Wer sich hinstellt und anderen erzählt, was das beste für die Gesellschaft sei, dürfte doch gut als Vorbild taugen, oder nicht?
Nein. Denn ich bin in keiner vergleichbaren Lage wie Bill Gates - ich will auch in gar keine kommen. Wenn ich - durch welche Umstände auch immer - in derselben Lage wäre und genauso handeln würde wie Bill Gates. Dann wäre ich natürlich auch ein Heuchler.
Wenn mir jemand nicht nur einmal erzählt, was in diesem Land schief läuft und mir dann noch erzählen möchte, wie bestimmte Gelder zu verwenden sind, dann möchte ich gerne wissen, auf was für einer Grundlage diese Person so argumentiert.
Auf Basis von rationalen Argumenten. Ich habe keine Ahnung, wie du auf die komische Idee kommst, dass man sich nur dann an einer Argumentation beteiligen dürfte, wenn man bestimmte gesellschaftliche Voraussetzungen erfüllt. Im Gegenteil, in einer Diskussion sollte eigentlich nur das bessere Argument zählen, völlig unabhängig vom eigenen Hintergrund. Das ist nur dann Heuchelei, wenn man selbst gegen die eigenen Grundsätze verstößt. Aber das mache ich nicht.
Denn, und das ist das eigentliche Problem was ich mit Personen wie dir habe, erzählen kann man viel, aber wie so oft im Leben unterscheiden sich das tatsächliche Handeln und das Prädigen meist gravierend.
Inwiefern? Du hast überhaupt keine Ahnung davon, wie ich handle und ob mein eigenes Handeln im Konflikt mit meinen Positionen steht. Die Probleme, die du scheinbar mit mir hast, bestehen somit nur in deiner Einbildung. Und somit ist das erneut eine implizite persönliche Unterstellung von dir, ohne jeglichen Grund...
Wir drehen uns hier etwas im Kreis, bislang hast du es nicht geschafft, auch nur Ansatzweise für Deutschland (!) darzulegen, wer aus welchen Gründen etwas nicht schaffen kann bzw. so benachteiligt ist, dass ihm der Zugang zu Erfolg, extra vage geschrieben, verwährt bleibt.
a) Es ging überhaupt nicht primär um Deutschland (Bill Gates -> USA), aber geschenkt.
b) Es gibt mannigfaltig Gründe, warum man trotz eigener (vergleichbarer) Leistungen nicht denselben wirtschaftlichen Erfolg haben kann wie andere, z.B. familiärer Hintergrund, soziale Hintergrund, soziale Umstände, Krankheit oder Verletzungen, Opfer äußerer Umstände wie Verbrechen usw.
c) Wirtschaftlicher Erfolg beschränkt sich in unserer Gesellschaft auf bestimmte Berufsbilder. Eine Krankenschwester könnte pro Tag 12 Stunden und würde trotzdem niemals zu Wohlstand kommen. Das heißt nicht, dass jede Krankenschwester Millionär werden sollte (oder wollte), aber es verdeutlicht, dass Leistung keineswegs der primäre Faktor für wirtschaftlicher Erfolg ist. Das stimmt, wenn überhaupt, dann nur für Subgruppen innerhalb sehr bestimmter, sehr eng eingegrenzter Berufsgruppen. Und auch da gelten noch die Bedingungen aus b).
d) Plakativ formuliert: "Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein." Etwas ausführlicher: Dass Bill Gates mit Microsoft Erfolg hatte, beruht natürlich auf seiner Leistung, aber eben auch darauf, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Idee war. Derselbe Mann mit derselben Idee hätte in einem anderen Land (mit anderen wirtschaftlichen und sozialen Faktoren) zu einer anderen Zeit (mit anderen technologischen und gesellschaftlichen Bedingungen) sehr wahrscheinlich nicht denselben Erfolg gehabt. Diese Entwicklung wird übrigens durch unsere Patent- und Schutzkultur maßgeblich begünstigt (obwohl sie natürlich auch Vorteile hat).
