zusammengepfuscht hat.

Dieses System ist so genial, dass es nichtmal die Vorgaben des BSI oder das Telemediengesetz einzuhalten braucht. Dass es für Sehbehinderte nahezu unbedienbar ist und Barrierefreiheit ein Fremdwort für die "Entwickler" zu sein scheint erscheint da gleich gar nicht mal so schlimm. Auch dass es über eine Woche gedauert hat, bis der Anbieter eine kritische Sicherheitslücke gestopft hat überrascht jetzt glaub ich niemanden mehr.

Angesichts solcher gravierenden Mängel muss man sich doch wirklich die Frage stellen, in wie weit irgendjemand im Bundestag sich für das Projekt interessiert hat. Es kann doch nicht sein, dass niemandem diese Verstöße aufgefallen sind und dass niemand während der gesamten Entwicklungszeit die Fortschritte (oder eben das Fehlen selbiger) überprüft hat.

Wer noch etwas mehr Lachen (oder Weinen) möchte angesichts dieses Machwerks, dem sei der 2. oben verlinkte Eintrag im Perl-Blog empfohlen.

Manchmal frage ich mich wirklich, nach welchen Kriterien solche für eine funktionierende moderne Demokratie extrem wichtigen Entscheidungen eigentlich getroffen werden. Allem Anschein nach nur nach dem Kostenfaktor. Egal. Wir haben zwar kein funktionierendes Petitionssystem, aber Hauptsache es ist genug Geld da um Deutschland auch am Hindukusch zu verteidigen.

Mir stellt es alle Nackenhaare auf wenn ich daran denke, was diese Regierung sonst noch so in dem Bereich vorhat (Stichwort: DeMail & Bundestrojaner).
 
"Ein Sprecher des Petitionsausschusses erklärte heute Morgen gegenüber heise online, das System sei lediglich am Freitag für etwa zwei Stunden in die Knie gegangen."

Phhh, das sind Dinge, die bei jedem Unternehmen vorkommen oder vorkommen können.
Also da kann ich mir nun wirklich schlimmeres vorstellen und von etwas wie einem Skandal ist das weit entfernt.

Edith:
Ach ja, nicht unterschlagen werden soll natürlich dies hier aus dem Artikel:
"Nutzer berichteten aber auch am Wochenende von Problemen beim Abruf der Seiten und beim Mitzeichnen der Petition. Auch heute reagierte der Server zum Teil sehr langsam, kurz vor 15 Uhr lieferte er für mehrere Minuten keine Seiten mehr aus."

Machts aber auch nicht gerade schlimmer.
 
Sieh das mal aus Sicht eines Abgeordneten:

Am einfachsten machst du dir das Leben, wenn du einfach zu allem von der Fraktion Ja und Amen sagst. Jeder Brief, jede E-Mail, jede Anfrage von außerhalb, vom Volk, macht dir erstmal Arbeit.

Jetzt wird da auf Druck von unten ein System gebaut, mit dem noch einfacher Anliegen des Volks an Ausschüße im Bundestag herangetragen werden können, in denen man am Ende noch selbst Mitglied ist?
Na gut, wenn es der Wille des Volks ist. Aber dann will doch bitte ich mir nicht auch noch mehr Arbeit machen, indem ich mich auch noch für dieses "Werkzeug" interessiere, über das am Ende doch nur mehr Arbeit hereinkommt. Und schon gar nicht werde ich es bemerken, wenn ich aus dem System keine Mails mehr bekomme, weil es defekt ist. Überschüssige freie Zeit wäre mir ja eh noch nie aufgefallen.

Klar, von mir aus gesehen, von ganz unten in der demokratischen Hackordnung, ist ein solches Werkzeug wichtig und sollte für alle einfach benutzbar sein. Am besten unter bundestag.de und nicht wie vor einiger Zeit noch unter einer ausländischen Domain.

