Tatsächlich wäre das doch mal eine gute Vorlage gewesen, an die sich TLOU2 hätte orientieren können, denn wirklichlich erklärt oder dargestellt werden Ellies Beweggründe nicht. Wobei man bei Eva ein Stück weit soweit relativieren muss, dass über Kriegsverbrecher des 2. Weltkriegs in aller Regel schon irgend ein Gericht eine Strafe ausgesprochen hatte, so dass der Gerechtigkeit an sich genüge getan wurde und lediglich ihr persönlicher Groll übrig blieb. Da fällt das Vergeben natürlich etwas leichter.
Gerechtigkeit ist nicht unbedingt immer mit Rechtsprechung gleichzusetzen. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass die gute Eva in manchen Momenten den Nationalsozialisten genau das angetan hätte, was man ihr angetan hätte. Was ja total verständlich wäre. Zu relativieren ist da nichts. Aber um nichts anderes ging es dabei ja: Darum, nicht mehr zu hassen. Weil Hass ein Gift ist.
Aber ja, das wäre eine hervorragende Vorlage gewesen.
Da stimme ich dir uneingeschränkt zu.
Achso, wenn die Logik nicht zur Debatte steht, dann erübrigt sich ja so einiges
Sorry, aber der Mensch handelt nun mal nicht immer logisch. Der Mensch ist vernunftbegabt, aber keine Maschine. Emotionen spielen eine äußerst wichtige Rolle. Ich handle auch nicht immer logisch oder rational.
Wenn man bedenkt, dass Abby eine jahrelange Mordlust hegt, weil ihr eine Person genommen wurde, die ihr nahe stand, fühlt es sich schon etwas unwirklich an, dass Abby keine negativen Gefühle für Ellie hegen soll, nachdem was sie alles mit vielen anderen nahestehenden Personen gemacht hat.
Besagte Person war ja auch ihr Vater. Zu dem hatte sie ja offensichtlich eine besonders enge Beziehung. Und ich hab auch nie gesagt, dass Abby keine negativen Gefühle für Ellie hegen würde.
Ja, sie war wütend. Aber letztlich war sie halt auch klug genug, um es bleiben zu lassen. Nicht zuletzt wegen Lev, der ja eingegriffen hat und als moralischer Kompass diente. Ansonsten hätte Abby Dina wohl gekillt. Natürlich hegte Abby spätestens nach dem Mord an ihren Freunden Wut und sicher auch Hass gegenüber Ellie. Aber ich denke, ihr war auch klar geworden, dass das alles nichts bringt. Die Aufforderung, dass Ellie ihr nicht mehr unter die Augen kommen sollte, kann man ja auch durchaus als klare Drohung verstehen. Ganz simpel gesagt: Sie hat kein Bock mehr auf den Scheiß, hätte aber kein Problem damit gehabt, Ellie noch mal zu vermöbeln, wenn sie ihr noch mal unter die Augen tritt.
Was Ellie im letzten Kapitel tut, ist ohnehin für sich genommen schon "bad writing", weil sie konsequent inkonsequent handelt. Daher würde ich mir eine Analyse, was Ellie am Ende des Spiels noch antreibt eher ersparen.
Ich finde Ellies Charakterentwicklung auch nicht besonders toll und stellenweise auch nicht besonders gelungen. Einige Elemente aus dem Spiel hätte man durchaus besser oder anders lösen können. Aber ich finde Ellies Handeln keinesfalls vollkommen unglaubwürdig.
Bei einem Spiel, dass einen dermaßen großen Shitstorm ausgelöst hat, hätte man entweder einen versöhnlicheren Flashback DLC anbieten können oder das Rest-Klientel mit einem extended Ending bedienen können, wo, wie du schon sagst, vielleicht noch mal irgendwas zu Abby oder so gezeigt wird.
Aber Ellie noch mal zu bringen, nachdem man ihre Figur über den 2. Teil mal so richtig schön zerstört hat, wäre irgendwie geschmacklos.
Ellies Story ist ja längst nicht vorbei. Wo Teil 1 sicher einen guten Abschluss fand, war Part 2 schon ein wenig offener und hatte bedeutend mehr Fortsetzungsköder zu bieten. Ich fänd es schon etwas inkonsequent, Abby und Ellie nicht noch mal in einem Spiel gemeinsam auftauchen zu lassen. Ob nun als unfreiwilliges Team oder abermals als Gegenspieler. Immerhin haben die beiden einander geprägt.