e) So ziemlich alle großen Tech-Unternehmen - so auch Microsoft - gründen ihren Erfolg nicht nur auf eigener Leistung, sondern teilweise massiv auf der Vorleistung der nationalen und globalen Gesellschaft. Die meisten Grundlagenforschungen werden an öffentlichen Institutionen und Hochschulen erzielt, finanziert durch die gesamte Gesellschaft (und Steuergelder). Auf dieser Grundlage errichten moderne Tech-Firmen ihre Monopole, wenn sie diese Grundlagen mit eigenen Ideen verbinden, kommerzialisieren und dann patentieren lassen.
Und abschließend noch kurz angemerkt: Es geht hier nicht um deine kleine Mittelstandsfirma hier in Deutschland. Die habe ich nie thematisiert. Ich habe auch keine Ahnung, wie du persönlich deine Mitarbeiter bezahlst oder welche Steuern du gerne bezahlst oder was auch immer. Das alles interessiert mich an dieser Stelle nicht, noch ist es das eigentliche Thema dieses Threads, noch erlaube ich mir somit ein Urteil darüber.
Was dein Beispiel mit der Million und den 50% betrifft, ich bin davon ausgegangen (ja, eine Annahme von mir!), dass du diesen Prozentsatz nicht zufällig gewählt hast. Falls das nicht der Fall gewesen sein sollte, könntest du ja hier kurz erklären, wie Einkommen deiner Meinung nach besteuert werden und was Deutschland anders machen sollte.
Gerne an anderer Stelle, aber das sprengt hier jeglichen Rahmen. Zumal das Thema ja nicht nur der Steuersatz ist, sondern ein hochkomplexes Konstrukt aus verschiedenen Elementen, die gemeinsam die öffentliche Hand finanzieren. Außerdem komisch, dass wir schon wieder in Deutschland sind. War das ursprüngliche Thema nicht Bill Gates?
Du sprichst ja immer von strukturellen Schwächen und das diese u.a. durch (Mehr)Einnahmen korrigiert werden könnten.
Also, bitte, erleuchte mich in welcher Form
deiner Meinung nach in Deutschland Einkommen und Vermögen besteuert werden sollte und, wenn du dir die Mühe machst, auf welcher Grundlage. Solidarität lass ich jetzt mal nicht gelten.
Wie gesagt, das sprengt den Rahmen, aber ein paar Ansatzpunkte für eine sozialere Gesellschaftsfinanzierung, wenn du schon so versessen darauf bist:
a) Erhöhung des Maximalsteuersatzes (und gleichzeitig Reduzierung der Steuersätze für niedrige und mittlere Einkommen)
b) identische Besteuerung für Lohnerträge und Kapitalerträge
c) Finanzierung der Sozialbeiträge durch Steuern (und damit Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze und Einbeziehung von Kapitalerträgen
d) extrem hohe Erbschaftssteuer (mit Ausnahmen für Familienunternehmen etc.)
e) Reform der Unternehmenssteuer, damit Steuern dort anfallen, wo Umsatz erzeugt wird (und nicht etwa da, wo sich der Firmensitz befindet)
f) Anhebung der Mehrwertsteuer für Luxusartikel
Was soll das heißen, dass du Solidarität nicht gelten lässt? Für mich ist das zentraler Bestandteil einer funktionierenden und nachhaltigen Gesellschaft.
Witzigerweise sprichst du selbst von ex- & implizit, d.h. wollen wir mal schauen, wer mit Kommentaren wie "[...] hast du nur nicht verstanden" angefangen hat?
Ich, und zwar aus den genannten Gründen.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Ich möchte darauf hinweisen, dass du vor mir persönlich geworden bist, indem du mir einfach pauschal vorgeworfen hast, ich hätte im Leben nichts erreicht und meine Argumentation wäre "dümmlich" etc.
