Hades-54 am 18.06.2004 11:16 schrieb:
Tja, das mit dem Jugendschutz ist so eine Sache. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass ICH entscheide, was mein Nachwuchs ( wenn er denn da ist ) spielt, liest oder welches TV-Programm er schaut. Wenn ich der Meinung bin, dass mir die Schlümpfe zu brutal sind, dann unterbinde ich das Punkt. Wenn ich entscheide, dass es okay ist einen Film zu schauen, für den die Altersfreigabe höher liegt, dann schaue ich den Film mit dem Nachwuchs. Da lasse ich mir nicht reinreden, die Erziehungsaufgabe liegt bei mir, nicht bei der staatl. Legislative. Und da liegt das Problem:
Viele Eltern interessiert es eben einfach einen Dreck, was ihre Kinder im Fernsehen sehen bzw. auf dem Computer spielen oder sie haben einfach keine Lust, sich damit ( und mit ihrern Kindern ) auseinander zu setzen.
Hauptsache Sprößling ist beschäftigt und ich habe meine Ruhe. Da viele Eltern ihren Ehrziehungsauftrag nicht ernst genug nehmen oder einen verantwortungslosen Maßstab anlegen ist doch klar, dass der Gesetzgeber interveniert. Was eigentlich auch gut ist ( normalerweise wirft man ihm doch das Gegenteil vor ). Mich erinnert das ganze an die Geschichte mit der Landeshundverordnung. Guter Ansatz, kurzsichtige Umsetzung. Handlungsbedarf war ohne Frage gegeben, aber aufgrund des immensen öffentlichen Druckes gings voll in die Hose. An die langfristigen Folgen der LHV will ich gar nicht denken. Wie heißt es noch: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten.
Erfurt ist quasi unser Hamburg. Wir brauchen uns nicht darüber zu streiten, dass die momentane Situation weder was ändert noch erfreulich ist, aber mit dem erhobenen Mittelfinger erreichen wir gar nix. So einfach wie es viele Leute sehen ( Kontrollinstanz einfach weg ) ist es nunmal nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach müssen die Eltern die Verantwortung übernehmen, aber was ist mit den faulen Eiern, die einfach alles laufen lassen?
Ich fänd´s aber schade, wenn die Entwickler sich einschränken würden. Die sollen bei der Entwicklung gar nicht an eine mögliche Indizierung denken, sondern die Games so machen wie sie bzw. wir die haben wollen ( sonst können sie es von Anfang an lassen ).
wie wahr, wie wahr!
Die Möglichkeit zur Indizierung sollte IMHO abgeschafft werden. Sie ist spätestens seit der verbindlichen Vergabe von Alterskennzeichnungen auch bei Computer- und Videospielen schlicht überflüssig, ungefähr so wie das "passive" Abseits beim Fußball (absolut blödsinnige Regelung).
Die Eltern in die Verantwortung zu nehmen ist leicht gesagt, dass der staatliche Einfluss eben erst anfängt, wenn das Jugendamt auf besonders schwerwiegende Probleme bei Kindern oder Jugendlichen aufmerksam gemacht wird. Die Schulen und Kindergärten jedenfalls können diese Aufgabe nur in geringem Maße übernehmen.
Davon abgesehen, was schürt denn Gewaltpotential (was ja wohl erst mal überhaupt in einem solchen Maße vorhanden sein muß, um z.B. sowas zu machen wie Steinhäuser in Erfurt), sind es Computerspiele, sind es brutale Filme, sind es Politiker die sich auf Kosten der Steuerzahler einen schönen Lenz machen (wenn auch nicht alle), sind es Lehrer, die Noten nach Sympathie verteilen, anstatt nach Leistung, sind es Schüler die einen anderen ständig hänseln, bis dieser austickt, sind es die Nachrichten in denen 3 an einer Brücke aufgehängte Menschen zeigt, oder wieder eine Geisel im Irak, die um ihr Leben betteln muss...
Kriege, Gewalt von und Gewalt gegen Menschen hat es jedenfalls immer gegeben, ob nun vor 10, 50, 100 oder 200 Jahren. Folglich es wohl kaum an Computerspielen liegen (oder nur in Einzelfällen).
Tja, in den Achzigern war es VHS, dann wurden es Computerspiele, vielleicht ist es schon bald etwas anderes, wer weiß.
Deshalb ist einfach der Jugendschutz in Deutschland ein Witz. Kaum machen sie mal was Sinnvolles, wie die Einführung der verbindlichen Alterskennzeichnung, wird dies verbunden mit der Tatsache, dass die USK keine Freigaben erteilen muss. Bestes Beispiel dafür, dass diese Praxis das aller letzte ist, ist Far Cry. Mit "Ragdoll-Effekt" gibts kein Sigel, ohne ja. Offen praktizierte "indirekte Zensur", und wir lassen uns das gefallen. Das Schlimmste ist, dass an dieser Art und Weise, das Ausweichen auf eine Importversion nichts ändert. Das ist das, wogegen wir uns wehren müssen.
Es muss in Deutschland möglich sein, ein Spiel wie GTA: San Andreas unzensiert in einer (sofern eben 'ne Lokalisation geplant ist) deutschen Version kaufen zu können, und nicht eine dank unbruachbarer Jugendschutzrichtlinien bzw. -gesetzen, die hier eben auch die Erwachsenen betreffen, was sie nicht sollten, verstümmelte Spielesoftware vorgesetzt zu bekommen.
*tiefeinatmen*
So, keine Lust mehr