Aber weder haben wir die nötigen Druckmittel noch haben die aus der anderen Richtung die nötige Motivation, sich um diese Sache zu bemühen.
Ein Dilemma, wie ich meine.
 
es geht doch in dem artikel an sich nur um eine EINMALIGE serverüberlastung, oder? also, ob ne "bessere" firma für server gesorgt hätte, die mehr last vertragen? das wag ich mal zu bezweifeln. erst recht, wenn das schon seit 2005 in betrieb ist, wo man noch schwerer die nachfrage seitens der bürger einschäzten konnte. ich zB kannte das system noch nicht mal... :B

ich seh da jetzt nix besonders "schlimmes" an dieser panne. die frist wurde ja auch verlängert, so what? auch in deinem bürgeramt um die ecke gibt es mal engpässe und pannen, so ist das überall. viel viel schlimmer find ich solche dinge wie zB über monate verschleppte prozesse, nur weil die justiz überarbeitet is.


und der staat muss AFAIK bei solchen öffentlich ausgeschriebenen projekten den preiswertesten anbieter nehmen, der die in der ausschreibung verlangten kriterien erfüllt. dummerweise kann man grad in so einem fall die ausschreibung erst dann sauber formulieren, wenn diese von echten fachleuten gemacht wird... d.h. an sich müßte man erstmal ne ausschreibung machen, wer eine fachlich kompetente auschreibung machen kann... :B bei gebäuden, fahrzeugen usw. ist das viel einfacher zu formulieren, aber auch da kommt es dann immer wieder vor, dass zB bei jedem 10. dienstauto das radio versagt oder nach dem gebäudebau der feuerschutz nachgebessert werden usw.
 
skicu am 09.02.2009 22:36 schrieb:
Sieh das mal aus Sicht eines Abgeordneten:

Am einfachsten machst du dir das Leben, wenn du einfach zu allem von der Fraktion Ja und Amen sagst. Jeder Brief, jede E-Mail, jede Anfrage von außerhalb, vom Volk, macht dir erstmal Arbeit.

Jetzt wird da auf Druck von unten ein System gebaut, mit dem noch einfacher Anliegen des Volks an Ausschüße im Bundestag herangetragen werden können, in denen man am Ende noch selbst Mitglied ist?
Na gut, wenn es der Wille des Volks ist. Aber dann will doch bitte ich mir nicht auch noch mehr Arbeit machen, indem ich mich auch noch für dieses "Werkzeug" interessiere, über das am Ende doch nur mehr Arbeit hereinkommt. Und schon gar nicht werde ich es bemerken, wenn ich aus dem System keine Mails mehr bekomme, weil es defekt ist. Überschüssige freie Zeit wäre mir ja eh noch nie aufgefallen.

Klar, von mir aus gesehen, von ganz unten in der demokratischen Hackordnung, ist ein solches Werkzeug wichtig und sollte für alle einfach benutzbar sein. Am besten unter bundestag.de und nicht wie vor einiger Zeit noch unter einer ausländischen Domain.

Aber weder haben wir die nötigen Druckmittel noch haben die aus der anderen Richtung die nötige Motivation, sich um diese Sache zu bemühen.
Ein Dilemma, wie ich meine.

Man man man, halten wir uns doch zunächst mal an die Fakten.
Solche Aufträge werden natürlich ausser Haus vergeben, die Beauftragte Firma war scheinbar nicht 100% zuverlässig, fertig.
Wieso gleich eine mittelschwere Verschwörung konstruieren?
Jetzt auch noch aufzuzählen, dass der durchschnittliche Abgeordnete mehr arbeitet als geschätzte 95% der user hier würde wahrscheinlich nichts bringen, oder?
 
Ra-Tiel am 09.02.2009 22:03 schrieb:
Aber dann muss es einfach entsprechende Ausschüsse und Fachbereichsverantwortliche geben die
a) Ahnung haben und
b) auf die man dann auch hört.
:-D
da fällt mir grad ein Zivi ein der unsere Bundewehr befehligt hat :B
 
Ra-Tiel am 09.02.2009 22:03 schrieb:
Ereignisse wie das was gerade mit dem Petitionssystem läuft dürften bei einer Regierungseinrichtung eigentlich nicht vorkommen.
Warum?

Wenn das System bei einer außerordentlichen und überdurchschnittliche Belastung kurzzeitig in die Knie geht, zeigt das dass es richtig dimensioniert wurde. Um das zu verhindern hätte man es nämlich um einiges leistungsfähiger als eigentlich (zu 99% der Zeit) nötig gestalten müssen, und dann hätte bestimmt irgendwer laut "Steuerverschwendung" geschrieen. ;)


Ich kenn das vom Studium - wenn 500 Studenten gleichzeitig auf eine Anmeldung o.ä. zugreifen wollen (bevorzugt ohne dass der zuständige Administrator gewarnt wurde), werden auch sonst sehr zuverlässige Server unerreichbar. Und dass in meinem RZ nur inkompetente Versager arbeiten glaube ich nicht.