Du kannst gerne noch mal zurückblättern. Es steht hier in aller Öffentlichkeit, wer zuerst ausfallend geworden ist bzw. sich im Ton vergriffen hat.
Edit:
Und wenn wir schon dabei sind, wie wäre es, wenn du diese Falschaussage mal richtig stellst? Wäre doch mal ein Anfang...
Nur leite ich [daraus] kein Recht ab, und genau das tut Scholdarr, dass diese Leute gleichgestellt werden sollen mit, wieder als Beispiel, einem Unternehmer, der die Verantwortung für 20 Personen trägt und damit ein ungleich höheres Risiko hat bzw. Druck verspürt.
Das habe ich nie gesagt und würde ich auch nie sagen, weil sich das in keinster Weise mit meinen Positionen deckt.
Also Sorry mal wenn du das Wort wir in den Mund nimmst. Profitieren tut ein ganz ganz kleiner Anteil davon, und das sind die Anleger, die Big Firmen und eben die Banken. Der Mensch auf der Straße so wie du und ich haben gar nichts davon. Schon der Eintritt Griechenlands wurde von Lug und Betrug eingeführt. Nichts stimmte da.
Mit "wir" meinte ich "unsere Gesellschaft", nicht wir als einzelne Personen. Es mag einem persönlich gefallen oder nicht, aber unser Staat ist als Demokratie die Gesamtheit seiner Bürger, also uns mit eingeschlossen. Individuell profitiert haben wir davon vielleicht nicht unmittelbar, aber mittelbar schon. Denn die deutsche Volkswirtschaft hat insgesamt massiv von Europa und der Einführung des Euro profitiert, und nicht eben nur die Banken, sondern z.B. auch alle Firmen, die sich dadurch günstige Kredite leisten konnten und alle Firmen, die ins europäische Ausland exportiert haben. Das deutsche BIP der letzten Jahre - und damit auch Arbeitsplätze, Lohnentwicklung usw - hängt nicht unwesentlich mit unserem volkswirtschaftlichen Nutzen durch den Euro zusammen.
Und natürlich war Griechenland nicht fit für den Euro, aber das galt auch für das gesamte Konstrukt. Trotzdem haben wir als Volkswirtschaft bisher davon profitiert, mehr als jeder andere europäische Staat. Natürlich profitieren davon am meisten die Anleger, Banken und großen Firmen, keine Frage. Das tun sie aber auch deshalb, weil wir sie lassen und weil wir - als Wähler und Staatsbürger - nicht dafür sorgen, dass diese Gewinne sozial und solidarisch verteilt werden und in eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung reinvestiert werden. Es ist auch reine Illusion, dass das Geld, was nach Griechenland geflossen ist, stattdessen etwa in den Straßenbau geflossen wäre. So einfach funktioniert das mit staatlichen Budgets nicht. Das Problem ist auch nicht, dass Geld nach Griechenland geflossen ist (denn das war prinzipiell richtig, einerseits aus solidarisch-politischen Gründen, andererseits aus wirtschaftlich-nachhaltigen Gründen), sondern in welcher Weise man die Griechen zur Verwendung dessen gezwungen hat - und da bin ich bei dir. Anstatt davon in Griechenland die Wirtschaft durch neue Investitionen anzukurbeln (Keynes und so...), floss ein Großteil davon direkt wieder zurück durch die Bedienung von Schulden. Und klar, davon profitieren vor allem die Kapitalanleger und Banker. Mit einer effizienten Besteuerung von Kapitalgewinnen könnte man einen Teil des Geldes immerhin wieder in staatliche Bahnen zurückleiten und somit wieder der Allgemeinheit zugute kommen lassen, aber das tut man ja nicht (in diesem Sinne, auch noch mal herzlichen Dank an unserer guten Freunde, die Briten). Aber wir haben es in der Hand, das zu ändern, weil wir der Staat sind.