Und trotzdem würde ich dieses Faß heute nicht mehr aufmachen. Deutschland war der Aggressor und hat die Welt mit Krieg überzogen, sonst niemand! Natürlich darf man darüber diskutieren, ob die Bombardierung von Zivilisten ein Kriegsverbrechen darstellt, darüber wird ja unter Historikern auch lebhaft diskutiert, aber ganz ehrlich: Diesen Streit würde ich ausländischen Historikern überlassen. Die Alliierten waren verzweifelt und wollten diesen schrecklichen Krieg beenden, die Moral der Deutschen brechen. Das ist gelungen.
Was die Atombombenabwürfe über Japan angeht, bin ich übrigens nicht der Meinung, daß sie Kriegsverbrechen waren. Ich respektiere auch jede andere Meinung, aber man darf nicht vergessen, daß die Japaner ebenso fanatisch ihrem Tenno gefolgt sind wie die Deutschen ihrem Führer. Die Japaner haben unfaßbare Verbrechen im Pazifikraum verübt und waren ein ebenso gefährlicher Gegner wie die Deutschen. Gelegenheiten zur Kapitulation gab es genug, sie wurden alle nicht genutzt. Die Atombomben haben den II. Weltkrieg beendet, viele Leben ausgelöscht, aber auch andere Leben gerettet. Die Angelegenheit ist nicht so einfach zu beurteilen.
Geschichtsbewältigung bei den Amis? Ich war wie gesagt noch nie dort, habe aber beruflich hin und wieder mit Amis zu tun gehabt. Das waren dann natürlich eher die Gebildeten, die sich auch mal auf den Weg nach Europa machen. Ich glaube, die Amis sind ein gespaltenes Volk. Die eine städtische Hälfte ist gut gebildet, die andere ländliche Hälfte nicht. Die erste erkennt den Genozid an den Native Americans ("Indianer" ist ja nicht ganz p. c.) und beurteilt z. B. den Vietnamkrieg als illegitim. Und um mal mit einem anderen Vorurteil aufzuräumen: Die Amis, die ich so kennengelernt habe, hingen nicht ständig vor der Glotze, die haben im Gegenteil Bücher verschlungen wie die Verrückten.