Es kann natürlich sein, dass die Petitionsplattform nicht optimal oder sogar schlecht umgesetzt ist, aber das Ganze an einem einzigen Ausfall festzumachen halte ich für falsch.


edit: Hab gerade nachgeschaut: Die besagte Petition hat atm 21541 Unterzeichner, die Petition mit den zweitmeisten Unterschriften lediglich 2859.

750 Prozent der üblichen Belastung, das muss kein Server wegstecken können.
 
SCUX am 09.02.2009 22:43 schrieb:
Ra-Tiel am 09.02.2009 22:03 schrieb:
Aber dann muss es einfach entsprechende Ausschüsse und Fachbereichsverantwortliche geben die
a) Ahnung haben und
b) auf die man dann auch hört.
:-D
da fällt mir grad ein Zivi ein der unsere Bundewehr befehligt hat :B
Ich komm da jetzt gar nicht mit wo denn da jetzt so das Problem sein soll, wenn da mal ein Server in die Knie geht? Kann ja mal passieren????
 
Freaky22 am 09.02.2009 22:52 schrieb:
SCUX am 09.02.2009 22:43 schrieb:
Ra-Tiel am 09.02.2009 22:03 schrieb:
Aber dann muss es einfach entsprechende Ausschüsse und Fachbereichsverantwortliche geben die
a) Ahnung haben und
b) auf die man dann auch hört.
:-D
da fällt mir grad ein Zivi ein der unsere Bundewehr befehligt hat :B
Ich komm da jetzt gar nicht mit wo denn da jetzt so das Problem sein soll, wenn da mal ein Server in die Knie geht? Kann ja mal passieren????
:-o
meinst er hat auch zu Mac gewechselt weil der Microsoft-Server zusammengebrochen ist bei der letzten Win7Beta Freigabe %)
 
SCUX am 09.02.2009 22:59 schrieb:
Freaky22 am 09.02.2009 22:52 schrieb:
SCUX am 09.02.2009 22:43 schrieb:
Ra-Tiel am 09.02.2009 22:03 schrieb:
Aber dann muss es einfach entsprechende Ausschüsse und Fachbereichsverantwortliche geben die
a) Ahnung haben und
b) auf die man dann auch hört.
:-D
da fällt mir grad ein Zivi ein der unsere Bundewehr befehligt hat :B
Ich komm da jetzt gar nicht mit wo denn da jetzt so das Problem sein soll, wenn da mal ein Server in die Knie geht? Kann ja mal passieren????
:-o
meinst er hat auch zu Mac gewechselt weil der Microsoft-Server zusammengebrochen ist bei der letzten Win7Beta Freigabe %)
Möglich ja xD


Ne aber ernsthaft, das da mal ein System in die Knie geht bei einer unüblichen Auslastung kann doch mal passieren. Aus dem Artikel lässt sich nicht entnehmen dass das früher Dauerhaft aufgetrteten ist. Die Sache mit den Sicherheitslecks wiegt dann doch schon schwerer. Aber damit haben die Bundestagsabgeordneten auch nichts mit zu tun. Das fällt ja in erster Linie in den Aufgabenbereich der Bundestagsverwaltung/amts. Das arbeitet ja autonom von den Abgeordneten. Das Behörden es mit Datenschutz und Sicherheit nicht so ernst nehmen ist aber leider uach hinlänglich bekannt. Jedenfalls muss man da dann schon entgegen wirken. Das BSI hingegen werde ich nie ernstnehmen in Sachen Datensicherheit ^
 
