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Woodstock
Gast
[Afghanistan] Schädel, Schändung, scheinheiligen Sche*sse
Hallo,
seit ein paar Tagen überstürzen sich ja die Ereignisse und das Political Correctness in diesem Lande kommt aus dem Entsetzen nicht mehr raus.
Deutsche Soldaten haben bei der Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch mit einem Schädel gespielt. Au weia.
Sicherlich ist es nicht pietätvoll, mit einem Schädel zu spielen. Speziell die Sache mit dem Penis und dem Schädel finde ich persönlich auch sehr geschmacklos.
Dennoch finde ich die Diskussion mehr als scheinheilig und imho darauf begründet, weil wir uns durch Tabuisierung von einem realistischen Umgang mit dem Tod so weit entfernt haben, dass ein abgeklärter Umgang mit solchen Themen nicht mehr möglich ist.
Hier mal ein paar Gedankenfetzen, die mir spontan bei diesem Thema durch den Kopf schießen und mit denen ich verdeutlichen will, wie mit dem Tod in unserem Land umgegangen ohne dass es die Mehrheit offensichtlich stört.
Vorher kurz zu dem Schädel in Afghanistan:
- Der Schädel lag in einer Art Kiesgrube - also kein Friedhof. Dort liegen seit langer Zeit viele Knochen. Afghanen nutzen die Grube, um Baumaterialien abzubauen. Offensichtlich ist noch nie einer darauf gekommen diese Knochen mal zu beerdigen. Die Toten sind es wohl nicht wert??? Insofern sollte sich erstmal keiner über den Vorfall an sich aufregen.
Deutschland:
- In vielen Museen liegen Moorleichen. D.h. ein Toter wurde aus dem Moor geholt, von Menschen in eine Vitrine gelegt und interessant positioniert. Ist ein Toter weniger Wert, wenn er ein paar tausend Jahre im Moor lag? Wieso werden die Moorleichen nicht beerdigt? Hätten sie doch verdient.
- Das gleiche gilt für die vielen Mumien in den Museen dieser Welt
- Totenschädel gibt es noch viel mehr in den Museen. Wenn man Archäologen kennt, dann weiss man, wie mit dem unzähligen Knochen und Schädeln in den MAgazinen umgegangen wird. Gestapelt, geschichtet, in Pappkartons verpackt. Sehr anschaulich fand ich die Situation, in der ein Museumsmitarbeiter auf der Suche nach einem bestimmten Schädel regelrecht über viele andere Skelette geklettert ist.
- Was Zivis und Krankenpfleger in Ausbildung mit Leichen schon alles gemacht haben, die sie eigentlich säubern und in die Aussegnungshalle hätten bringen sollten ... Wettrennen mit den Leichenbahren sind noch die harmlosen Dinge
- Immer wieder schön sich mit Menschen aus der Pathologie zu unterhalten
- Dann kenn ich noch die GEschichte von der 18-stündigen Transplantationsoperation, die dann doch fehlgeschlagen ist und ein Chirurg total erschöpft neben der Leiche eingeschlafen ist - und keinen hat's gestört.
- HAbt ihr euch schon mal mit REttungssanitätern unterhalten???
- Was machen eigentlich die Totengräber mit den alten Knochen wenn die Gräber auf dem Friedhof nach 50 Jahren aufgegeben werden und das Platz für einen neuen Kunden vorbereitet wird
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Fakt ist, dass in Streßsituationen Dinge kompensiert werden müssen, damit man einen klaren Kopf behält. Ein scheinbar pietätsloser Umgang mit dem Tod gehört dazu.
Unsere vollversorgten Politiker, die den Tod nur aus Krimisendungen im Fernsehen kennen, ist das offensichtlich nicht bewusst. Deswegen nun aber aus Political Correctness den nationalen Moralnotstand auszurufen, halte ich für absolut überzogen.
Die afghanische Regierung sollte mal schön den Mund halten. Der französische Dokumentarfilmer Christophe de Ponfilly hat in seinen Dokus über AFghanistan (Russlandkrieg und Bürgerkrieg) auch die dortigen Kämpfer intensiv beobachtet. Sehr beeindruckend, wenn man Kämpfer im Schützengraben sieht, die sich kindlich freuen, wenn sie die andere Seite niederschiessen (während des Bürgerkriegs). Von einem respektvollen Umgang mit dem getöteten Gegner konnte man nicht sprechen.
Ich will das überhaupt nicht bewerten. Aber wenn man von anderen moralisch korrektes Verhalten verlangt, dann muss man sicher sein, dass die eigene Seite diese Ansprüche erfüllt. Alles andere ist heuchlerisch.
