Du hast ja im Groben Recht und ich verstehe, was du ausdrücken willst, allerdings tust du dies unter der Bedingung der emotionslosen Betrachtung. Und genau DAS sollte nie außer acht gelassen werden, da dies das Individuum ausmacht. Es muss erlaubt sein, bestimmte Kreise (unabhängig der Religion) nicht zu mögen und daher zu meiden. Und wenn es eben bestimmte Religionen sind, dann sollte das auch akzeptiert werden.
Edit: Zu deinem letzten auf mich bezogenen Post:
Ich habe nie von völliger Aufgabe der eigenen Identität gesprochen, sondern von der Akzeptanz der jeweils vorherrschenden Kultur. Warum werden in diversen Ländern Europäer verknackt, weil sie sich nicht an die religösen Vorgaben halten und bei uns wird alles geduldet. Das ist doch das, was viele ärgert und zu solchen Spannungen führt. Ich äußere nur das, was viele hier denken und auch andeuten in klar verständlichen Worten. Und mit der NPD habe ich nichts am Hut, glaub mir. Das sind ebenso dümmliche Rückschlüsse wie der, dass alle Muslime Terroristen sind...das habe ich z.B. nie behauptet.
Zunächst einmal ist diese Idee mit den Kulturkreisen (bist du Ethnologe?) eine Illusion, bestenfalls ein Modell, das zu Erklärungszwecken herangezogen wird, um irgendwelche Schnittmengen oder Merkmale aufzuzeigen. Mit der Realität hat das nichts zu tun, auch wenn hier immer wieder davon gesprochen wird. Denn die Schnittmengen verändern sich sukzessive und nicht schlagartig, sodass eine klare Abgrenzung prinzipiell nicht möglich ist: wo setzt man letztendlich an?
Das Hauptargument für die “Inkompatibilität der Kulturen“ sind immer wieder die Wurzeln der jeweiligen Gesellschaft; also bei uns die christlich-abendländische Wurzel. Das „christlich“ dürfte laut der Menge an bekennenden Atheisten und Religionsverächtern hier keine Rolle spielen, also was bleibt übrig? Abendländisch? Scheint eine unklare Bestimmung zu sein, der Begriff entstammt dem Mittelalter, wo die Welt angeblich noch flach und Gott zornig war. Abende kennen Muslime auch, und der Begriff „Land“ scheint auch nicht fremd zu sein.
Ob Emotionen in einer Diskussion gut oder schlecht sind, sei dahingestellt; meines Erachtens nach sollte man negative Emotionen bezüglich anderen Menschen meiden, erst recht in sozialen Konstellationen. Psychologisch betrachtet entstehen die meisten negativen Emotionen aus Angst und Unsicherheit – wovor?
Und was andere Länder tun oder auch nicht tun, sollte nicht unser Vorbild sein. Das ist unser Land mit unserer Geschichte und unserer Verantwortung. Wir sind unglaublich stolz auf unsere kulturellen Errungenschaften und Leistungen, wir haben eine stabile demokratische und freiheitliche Staatsform. Aber mit Freiheit kommt auch Verantwortung. Und nein, wir können es uns nicht leisten, zu glauben, wir wären „zu tolerant“ oder „zu freiheitlich“ oder „zu demokratisch“ – denn jede Einschränkung ist ein Schlag ins Gesicht derer, die für diese Ideen gestorben sind, eingesperrt oder verjagt wurden und sich dafür geopfert haben.
Wir sind eine Generation ohne Krieg, ohne Repression, ohne Hunger, ohne Angst, und wir wollen wirklich darüber nachdenken, wie wir weniger tolerant werden könnten?
Klar gibt es Feinde der Freiheit und der Demokratie in unserem Land, und die müssen bekämpft werden, aber nicht indem wir auf unsere Errungenschaften verzichten.
War das deutlich genug?