Freaky22 am 09.02.2009 23:17 schrieb:
Die Sache mit den Sicherheitslecks wiegt dann doch schon schwerer. Aber damit haben die Bundestagsabgeordneten auch nichts mit zu tun. Das fällt ja in erster Linie in den Aufgabenbereich der Bundestagsverwaltung/amts. Das arbeitet ja autonom von den Abgeordneten. Das Behörden es mit Datenschutz und Sicherheit nicht so ernst nehmen ist aber leider uach hinlänglich bekannt. Jedenfalls muss man da dann schon entgegen wirken. Das BSI hingegen werde ich nie ernstnehmen in Sachen Datensicherheit ^

klar, ich mein sicherlich ist es ein Generationsproblem, Ra hat schon relativ recht wenn er damit ausdrücken will das die Politik keine Ahnung hat von neuen Medien (falls er das sagen wollte %) ) , aber mehr als Menschen damit beauftragen die sich da auskennen kann der Staat halt nicht.....
und die bösen Hacker mit Millionen auf die Seite des Staates holen is halt auch nicht so einfach....

Das Grundproblem ist einfach das Menschen die richtig viel Ahnung haben, und gut sind in dem was Sie machen, meist gegen und nicht für den Staat arbeiten....
das geht beim Anwalt<--->Staatsanwalt los, geht über Finanzbeamter<---->Steuerberater weiter, und endet mit Politik<---->freieMarktwirtschaft......

kurz um;
wenn Menschen mit einer AntiHaltung gegen den Staat und ner gewissen Art von professionellen Paranoia (wie zB RaTiel ;) ) sich dazu entschließen würden unseren Staat zu verbessern statt ihm permanent zu verteufeln, hätten die die Hilfe brauchen entsprechende Partner, und es würde schneller vorran gehn =)

das kann man doof finden....ändert aber nichts daran :]
 
SCUX am 09.02.2009 23:56 schrieb:
Freaky22 am 09.02.2009 23:17 schrieb:
Die Sache mit den Sicherheitslecks wiegt dann doch schon schwerer. Aber damit haben die Bundestagsabgeordneten auch nichts mit zu tun. Das fällt ja in erster Linie in den Aufgabenbereich der Bundestagsverwaltung/amts. Das arbeitet ja autonom von den Abgeordneten. Das Behörden es mit Datenschutz und Sicherheit nicht so ernst nehmen ist aber leider uach hinlänglich bekannt. Jedenfalls muss man da dann schon entgegen wirken. Das BSI hingegen werde ich nie ernstnehmen in Sachen Datensicherheit ^

klar, ich mein sicherlich ist es ein Generationsproblem, Ra hat schon relativ recht wenn er damit ausdrücken will das die Politik keine Ahnung hat von neuen Medien (falls er das sagen wollte %) ) , aber mehr als Menschen damit beauftragen die sich da auskennen kann der Staat halt nicht.....
und die bösen Hacker mit Millionen auf die Seite des Staates holen is halt auch nicht so einfach....

Das Grundproblem ist einfach das Menschen die richtig viel Ahnung haben, und gut sind in dem was Sie machen, meist gegen und nicht für den Staat arbeiten....
das geht beim Anwalt<--->Staatsanwalt los, geht über Finanzbeamter<---->Steuerberater weiter, und endet mit Politik<---->freieMarktwirtschaft......

kurz um;
wenn Menschen mit einer AntiHaltung gegen den Staat und ner gewissen Art von professionellen Paranoia (wie zB RaTiel ;) ) sich dazu entschließen würden unseren Staat zu verbessern statt ihm permanent zu verteufeln, hätten die die Hilfe brauchen entsprechende Partner, und es würde schneller vorran gehn =)

das kann man doof finden....ändert aber nichts daran :]

Hmm keine ob Ahnung das ein Generationsproblem sein soll wenn ein Server die Grätsche macht oder nicht alles im Internet bzw in den neuen Medien stattfindet. Da stellt sich ja die Frage ob wir das brauchen ;)
 
Boesor am 09.02.2009 22:42 schrieb:
Man man man, halten wir uns doch zunächst mal an die Fakten.
Solche Aufträge werden natürlich ausser Haus vergeben, die Beauftragte Firma war scheinbar nicht 100% zuverlässig, fertig.

Natürlich. Und jedes outgesourcte Projekt muss von geeignetem Fachpersonal von Seiten des Auftraggebers überwacht werden. Eine der wichtigsten Regeln, die jede privatwirtschaftliche Klitsche mit 15 Angestellten berücksichtigt.

Wieso gleich eine mittelschwere Verschwörung konstruieren?