Eure Meinung?
W.
-
Hallo,
seit ein paar Tagen überstürzen sich ja die Ereignisse und das Political Correctness in diesem Lande kommt aus dem Entsetzen nicht mehr raus.
Deutsche Soldaten haben bei der Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch mit einem Schädel gespielt. Au weia.
Sicherlich ist es nicht pietätvoll, mit einem Schädel zu spielen. Speziell die Sache mit dem Penis und dem Schädel finde ich persönlich auch sehr geschmacklos.
Dennoch finde ich die Diskussion mehr als scheinheilig und imho darauf begründet, weil wir uns durch Tabuisierung von einem realistischen Umgang mit dem Tod so weit entfernt haben, dass ein abgeklärter Umgang mit solchen Themen nicht mehr möglich ist.
Hier mal ein paar Gedankenfetzen, die mir spontan bei diesem Thema durch den Kopf schießen und mit denen ich verdeutlichen will, wie mit dem Tod in unserem Land umgegangen ohne dass es die Mehrheit offensichtlich stört.
Vorher kurz zu dem Schädel in Afghanistan:
- Der Schädel lag in einer Art Kiesgrube - also kein Friedhof. Dort liegen seit langer Zeit viele Knochen. Afghanen nutzen die Grube, um Baumaterialien abzubauen. Offensichtlich ist noch nie einer darauf gekommen diese Knochen mal zu beerdigen. Die Toten sind es wohl nicht wert??? Insofern sollte sich erstmal keiner über den Vorfall an sich aufregen.
Deutschland:
- In vielen Museen liegen Moorleichen. D.h. ein Toter wurde aus dem Moor geholt, von Menschen in eine Vitrine gelegt und interessant positioniert. Ist ein Toter weniger Wert, wenn er ein paar tausend Jahre im Moor lag? Wieso werden die Moorleichen nicht beerdigt? Hätten sie doch verdient.
- Das gleiche gilt für die vielen Mumien in den Museen dieser Welt
- Totenschädel gibt es noch viel mehr in den Museen. Wenn man Archäologen kennt, dann weiss man, wie mit dem unzähligen Knochen und Schädeln in den MAgazinen umgegangen wird. Gestapelt, geschichtet, in Pappkartons verpackt. Sehr anschaulich fand ich die Situation, in der ein Museumsmitarbeiter auf der Suche nach einem bestimmten Schädel regelrecht über viele andere Skelette geklettert ist.
- Was Zivis und Krankenpfleger in Ausbildung mit Leichen schon alles gemacht haben, die sie eigentlich säubern und in die Aussegnungshalle hätten bringen sollten ... Wettrennen mit den Leichenbahren sind noch die harmlosen Dinge
- Immer wieder schön sich mit Menschen aus der Pathologie zu unterhalten
- Dann kenn ich noch die GEschichte von der 18-stündigen Transplantationsoperation, die dann doch fehlgeschlagen ist und ein Chirurg total erschöpft neben der Leiche eingeschlafen ist - und keinen hat's gestört.
- HAbt ihr euch schon mal mit REttungssanitätern unterhalten???
- Was machen eigentlich die Totengräber mit den alten Knochen wenn die Gräber auf dem Friedhof nach 50 Jahren aufgegeben werden und das Platz für einen neuen Kunden vorbereitet wird
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Fakt ist, dass in Streßsituationen Dinge kompensiert werden müssen, damit man einen klaren Kopf behält. Ein scheinbar pietätsloser Umgang mit dem Tod gehört dazu.
Unsere vollversorgten Politiker, die den Tod nur aus Krimisendungen im Fernsehen kennen, ist das offensichtlich nicht bewusst. Deswegen nun aber aus Political Correctness den nationalen Moralnotstand auszurufen, halte ich für absolut überzogen.
Die afghanische Regierung sollte mal schön den Mund halten. Der französische Dokumentarfilmer Christophe de Ponfilly hat in seinen Dokus über AFghanistan (Russlandkrieg und Bürgerkrieg) auch die dortigen Kämpfer intensiv beobachtet. Sehr beeindruckend, wenn man Kämpfer im Schützengraben sieht, die sich kindlich freuen, wenn sie die andere Seite niederschiessen (während des Bürgerkriegs). Von einem respektvollen Umgang mit dem getöteten Gegner konnte man nicht sprechen.
Ich will das überhaupt nicht bewerten. Aber wenn man von anderen moralisch korrektes Verhalten verlangt, dann muss man sicher sein, dass die eigene Seite diese Ansprüche erfüllt. Alles andere ist heuchlerisch.
Eure Meinung?
W.
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