Das ist eher ein Problem, für das man eine Lösung finden kann. Keine Verschwörung. Da steckt ja keine Gruppe dahinter, die diese Plattform bewusst manipuliert. :B

Jetzt auch noch aufzuzählen, dass der durchschnittliche Abgeordnete mehr arbeitet als geschätzte 95% der user hier würde wahrscheinlich nichts bringen, oder?

Hat ja keiner was anderes behauptet. Aber ich behaupte: Gerade angesichts der bestehenden Arbeitsbelastung reißt sich kein Abgeordneter darum, irgendeine Initiative für eine Petitionsplattform zu starten. Es gibt Leute, die bereits dafür zuständig sind, diese Plattform am Laufen zu halten, bzw auch weiterzuentwickeln.

Was mich zum nächsten bringt:

bsekranker am 09.02.2009 22:50 schrieb:
Wenn das System bei einer außerordentlichen und überdurchschnittliche Belastung kurzzeitig in die Knie geht, zeigt das dass es richtig dimensioniert wurde. Um das zu verhindern hätte man es nämlich um einiges leistungsfähiger als eigentlich (zu 99% der Zeit) nötig gestalten müssen, und dann hätte bestimmt irgendwer laut "Steuerverschwendung" geschrieen. ;)

Es kann natürlich sein, dass die Petitionsplattform nicht optimal oder sogar schlecht umgesetzt ist, aber das Ganze an einem einzigen Ausfall festzumachen halte ich für falsch.

edit: Hab gerade nachgeschaut: Die besagte Petition hat atm 21541 Unterzeichner, die Petition mit den zweitmeisten Unterschriften lediglich 2859.

750 Prozent der üblichen Belastung, das muss kein Server wegstecken können.

Ich kann das alles jetzt natürlich auch nur an Zahlen von heise Artikel und Petitionswebseite festmachen, aber...

Auf der alten Plattform, auf Grundlage derer das neue System ja wohl gebaut wurde, hatte als größte Petition eine mit 128.000 Unterzeichnungen. Das aufgeteilt auf den Petitionszeitraum, inaktive Zeiten (nachts) herausgerechnet, plus erwartetes Wachstum der Plattform und wachsende demokratische direkte Beteiligung plus einen Puffer ergibt mal eine erste Zahl, anhand derer man ein System bemessen kann.

Ich weiß nicht genau, aber ich hab das Gefühl, dass eine Petition mit bisher über 21.000 Unterschriften am Ende des Petitionszeitraums diese vorher sehr leicht zu berechnende Auslastung nicht annähernd übersteigt.

Selbst wenn man massiv sparen wollte, hätte man den Puffer wegnehmen können und weniger Wachstum einrechnen können. Aber zumindest die alte maximale Auslastung muss man doch als Obergrenze hernehmen. Und auf die Idee, einen Belastungstest ins Pflichtenheft zu schreiben, sollte auch ein weniger talentierter Informatiker kommen.

Ja, ich unterstelle damit dem für das System verantwortlichen IT-Personal in unserer Bundesverwaltung Inkompetenz. Und zwar genau so lange, bis eine bessere Begründung für den Ausfall als "Überlastung" geliefert wird.

edit: Sollte man vielleicht noch erwähnen: Dass das kein zweistündiger Ausfall war und alles war wieder gut, habe ich eben daran gemerkt, dass ich die Petition eben selbst unterzeichnen wollte und inkl Anmeldung ohne "auf die Bestätigungsmail warten" ca 40 Minuten gebraucht habe, weil der Server zwischendurch immer wieder nicht antwortete.

Und dass eine der Gegenmaßnahmen der Überlastung daraus besteht, die angezeigte Liste der Unterzeichner auf die letzten 100 Unterzeichner zu beschränken, zeigt mir, dass der zuständige Programmierer wirklich keine Ahnung hat. Dann teile ich die Liste eben auf mehrere Seiten auf und hole nicht jedes Mal alle Daten aus der Datenbank, sondern nur die zur Anzeige benötigten.
Und auf die Idee kommt man nicht, nachdem eine massive Überlastung im Live Betrieb stattgefunden hat, sondern zwei Minuten nachdem ich angefangen hab, drüber nachzudenken, wie ich diese Liste anzeigen lasse.
 
skicu am 10.02.2009 00:33 schrieb:
Auf der alten Plattform, auf Grundlage derer das neue System ja wohl gebaut wurde, hatte als größte Petition eine mit 128.000 Unterzeichnungen.
OK, das wusste ich nicht. Ich dachte da wären nie mehr als ein paar Hundert Unterschriften zusammengekommen.


Hab mir mittlerweile den ganzen Artikel des Perl-Blogs durchgelesen. Wenn das alles stimmen sollte wäre es echt ziemlich peinlich.

Peinlich, mehr aber auch nicht. Pannen geschehen nun mal, außerdem ist ja nicht wirklich ein Schaden entstanden, abgesehen vom dem am Image. ;)
 
Freaky22 am 09.02.2009 22:52 schrieb:
Ich komm da jetzt gar nicht mit wo denn da jetzt so das Problem sein soll, wenn da mal ein Server in die Knie geht? Kann ja mal passieren????
Das Problem ist nicht, dass der Server in die Knie geht, sondern dass der Server in die Knie geht weil der Anbieter vom Bundestag völlig unkontrolliert gepfuscht hat:
* Zu langsame Server (die bei ~200 Zugriffen pro Minute - was 3-4 Zugriffen pro Sekunde entspricht - die Grätsche machen)?
* Keine Transaktionssicherheit in der Datenbank?
* Verwendung eines für den privaten Bereich gedachten Forensystems?
* PHP-Gefrickel der übelsten Sorte (keine Namespaces, für Standardfunktionen eigene Module programmiert, massig globale Variablen, keine Templates sondern Styleinformationen im Quellcode hardcoded, etc.)?
* Fest vorgegebene Benutzernamen ("Nutzer19761" usw.)?
* Bilder von Rap- und Popstars (!) als Avatare?
* Kritische Sicherheitslücke über eine Woche lang ungepatcht?

Gerade die fehlende Transaktionssicherheit ist in meinen Augen untragbar. Es darf einfach nicht sein, dass bei so einem System Stimmen verloren gehen können. Was passiert, wenn durch Überlastung des Servers eine Stimmabgabe von Benutzer X für Petition Y registriert wird, diese Stimme aber niemals in der Tabelle von Petition Y ankommt? Der Benutzer könnte nicht nochmal abstimmen selbst wenn er den Fehler entdecken könnte. Ausfallsicherheit und Datenintegrität sollten in solch einem Anwendungsfall doch eindeutig Vorrang vor einem minimalen (und oft nur eingebildeten) Performancegewinn haben.

Und das will im gesamten Projektverlauf wirklich kein Verantwortlicher des Bundestags mitbekommen haben? Irgendwie schwer vorzustellen. Aber auf jeden Fall sehr interessant, mit welcher Sorgfalt mit Steuergeldern umgegangen wird. "Das Geld anderer Leute", und so weiter.

Noch interessanter finde ich allerdings, dass das Projekt in diesem Zustand abgenommen wurde, obwohl einige der zentralen Punkte des Lastenhefts nicht erfüllt worden sind:
* Einhaltung der Vorgaben des BSI
* ausreichenden Kapazitäten um das System für die gesamte Bevölkerung nutzbar zu machen (natürlich nicht gleichzeitig, aber das System sollte schon ein paar Millionen Nutzer verkraften können)
* einfache Konfiguration und Erweiterbarkeit
* Barrierefreiheit
* klare und logische Benutzerführung
* Threaded-Anzeige von Diskussionen

Bei solchen gravierenden Mängeln würde kein Projekt in der freien Wirtschaft abgenommen werden weil das ein riesiger Berg von unüberschaubaren Folgekosten ist welche nötig wären um den Soll-Zustand herzustellen. Jeder Kunde würde auf einer Nachbesserung bestehen oder sogar den Anbieter wechseln. Aber beim Staat wird es wohl mit der Qualität der abgelieferten Arbeit nicht so genau genommen.

Sehr lustig ist übrigens auch die Tatsache, dass auf Grund der Lizenz des Forensystems der Hersteller von eben diesem jetzt eine permanente unwiderrufliche Lizenz hat, sämtliche Änderungen die der Anbieter vorgenommen hat in zukünftigen Produkten selbst zu verwenden. ^^"

Wie schon im ersten Posting erwähnt, ich harre der Dinge (und dem Pfusch) die mit der DeMail über Deutschland hereinbrechen werden. Ich bin schon gespannt darauf, wann Nutzungsprotokolle, Passwörter (bzw. die entsprechenden Hashtabellen), oder sogar private Schlüssel für das DeMail-System bei der Telekom "verloren" gehen...
 
Ra-Tiel am 10.02.2009 08:08 schrieb:
Freaky22 am 09.02.2009 22:52 schrieb:
Ich komm da jetzt gar nicht mit wo denn da jetzt so das Problem sein soll, wenn da mal ein Server in die Knie geht? Kann ja mal passieren????
Das Problem ist nicht, dass der Server in die Knie geht, sondern dass der Server in die Knie geht weil der Anbieter vom Bundestag völlig unkontrolliert gepfuscht hat:
* Zu langsame Server (die bei ~200 Zugriffen pro Minute - was 3-4 Zugriffen pro Sekunde entspricht - die Grätsche machen)?
naja, du kannst mit sicherheit davon ausgehen, dass der auftraggeber, also der staat, eine schätzung der maximalen auslastung abgegeben hat, und da waren ganz einfach viel weniger geplant. wie soll denn eine firma von sich aus einschätzen können, ob bei ner typischen petition 20.000 oder 2Mio innerhalb von 1 woche mitmachen wollen? und selbst für 2Mio reichen 200 zugriffe pro minute völlig aus, wenn die petition zB 2 wocchen online ist, wenn sie länger online ist erst recht. da gaub ich nicht, dass ne professionellere firma das besser gemacht hätte.


* Fest vorgegebene Benutzernamen ("Nutzer19761" usw.)?
wo ist da das problem? find ich sogar schlau, da sich dann nicht extra einer darum kümmern muss, ggf. anstößige oder gar radikale/politische namen ausschau zu halten, die sich user aneignen. stell dir mal den skandal vor, wenn da user "jewkiller88" oder so hießen...


* Bilder von Rap- und Popstars (!) als Avatare?
LOL wie jetzt? wurden die automatisch den usern zugewiesen? :-D das is echt ein witz



klar ist, dass dieses system anscheinend nicht wirklich professionell gemacht ist. aber so was passiert leider mit vielen dingen, die die öffentliche hand in auftrag gibt, da der bundestag selbst nunmal keine fachleute für alle bereiche hat und angeweisen ist, preiswerte angebote zu wählen.

DIESER fall hier fällt halt nur für internetuser besonders auf, da es eben um eine website/online-service geht, daher verbreitet sich der fauxpas natürlich besonders schnell... aber was meinst du, was für zahlreiche ähniche fälle es bei anderen dingen im "offline"-leben des staates gibt, dagegen sind die petitions-hindernisse ein klacks.
 
Herbboy am 10.02.2009 12:37 schrieb:
naja, du kannst mit sicherheit davon ausgehen, dass der auftraggeber, also der staat, eine schätzung der maximalen auslastung abgegeben hat, und da waren ganz einfach viel weniger geplant. wie soll denn eine firma von sich aus einschätzen können, ob bei ner typischen petition 20.000 oder 2Mio innerhalb von 1 woche mitmachen wollen? und selbst für 2Mio reichen 200 zugriffe pro minute völlig aus, wenn die petition zB 2 wocchen online ist, wenn sie länger online ist erst recht. da gaub ich nicht, dass ne professionellere firma das besser gemacht hätte.

Hab ich schon weiter oben geschrieben: pure Inkompetenz seitens der Bundesregierung. Vielleicht sollte man das Pflichtenheft einen studierten Informatiker schreiben lassen, der in seinem Lebenslauf auch schon mehrere Jahre Projektleitung stehen hat - und nicht den Neffen des Chefs, der eben seine Informatikkaufmannsausbildung beendet hat.

klar ist, dass dieses system anscheinend nicht wirklich professionell gemacht ist. aber so was passiert leider mit vielen dingen, die die öffentliche hand in auftrag gibt, da der bundestag selbst nunmal keine fachleute für alle bereiche hat und angeweisen ist, preiswerte angebote zu wählen.
Dass sich in den Berliner Regierungsgebäuden kein Informatiker rumtreibt vermute ich schon lange. Ist aber ja zum Glück auch nicht nötig, das Informationszeitalter ist ja noch Äonen weit weg. :)
 
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